BLKÖ:Troll-Borostyáni, Irma von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Troll, Marie
Band: 47 (1883), ab Seite: 240. (Quelle)
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Troll-Borostyáni, Irma v. (Schriftstellerin, geb. zu Salzburg am 31. März 1849). Wir sind über den Bildungs- und Lebensgang dieser Dame, welche auch unter dem Pseudonym Leo Bergen schriftstellerisch thätig ist, nur sehr lückenhaft unterrichtet. Sie arbeitet im Gebiete der Socialwissenschaft und [241] der Novelle, und namentlich ist es die Frauenfrage, mit welcher sie sich beschäftigt, und über welche sie unter ihrem vollen Namen vor mehreren Jahren das Werk: „Die Mission unseres Jahrhunderts. Eine Studie über die Frauenfrage“ (Preßburg und Leipzig 1876, G. Heckenast) erscheinen ließ. Sie fordert darin volle Gleichberechtigung beider Geschlechter und appellirt nicht nur an das Mitgefühl für die unterdrückte Hälfte der Menschheit (die Frauen), sondern auch an das Streben nach geistigem und freiheitlichem Fortschritte, weil es keinen wahren Fortschritt gibt in einem Staate, in welchem der Despotismus in vollster Blüthe steht, wie in Europa der Geschlechtsdespotismus! Nach den Auseinandersetzungen dieser Dame können alle das Wohl der Gesellschaft so schwer beeinträchtigenden Uebelstände, die eben in der Ungleichheit der staatlichen Stellung beider Geschlechter liegen, nur dadurch ausgerottet werden, wenn man die sociale Ordnung nach Principien gleicher Gerechtigkeit umgestaltet, d. h. Gesetze schafft, welche den Staatsangehörigen beider Geschlechter gleiche Pflichten und gleiche Rechte auf erlegen, die Ertheilung des politischen Stimmrechtes mitinbegriffen. Und um alles das zu erreichen, fordert sie die Frauen auf, sich in Parteigruppen zu organisiren, einheitlich zusammenzuwirken und all’ ihre Thatkraft, all’ die dem weiblichen Geschlechte so vielfach nachgerühmte Opferfähigkeit in Verfolgung dieses Zieles aufzubieten. Den komischen Eindruck, den viele Stellen dieser mitunter auch Wahres enthaltenden Schrift auf den Leser machen, lassen wir weiter unberührt, weisen aber nur die fast als Grundgedanken hingestellte Behauptung der Verfasserin, daß die Männer aus Eitelkeit, Herrschsucht u. dgl. m. ein Interesse daran haben, die Frauen in strenger Abhängigkeit zu halten, als eine geradezu unwahre, mit den Haaren herbeigezogene entschieden ab und fügen hinzu: es hat seit Jahrhunderten vor allen Emancipationsversuchen unzählige brave deutsche Hausfrauen gegeben, die sich in ihrer Freiheit nie beschränkt gefühlt haben, alle anderen – je nu, mögen halt die Unaussprechlichen anziehen. Die Verfasserin dieser dem männlichen Geschlechte hingeworfenen Fehdeschrift lebt zur Zeit in Budapesth.