BLKÖ:Trolf, Josua
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Trojański, Felix |
Nächster>>>
Troll-Borostyáni, Irma von | ||
Band: 47 (1883), ab Seite: 240. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Josua Trolf in Wikidata | |||
GND-Eintrag: [1], SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Johann Joseph Graf Trautson schon 1751, also vor mehr als hundert Jahren, in seinen denkwürdigen Hirtenbriefen die Aufgaben der Kanzel klar und bündig festgestellt. Deß uneingedenk, hielt Pater Trolf in der Pfarrkirche zu Bozen die Predigten, in welchen er der zahlreich zuströmenden Landbevölkerung seinen Standpunkt in den kirchlichen Angelegenheiten klar darlegte. Noch größeres Aufsehen als diese Kanzelvorträge des hochwürdigen Pater erregte dann dessen an den in Wien erschienenen „Volksfreund“ gerichteter Brief, den der Redacteur dieses Blattes P. Pia, die auf dem Rande des Manuscriptes beigefügte Bemerkung „Nicht zu veröffentlichen“ übersehend, dem ganzen Wortlaute nach drucken ließ. Trolf’s Epistel war eine donnernde Philippica gegen die Bozener, welche darüber in nicht gelinde Aufregung geriethen. Indessen fuhr Pater Josua, der schon vierzehn Jahre früher, als die Semitenfrage auf die Tagesordnung gesetzt wurde, entschieden den antisemitischen Standpunkt von der Kanzel herab vertreten hatte, in der angedeuteten Weise in seinen Kanzelvorträgen fort. So z. B. rief er in einer Predigt, die er im Juni 1868 in Bozen hielt, auf die einem israelitischen Handelsmanne daselbst von Seite der Stadtgemeinde zugesicherte Aufnahme in dieselbe hindeutend, aus:. „Drei Tage lag Moses im Sumpf, weil der König von Aegypten das Geschlecht der Israeliten ausrotten wollte, da es sich zu stark vermehrte. Auch heutzutage vermehren sich die Juden stark in Polen, Deutschland und Oesterreich, aber heute sollen sie nicht mehr ins Wasser geworfen werden, sie schwimmen vielmehr in Gold“. Im Jahre 1872 wurde Pater Josua von Bozen nach Brixen übersetzt, und an seine Stelle kam P. Vincentius a Paula Thuile [Bd. XLV, S. 6]. Zur Zeit befindet sich Trolf im Kloster zu Innsbruck. Eine stattliche Erscheinung über Mittelgröße, macht er einen imponirenden Eindruck, und mit der Macht der Rede wie Wenige ausgestattet, erzielt er durch das Feuer seines leidenschaftlichen Vortrages große Wirkungen bei der seinen Predigten zuströmenden Landbevölkerung.
Trolf, Josua (Capucinermönch, geb. zu Bozen in Tirol 1824). Im Jahre 1847 trat er in den Capucinerorden ein, in welchem er sich bald als Kanzelredner bemerkbar machte. Anfangs Sonntagsprediger in Bozen, dann Domprediger in Brixen, verweilt er zur Zeit im Kloster seines Ordens zu Innsbruck. Vornehmlich im Jahre 1867 richtete sich die Aufmerksamkeit des Publicums auf den streitbaren Homileten, in jenen Tagen, als die kirchlichen Verhältnisse in Oesterreich so lagen, daß einzelne Geistliche die Kanzel als den geeignetsten Ort zur Verhandlung der zwischen Staat und Kirche streitigen Fragen erachteten. Für den echten, für den denkenden und gläubigen Christen galt dieser Punkt als längst erledigt, wenigstens hat der berühmte Cardinal und Wiener Erzbischof