BLKÖ:Trojan, Alois Pravoslav

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trois, Franz Heinrich
Band: 47 (1883), ab Seite: 234. (Quelle)
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Trojan, Alois Pravoslav (Reichstagsabgeordneter, geb. zu Knobis bei Schlan in Böhmen am 2. April 1815). Der Müller und Landwirth Wenzel Trojan bestimmte seinen Sohn Alois für das Studium. Und so besuchte derselbe das Gymnasium in Schlan, dann in Prag, wo er auch nach Abschluß des philosophischen Curses die Rechte hörte und im Jahre 1838 beendete. Nun prakticirte er zunächst bei dem Magistrate in Leitmeritz, der zu jener Zeit noch das Strafrecht für den ganzen Kreis über sich hatte. Als er nach längerer Thätigkeit daselbst die Richteramtsprüfung bestanden, [235] trat er bei der k. k. Kammerprocuratur zu Prag in den Staatsdienst und arbeitete in dieser Stellung vorzugsweise in Schulangelegenheiten. Schon während seiner Studienjahre, als die ersten Wellenschläge der nationalen Richtung sich fühlbar machten, an allen Kundgebungen derselben betheiligt, entfaltete er nun nach seiner Rückkehr nach Prag in diesem Punkte eine nicht geringere Thätigkeit. In den Vierziger-Jahren galt er neben Rieger als Hauptveranstalter der čechischen Bälle, deren Endzweck war, dem Čechenthum in der höheren Gesellschaft Eingang und ebenbürtige Geltung zu verschaffen. Als Mitglied des böhmischen; Gewerbevereines förderte er mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dessen nationale Zwecke, machte namentlich um die Entwicklung der Gewerbeschule sich verdient, auf deren ausgedehnte Sammlungen er sein Hauptaugenmerk richtete. Nicht minderen Antheil hatte er an dem Zustandekommen des in Prag unter dem Namen „Měštanská beseda“ begründeten geselligen Vereines. Im bewegten Jahre 1848, in welchem auch Prag nicht hinter der Reichshauptstadt zurückblieb, war sein Verhalten bei der Versammlung am 11. März im Wenzelsbade und dann als Mitglied der zwei nach Wien abgesendeten Deputationen ein solches, daß ihm die Prager Stadtgemeinde dafür das Ehrenbürgerthum verlieh. Als Vertreter der Stadt wurde er in den damaligen Landesausschuß gewählt, in welchem ihm die Obsorge über das čechische Theater derselben zufiel, um dessen selbständige Stellung er mit aller Kraft sich bemühte. Auch war er im genannten Jahre eines der thätigsten Mitglieder des nationalen Ausschusses (národny Výbor). Bald wurde er in den böhmischen Landtag, der jedoch in diesem Sturmjahre nicht zusammentrat, dann aber im Wahlbezirke Welwarn des Prager Kreises in den. österreichischen Reichstag gewählt, in welchem er auf der rechten Seite des Hauses neben Klaudy seinen Platz nahm. Ueber Trojan’s parlamentarische Wirksamkeit daselbst entwirft der anonyme Autor der „Reichstags-Galerie“ eine kleine Studie. Von der Verlegung des Reichstages nach Kremsier bis zu dessen Auflösung übte Trojan sein Mandat im čechischen Sinne. Dann kehrte er in seinen früheren Wirkungskreis zurück und erlangte nun erst, ein bereits Vierzigjähriger, am 3. August 1855 die juridische Doctorwürde, worauf er im folgenden Jahre zum k. k. Notar mit dem Amtssitze in Rakonitz ernannt wurde. 1861 von dem ländlichen Wahlbezirke Přibram-Dobřis als Abgeordneter in den böhmischen Landtag gewählt, that er sich in demselben weniger als Redner hervor, umsomehr aber als fleißiger Arbeiter in den verschiedenen Sectionen, namentlich in allen Fällen, wo es sich um die Selbstständigkeit der St. Wenzelskrone handelte. Er zählte zu den Unterfertigern der bekannten „čechischen Declaration“ und als solcher zu den entschiedensten Declaranten. So geschah es denn auch, daß er, von dem böhmischen Landtage 1867 in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichstages entsendet, dem Programm seiner Partei getreu, seinen Platz daselbst nicht einnahm und diesen Vorgang wiederholte, als er 1873 neuerdings das Deputirtenmandat erhielt. Bei den Wahlen 1879 wurde er im Landgemeindenbezirk Smichow in das Abgeordnetenhaus gewählt. Trojan war in früherer Zeit auch als Schriftsteller seines Faches thätig und hat in den verschiedenen čechischen rechtswissenschaftlichen Zeitschriften mehrere Abhandlungen [236] veröffentlicht. Selbständig gab er heraus, in deutscher Sprache: „Zweck und Berechtigung des Rechtsinstitutes öffentlicher Notare. Nothwendigkeit und Nützlichkeit dieses Instituts mit übersichtlicher Darstellung und einer kritischen Beleuchtung der einheimischen Cautelarjustiz alter wie neuer Zeit“ (Prag 1855, André, gr. 8°.), worüber Haimerl’s „Magazin für Rechts- und Staatswissenschaften“ im dreizehnten Bande (S. 392) eine Anzeige enthält; – in čechischer Sprache: „Zákon o sýpkách obecných a fondech peněžných k nim přislušících v království českém“ (Prag 1864), die Uebersetzung des Gesetzestextes hat Trojan mit seinen Bemerkungen glossirt.

Reichstags-Galerie. Geschriebene Porträts der hervorragendsten Deputaten des ersten österreichischen Reichstages. (Von Adolph Neustadt) (Wien 1849, Jasper, Hügel und Manz, 8°.) drittes und viertes Heft, S. 105, Nr. 38. – Ebeling (Friedrich W.). Zahme Geschichten aus wilder Zeit (Leipzig 1851, Ch. E. Kollmann, kl. 8°.) S. 78 und 79. – Helfert (Freiherr von). Die Wiener Journalistik im Jahre 1848 (Wien 1877, Manz, gr. 8°.) S. 195. – Květy, d. i. Blüten (Prager illustr. Blatt, kl. Fol.) 1872, Nr. 5 und 6. – Steger (Dr.). Ergänzungs-Conversations-Lexikon, Bd. VI, S. 495.
Porträte. 1) Im Holzschnitt in der „Neuen Illustrirten Zeitung“ (Wien, Zamarski, kl. Fol.) VIII. Jahrg. (1880), Nr. 22, im Gruppenbilde der Abgeordneten des österreichischen Reichsrathes. – 2) Im Holzschnitt in den Prager „Humoristické listy“, d. i. Humoristische Blätter, 3. October 1874, Nr. 42. Ueberschrift: „Dr. Pravoslav Trojan | t. č. vůdce „„Mladých““, na sněmu pražském“, d. i. Dr. Pravoslav Trojan, Führer der „Jungen“ auf dem Prager Landtage. Beide Bildnisse ohne Angabe des Zeichners und Xylographen.