BLKÖ:Trivulzio, Antonio Tolomeo Gallio Fürst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Trivellato, Joseph
Band: 47 (1883), ab Seite: 212. (Quelle)
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Trivulzio, Antonio Tolomeo Gallio Fürst (k. k. General der Cavallerie und Ritter des goldenen Vließes, geb. in Mailand 22. Mai 1692, gest. am 29. December 1767). Der Sproß einer der angesehensten und in der Geschichte denkwürdigsten lombardischen Familien [siehe S. 216 die Quellen]. Er ist ein Sohn des Fürsten Anton Cajetan Gallio Trivulzio aus dessen Ehe mit Lucrezia Borromeo, welche nach dem frühen Tode ihres Gemals die Vormundschaft des Knaben übernahm und denselben in jungen Jahren nach Toscana brachte, um ihn dort in den schönen Wissenschaften und ernsten Disciplinen unterrichten zu lassen. Aber die Fortschritte waren bei der damals unzulänglichen Unterrichtsmethode nicht allzu große, so daß der [213] junge Fürst, damit selbst nicht zufriedengestellt, sich aus eigenem Eifer auf das Studium der Philosophie und Geschichte verlegte. Im Alter von siebzehn Jahren begab er sich an den kaiserlichen Hof von Wien, wo er bei Karl VI. und Maria Theresia die huldvollste Aufnahme fand, in kurzer Zeit zum Kämmerer, dann zum Staatsrath, zum General der Cavallerie und zum Gouverneur von Lodi ernannt wurde. Im Jahre 1732 hing ihm Kaiser Karl VI. in eigener Person die Insignien des goldenen Vließes um, verlieh ihm den Titel eines Granden von Spanien und eines deutschen Reichsfürsten mit dem Rechte, Münzen zu prägen. So glücklich auch nach Vorstehendem die Tage des Fürsten verliefen, er wurde doch von schwerem Ungemach heimgesucht. Seine Gattin Maria Renata geborene Gräfin Harrach, mit welcher er sich im Jänner 1737 vermält hatte, gebar ihm einen Sohn, welcher bald nach der Geburt starb. Als der Fürst nach einiger Zeit auch seine Gemalin durch den Tod verlor, zog er sich ganz aus der Gesellschaft zurück und lebte in völliger Zurückgezogenheit, mit seinen Studien und mit Wohlthun beschäftigt, seinen Umgang auf wenig Auserwählte beschränkend. Auch unterhielt er mit mehreren Gelehrten seines Vaterlandes, so mit Abbate Galiani in Neapel, mit Ab. Nicolini in Florenz, mit Professor Ab. Facciolati in Padua, mit Dr. Andrea Pasta in Genua und dem Mechaniker Interi brieflichen Verkehr. Zugleich war er ein großer Wohlthäter der Armen, und wie er stets Vielen Gutes gethan und Hilfe erwiesen hatte, bedachte er auch in seinem letzten Willen noch die Armut auf das reichlichste. In seinem Testamente vom 23. August 1766 ordnete er an, daß man den Palast, den er bewohnte, nach seinem Tode in ein Armenhospiz verwandle, welches nach ihm seinen Namen zu führen habe. Vorher aber sicherte er seiner letztwilligen Verfügung die Bewilligung der Kaiserin Maria Theresia und stellte sie zur bleibenden Sicherung unter den Schutz des Kaisers von Oesterreich. Als der Fürst im Alter von 71 Jahren das Zeitliche segnete, wurde seine Leiche feierlich in der Capucinerkirche an der Porta orientale in Mailand beigesetzt. Dort ruhte sie nahezu fünfthalb Jahrzehnte. Da wurde im Jahre 1810 das Capucinerkloster aufgehoben; nun erschienen die Armen des Trivulzio’schen Hospizes und baten, daß man ihnen die sterblichen Ueberreste ihres Wohlthäters überlasse, und indem man ihrer Bitte willfahrte, nahmen sie dieselben am 21. März 1812 in Empfang und übertrugen sie in festlicher Weise in die Hauscapelle des Hospizes. Und eine Inschrift an der linken Altarseite der Capelle bezeichnet die Stätte, wo die Gebeine des Wohlthäters ruhen. Als im Jahre 1857 Seine Majestät der Kaiser Franz Joseph mit seiner Gemalin der Kaiserin Elisabeth während seines Besuches der lombardischen Hauptstadt unter Anderem auch im Hospiz Trivulzio erschien, gewährte dasselbe 450 Mitgliedern beiderlei Geschlechtes völlige Verpflegung und Unterkunft.

Das Hospiz Trivulzio in Mailand. Am 1. April 1771 fand die feierliche Eröffnung der Armenanstalt Trivulzio in Mailand zunächst für 100 Insassen beiderlei Geschlechtes statt. Die Kaiserin Maria Maria Theresia nahm mit großem Wohlgefallen davon Notiz und sprach dasselbe in einem Decret vom 14. März d. J. an den Fürsten Kaunitz aus, ihm zugleich die in lateinischer Sprache abgefaßte Aufschrift übersendend, welche über dem Haupteingange des Hospizes angebracht werden sollte. Diese und alle anderen Inschriften und [214] in den unten angeführten „Cenni storici“ ihrem vollen Wortlaute nach mitgetheilt. Allmälig gewann die Anstalt immer mehr an Ausdehnung. Als Kaiser Joseph mittels Decretes vom 6. Mai 1785 die Vereinigung aller Wohlthätigkeitsanstalten Mailands in Eine anordnete, wurde dem Hospiz Trivulzio das Hospital an der Porta Vercellina mit den dazugehörigen Fonden und nach Verkauf des Klosters der dafür gelöste Betrag einverleibt. So hatte sich denn das Hospiz so erweitert, daß es schon im Jahre 1792 480 alten Armen beiderlei Geschlechts Unterhalt und Pflege gewähren konnte. Von den vornehmlichsten Wohlthätern der Anstalt befinden sich im großen Saale derselben die Bildnisse in Lebensgröße.
Cenni storici e statistici intorno al pio Albergo Trivulzio publicati per cura della Direzione nella fausta circostanza che le Loro Maestà II. RR. AA. Francesco Giuseppe I. e l’augusta sua consorte Elisabetta degnavansi di visitare questo stabilimento di Beneficenza (Milano 1857, A. Zanaboni, 4°., S. 16, mit drei Abbildungen und einer statistischen Tafel).
Porträt. Unterschrift: Principe Antonio Tolomeo Gallio Trivulzio. Locarno (dis.) (Mailand, 4°., in ganzer Figur als Ritter des goldenen Vließes, Lith.).