BLKÖ:Trenck, die Freiherren von der, Genealogie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 47 (1883), ab Seite: 136. (Quelle)
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Zur Genealogie der Freiherren von der Trenck. Die Trenck sind ein ursprünglich fränkisches Geschlecht, das schon im dreizehnten Jahr hundert genannt wird. Mit dem deutschen Orden kam die Familie nach Preußen, wo sie bald ansehnlichen Grundbesitz erwarb. Der kurbrandenburgische Rittmeister Christian Albrecht von der Trenck hatte zwei Söhne, von denen der ältere, Christoph Ehrenreich (gest. 14. Mai 1740), königlich preußischer Generalmajor und Vater mehrerer Kinder, das Geschlecht dauernd fortsetzte. Der jüngere Sohn Johann Heinrich machte noch als preußischer Officier die Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683 mit, trat dann zur katholischen Kirche und in die kaiserliche Armee über und diente bis 1714 in dem 1748 reducirten Infanterie-Regimente Georg Graf Wallis. Hierauf als Platzmajor im Neapolitanischen verwendet, kam er bald wieder nach Oesterreich zurück und focht 1716 in der Schlacht bei Peterwardein, in welcher er durch zwei Hiebe verwundet wurde. 1720 zum Commandanten der Festung Brood ernannt, hinterließ er daselbst durch allerlei Erpressungen, die er sich in seiner Stellung erlaubte, ein übles Andenken. 1723 zum Obersten befördert, starb er als Commandant von Leutschau nach 68jähriger Dienstzeit am 11. Februar 1743, so daß er glücklicher Weise seinen Sohn Franz wohl im Zenith des Ruhmes, nicht aber als Festungsgefangenen sah. Diesen Sohn Franz von der Trenck heiratete die Tochter des Feldmarschall-Lieutenants Johann Franz Baron von Tillier. Nach Einigen soll sie ihrem Gatten keine Kinder geboren haben, was je doch unrichtig ist, denn sie brachte ihm vier Kinder zur Welt, die indeß alle schon vor dem frühen Tode der Mutter dahinschieden, so daß mit Franz, als er auf dem Spielberge 1749 starb, dieser Zweig der Familie Trenck erlosch. Franz von der Trenck setzte seinen Vetter Friedrich zum Universalerben seines Vermögens ein. Dieser (geb. 1726, guillotinirt zu Paris am 25. Juli 1794) war ein Sohn des obenerwähnten königlich preußischen Generalmajors Christoph Ehrenreich. Seine [137] merkwürdigen Schicksale sind in der Biographie S. 138 u. f. dargestellt. Er heiratete die Tochter eines Bürgermeisters von Aachen, und einer seiner Söhne, Joseph, trat in die österreichische Armee und starb am 9. März 1835 als k. k. Feldmarschall-Lieutenant. Friedrichs zweiter Sohn Wilhelm setzte die preußische, heute gräfliche Linie fort, welche für dieses Werk weiter kein Interesse bietet. Ein Sohn des Feldmarschall-Lieutenants Joseph war der kaiserliche Major a. D. Heinrich von der Trenck, welcher die Umlegung der Leiche seines Großoheims, des auf dem Spielberg verstorbenen Pandurenobersten, in einen Metallsarg veranlaßte. Als Major Heinrich 1876 starb, wurde er in den Journalen als der letzte Sproß des freiherrlichen Zweiges der Trenck bezeichnet, was aber unrichtig ist, da noch zur Stunde in Preußen eine freiherrliche Linie blüht, und zwar die von der Trenck, genannt von Königsegg, deren gegenwärtiger Chef Curt Freiherr von der Trenck, genannt von Königsegg (geb. 29. April 1832), königlich preußischer Premier-Lieutenant im 6. thüringischen Infanterie-Regimente Nr. 95 und zur Dienstleistung als Adjutant bei dem Prinzen Alfred von Großbritannien u. s. w. commandirt ist. Auch noch ein weiblicher Sproß der Familie von der Trenck kam damals zum Vorschein, eine Greisin, deren Lebensgeschichte eines der ergreifendsten Beispiele von den Wandlungen menschlichen Geschickes, von der Vergänglichkeit der stolzesten Geschlechter darbietet. Es ist dies Karoline Freiin von der Trenck (geb. in Breslau 1773, gest. in Wien im Mai 1868). Sie vermälte sich zu Ende des vorigen Jahrhunderts mit dem preußischen Schiffscapitän von Kuschieke. Dieser wurde aber 1807 von den Franzosen zu Stettin wegen patriotischer Widersetzlichkeit verhaftet und fortgeschafft. Wohin? konnte seine Gattin nie erfahren, er kehrte nicht wieder zurück, er blieb verschollen. Die mittellose Witwe begab sich nun in ihre Vaterstadt Breslau, ging von dort später nach Prag und ließ sich 1809 in Wien nieder, wo sie durch Verfertigung von Spitzen ihren Unterhalt zu erwerben suchte. Im Jahre 1830 verlor sie durch die Ueberschwemmung den größten Theil ihrer Habe und ihre sämmtlichen Familienpapiere. Sie versank in gänzliche Noth und mußte ihre Existenz auf Gnadengaben stützen. Als nun im Bewegungsjahre 1848 auch diese Quelle versiegte, sah man die 75jährige Freiin von der Trenck mit dem Schubkarren auf öffentlichen Arbeitsplätzen tagwerken, um sich gleich den Äermsten der Armen einige Groschen für den Unterhalt ihres Lebens zu erwerben! In den folgenden Jahren wieder auf Unterstützung durch Wohlthätige angewiesen, erhielt sie von der protestantischen Gemeinde, welcher sie durch ihren Glauben zunächst stand, eine Pfründe im Betrage von zwölf Gulden jährlich! Die katholische Pfarre der Leopoldstadt bemühte sich, der Greisin den Genuß wohlthätiger Stiftungen zu verschaffen und rettete sie so vor dem Hungertode, denn sie bezog von nun ab den Mitgenuß der Aspremont’schen Stiftung mit 61/2 kr. W. W., der Mareut’schen mit 151/2 kr. ö. W. und der Trenck’schen mit 41/2 kr. ö. W. täglicher Alimente, so daß sie monatlich gegen zehn Gulden aus Wohlthätigkeitsgeldern und nebenbei noch von Zeit zu Zeit Gnadengaben der weiland Kaiserin-Mutter Carolina Augusta und anderer Mitglieder des kaiserlichen Hofes erhielt. Nach sechswöchentlichem Krankenlager starb die 87jährige Matrone in den Armen ihrer Pflegetochter an Altersschwäche. Ihre letzten Worte waren an ihre Pflegerin gerichtet: „Wir haben keinen Kreuzer im Hause, was wirst du machen, wenn ich nun sterbe?“ Karoline Freiin von der Trenck wurde auf Kosten der protestantischen Gemeinde beerdigt. Als diese Nachricht ins Publicum gedrungen war, brachte die Wiener „Morgenpost“ die überraschende Notiz, daß Frau von Kuschieke, geborene Freiin von der Trenck nicht der letzte Sprößling des freiherrlichen Stammes derer von der Trenck gewesen, sondern daß sich noch eine Tochter des berühmten Pandurenführers am Leben befinde. Dieselbe lebe (es war im Jahre 1860) in Atzgersdorf nächst Wien als Witwe eines Schullehrers und zähle nahezu 80 Jahre. Ihr Name sei Breithut, und sie besitze einen werthvollen Becher, in welchem ihr Vater während seiner Haft auf dem Spielberg seinen Namen eingravirte. Die Unrichtigkeit dieser Notiz ist leicht nachweisbar. Franz von der Trenck, der angebliche Vater der Breithut, heiratete 1731 Josephine von Tillier. Diese starb 1737 nach sechsjähriger Ehe. Franz von der Trenck’s Kinder schieden, wie bereits erwähnt, alle vor der Mutter dahin; wenn nun aber doch eines am Leben geblieben wäre, so müßte das jüngste 1737 geborene 1860 mindestens 113 Jahre alt gewesen sein! Nun wird von der „Morgenpost“ 1860 das Alter dieser Frau Breithut auf nahezu 80 Jahre [138] angegeben. So wäre sie etwa um 1780, so ziemlich 30 Jahre nach ihres Vaters Franz von der Trenck 1749 erfolgtem Tode, geboren. Auch die Geschichte von dem Becher klingt etwa, als habe der Notizler der „Morgenpost“ irgendwo läuten gehört, wisse aber nicht wo. Die Becher spielen im Leben Friedrichs von der Trenck, des grausamen Opfers der Fridericianischen Tyrannei, des Gefangenen von Magdeburg, eine große Rolle; daß Franz von der Trenck auf dem Spielberg in einen Becher seinen Namen geschnitzt, haben wir nirgends gelesen. Nun bleibt noch die Annahme übrig, daß die Schullehrerswitwe Breithut vielleicht eine Tochter des guillotinirten Friedrich von der Trenck sei. Dafür bietet sich schon größere Wahrscheinlichkeit dar. Als die „Morgenpost“ 1860 über die Breithut berichtete, zählte dieselbe 80 Jahre. Dann müßte sie etwa um 1780 geboren sein. Da nun Friedrich von der Trenck 1794 in Paris guillotinirt wurde, so könnte die Witwe Breithut immerhin seine Tochter sein, zumal es ja gewiß ist, daß er mehrere Kinder, darunter Töchter, hinterließ, und dann bekommt auch die Geschichte von dem Becher ihre eigentliche Bedeutung, da Friedrich von der Trenck im Kerker mehrere Becher mit seinen Gravirungen verzierte und ein solcher Becher ja wohl in den Besitz seiner Tochter gekommen sein kann. – Was nun endlich das Fideicommiß des Pandurenobersten Franz von der Trenck betrifft, welchem die Kaiserin Maria Theresia gestattete, im Gefängniß ein Testament zu errichten, so wurde in unserer Lebensskizze S. 131 u. f. der §. 20 desselben wörtlich angeführt, worauf wir zur Vermeidung von Wiederholungen verweisen. Uebrigens können Wißbegierige das Testament Trenck’s seinem ganzen Wortlaute nach in Schmidl’s „Oesterreichisch en Blättern für Literatur“ (Wien, 4°.) II. Jahrg. (1845), Nr. 13, kennen lernen. Der letzte Besitzer des Franz von der Trenck’schen Pecuniär-Fideicommisses war der k. k. Major außer Dienst Heinrich Freiherr von Trenck, der für seines Großoheims sterbliche Ueberreste in der Capucinerkirche zu Brünn den neuen kostbaren Metallsarg anfertigen ließ. Dieser Trenck starb nun am 18. Februar 1876 zu Ottakring bei Wien, und zwar ohne eine männliche Descendenz zu hinterlassen. In Folge dessen erließ das k. k. Landesgericht in Wien im December 1876 eine Kundmachung, in welcher es alle Diejenigen, welche auf dieses Fideicommiß aus was immer für einem Rechtsgrunde Anspruch zu machen gedenken, auffordert, ihr Erbe, rücksichtlich Nachfolgerecht bis 15. September 1877 bei Gericht anzumelden. [Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Justus Perthes, 32°.) XXVI. Jahrg. (1876), S. 818 u. f. – Die Glocke (Leipzig, kl. Fol.) 1860, Nr. 64.]