BLKÖ:Tommasini, Mutius Joseph Spiritus Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 46 (1882), ab Seite: 107. (Quelle) | |||
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[108] er als Vorstand des Magistrats der politisch-ökonomischen Abtheilung zu Triest, von 1849 bis 1839 als Podesta daselbst. Wie er früher in Dalmatien unter den schwierigsten Verhältnissen Muth und Umsicht bewiesen hatte, so erwarb er sich später in seiner Vaterstadt als redlicher und rastlos thätiger langjähriger Leiter der Gemeinde und des Magistrates viele und große Verdienste um das Gemeinwesen daselbst. Im Jahre 1861 gelang es der Agitation und den Umtrieben jener Partei, welche unter dem Deckmantel der Nationalität und des Fortschrittes die Geschicke Triests m einen Irrgarten politischer und financieller Extravaganzen hineinrannte und so diese wichtige Hafenstadt in eine Lage versetzte, aus welcher sich herauszuarbeiten dieselbe noch lange Zeit und große Opfer brauchen wird, den gediegenen und verdienstvollen Patrioten von seinem Posten zu verdrängen. Uebrigens war Tommasini seinerzeit auch Präsident der städtischen Leihanstalt zu Handelszwecken (monte civico commerciale) und der mit dieser vereinigten Sparcasse, sowie Director des k. k. Staatsgymnasiums in Triest. Er trat mit dem Titel eines k. k. Hofrathes in den Ruhestand. Die karge Muße, welche ihm sein vielseitiger amtlicher Beruf übrig ließ, widmete er seiner Lieblingswissenschaft, der Botanik. Ein ausgezeichneter Gelehrter in diesem Fache, war er der einstige Reisegefährte und Führer des am 9. August 1854 in Tirol verunglückten Königs Friedrich August II. von Sachsen im Küstenlande und in Dalmatien, deren Flora er auf das eifrigste gesammelt hatte. Eine Ausbeute davon sendete er an Host, der sie dann in seiner „Flora austriaca“ auch beschrieb. Ueber Botanik gab Tommasini mannigfache Schriften heraus. So veröffentlichte er in der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“ 1860, Jahrg. X, S. 244 seine Glossen und Bemerkungen über das Büchlein: „Opuscula botanica posthuma Joan. Hieron. Zanichelli“, welches 1730 in Venedig, 4°., erschien und in dem Abschnitte „Iter primum per Istriam et insulas adjacentes“, ein Verzeichniß der auf zwei Reisen des Autors in den Jahren 1722 und 1725 in Gemeinschaft mit dem Florentiner Edelmann Pier Antonio Micheli beobachteten Pflanzen enthält; auch schrieb er eine Anzeige über Dr. Heinrich Hoppe’s und Friedr. Hornschuch’s „Tagebuch einer Reise nach den Küsten des adriatischen Meeres und den Gebirgen von Krain, Kärnten u. s. w., vorzüglich in botanischer und entomologischer Hinsicht“ (Regensburg 1818) in der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“ 1860, S. 245; – ebenso über Dr. Bart. Biasoletto’s „Bericht einer Reise durch Istrien im Mai 1828“ (ebd. 1860), S. 243; – ferner schilderte er in der Regensburger botanischen Zeitung „Flora“, XX. Jahrg., 1837, seinen „Ausflug von Görz auf die Alpe Krn und in das Raibler Thal“; – in der Zeitschrift „Linnaea“ (Halle) Bd. XI (1837) seinen in Gemeinschaft mit Dr. B. Biasoletto unternommenen „Streifzug aus Triest nach Istrien im Frühling 1833 mit besonderer Rücksicht auf Botanik“, diese Reise unternahm er mit den Brüdern Theodor und Ludwig de Saussure; – beschrieb ebenda im XIII. Bande (1839) und in Berghaus’ „Annalen“ Bd. VII, S. 549–561: den „Berg Slaunik im Küstenlande und seine botanischen Merkwürdigkeiten“, wovon auch ein Separatabdruck (Halle 1859, Gebauer, 8°., 30 S. und eine illuminirte Tafel) erschienen ist; – in [109] der botanischen Zeitschrift „Flora“ Bd. XXIII (1842) veröffentlichte er „Ausflüge auf die Berge Sbeuniza in Istrien, Matazur und Caninnalpe im Görzischen und in das Trentathal; – in dem „Oesterreichischen botanischen Wochenblatt“, I. Jahrg. (1851): „Ueber die im Florengebiete des österreichisch-illyrischen Küstenlandes vorkommenden Orchideen und ihre geographische Verbreitung“; – in der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“, X. Jahrg. (1860), S. 241 u. f. schickte er dem speciellen Verzeichniß der in der Gegend von Capodistria in Istrien einheimischen Pflanzen, von Anton Loser ein Vorwort voraus; – in den „Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien“, XI. Jahrg. (1861) S. 331 veröffentlichte er seinen Aufsatz „Ueber zwei zweifelhafte Pflanzen zu Wulffen’s „Hypoceum litorale“ und „Fumaria acaulis“; – ebenda, Bd. XII (1862), S. 809: „Die Vegetation der Sandinsel Sansego und einiger naheliegender Inseln im Quarnerobusen“, wovon auch ein Separatabdruck (Wien 1862, K. Ueberreuter, 8°.) erschien, und im „Ortolano, giornale popolare di orticoltura“ (Trieste, Coen) anno V (1863) p. 12 u. f.: „Il pineta di Sorbar presso Momiano“, Fragment einer größeren Studie über die Vegetation Istriens; – außerdem beabsichtigte Tommasini die Herausgabe der zwei folgenden Schriften: „Descrizione botanica del monte maggiore (M. Caldiero o Uzka) dell’Istria, con ispeciale riflesso alle indicazioni dello Zannichelli ad esso relative“ und „Flora della parte estrema meridionale dell’Istria compresa tra una linea retta da Peroi a Carnizza e il mare“. Ritter von Tommasini’s Verdienste wurden von Seiner Majestät dem Kaiser im Jahre 1850 durch das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und im November 1855 durch den Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet. Er nahm 1874 Theil am botanischen Congreß zu Florenz und wurde als Nestor der italienischen Botaniker von Victor Emanuel mit dem Commandeurkreuz der italienischen Krone decorirt. Er war Präsident der Società agraria und der Società adriatica di scienze naturali und Ehrenbürger von Triest. Nach ihm führen viele Pflanzen den Namen, so: Ranunculus Tommasini, Silene T., Linum T., Cytisus T., Melilotus T., Onobrychis T, Lathyrus T, Potentilla T., Tragopogon T., Lactuca T, Hieracium T. (Host), Hieracium T. (Reichenbach fil.), Primula T., Euphorbia T., Ophrys T., Serapias T, Juncus T., Carex T., Calotin T., Carex silvatica T. Dem Museo civico in Triest schenkte Tommasini sein Herbar des Litorale, eine Sammlung, die einzig in ihrer Art ist. Auch hinterließ er eine kostbare botanische Bibliothek. Zu seinem Andenken wurde eine Medaille geprägt. Tommasini erscheint auch öfter mit einem m: Tomasini geschrieben.
Tommasini, Mutius Joseph Spiritus Ritter von (Botaniker, geb. zu Triest am 4. Juni 1794, gest. ebenda am 31. December 1879). Ein Sohn oder Enkel des Großhändlers und toscanischen Consuls Matthäus Johann Tommasini, der im Jahre 1798 die ah. Befugniß erhielt, auf seine eigenen Kosten ein Theater zu Triest erbauen zu dürfen. Im Elternhause und an den Schulen Triests wissenschaftlich gebildet, begann er seine staatsdienstliche Laufbahn in Zara. Er wurde Kreiscommissär in Spalato, dann in Cattaro, 1828 Assessor des politisch-ökonomischen Magistrats seiner Vaterstadt, später Gubernialrath. Von 1839 bis 1849 fungirte- Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.). 6 Jänner 1880, Nr. 6, Beilage, S. 76 „Correspondenz aus Triest, ddo. 2. Jänner“.