BLKÖ:Tochtermann von Treumuth, Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 223. (Quelle)
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Tochtermann von Treumuth, Alois (Prager Bürger geb. zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts, gest. in Prag 1780). Ein Bürger der Prager Altstadt, seines Zeichens Glaser und im Jahre 1742 Glasermeister-Aeltester, 1745 Director des Altstädter Sechsmänneramtes und zugleich Fischamts-Assessor, welche Stellen er bis zu seinem Tode bekleidete, machte er öffentlich erst von sich reden, als die Ausschreitungen der Prag vom 26. November 1741 bis zum 2. Jänner 1743 besetzt haltenden Bayern und Franzosen alle Grenzen überstiegen. Die Lasten, welche der Feind den Bewohnern der böhmischen Hauptstadt auferlegte, steigerten sich immer mehr. Schon mußten jeden Monat 150.000 bis 200.000 fl. zum Unterhalt der feindlichen Soldatesca von der Stadt aufgebracht werden. Dabei machten die Bürgermeister und der Magistrat der Prager Städte gar keinen Versuch, durch Vorstellungen gegen diese Erpressungen zu Gunsten der Bürgerschaft aufzutreten. Als nun neue ungebührliche Forderungen gestellt und bei Nichterfüllung derselben mit Strafe militärischer Execution gedroht wurde – so sollte auch alles Silber, das wer immer, ob weltlichen oder geistlichen Standes, zu Hause habe, gleichviel ob es verarbeitet oder unverarbeitet sei, in die Münze getragen werden–da erhob sich denn doch endlich der damalige Glasermeister-Aelteste Alois Tochtermann, Hausbesitzer in der Langen Gasse, auf dem Rathhause gegen diese ewigen Zumuthungen mit einem energischen Proteste, welcher zunächst eine Herabminderung jener Silberforderung zur Folge hatte. Aber auch damit gab sich Tochtermann nicht zufrieden, im Gegentheil, er verlangte die völlige Aufhebung dieser Forderung, die denn auch endlich erfolgte. Noch gegen andere Brandschatzungen trat er mit aller Entschiedenheit in die Schranken – der in den Quellen citirte „Prager Kalender“ führt alle versuchten und vollbrachten Erpressungen [224] der feindlichen Besatzungen im Detail an – und er setzte die Zurücknahme oder doch wesentliche Linderung mancher Forderungen durch, wenn auch bei einigen alle seine Bemühungen scheiterten. Aber auch sonst noch erwies er in den letzten drei Monaten der französisch-bayrischen Occupation Prags der österreichischen Generalität manchen nicht unwesentlichen Dienst; so erstattete er – trotz der auf jede geheime Correspondenz mit den blokirenden Truppen gesetzten Strafe – der Generalität genaue Berichte über die Vorgänge in der Stadt, indem er hierüber regelmäßig jede Woche zwei bis drei Briefe schrieb, deren Beförderung er vermittelte, ja er wagte sich auch, wenn er keinen vertrauten Boten finden konnte oder aber eine persönliche Rücksprache für zweckmäßig hielt, nicht ohne große Gefahr aus Prag nach Königsaal, Lissa, Smetschna in das Hauptquartier der Generale Lobkowitz oder Festetics und wieder zurück. Bald nach Abzug der Occupationstruppen im Jahre 1743 veröffentlichte er eine „Umständliche gründliche Relation oder kurze Vorstellung deren von der französischen Generalität auferlegten Anlagen und gewaltsamen Erpressungen“, in welcher er seine eigenen Protestationen, Bemühungen und Dienste sehr ausführlich erzählt. Für sein vorerwähntes wackeres Verhalten wurde er auch von der Kaiserin Maria Theresia im Jahre 1748 in den Adelstand mit dem Prädicate von Treumuth erhoben. Sein gleichnamiger Sohn Alois ward Advocat, königlicher Fiscaladjunct, kaiserlicher Notar und Decan der juridischen Facultät an der Prager Hochschule; seine Tochter, eine verehelichte Polak, war emphyteutische Besitzerin des Hauses an der unteren Kleinseitner Ueberfuhr.

Neuer Prager Kalender für Stadt und Land. Redigirt von Franz Klutschak (Prag, 4°.) XI. Jahrg., 1857, S. 69 und 70. – Erben (Karl Jaromir). Die Primatoren der königlichen Altstadt Prag (Prag 1858, Gottl. Haase, 8°.) S. 176 und 177.