BLKÖ:Tkalcsevich, Johann Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tkalcsevich, Emil
Band: 45 (1882), ab Seite: 205. (Quelle)
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Tkalcsevich, Johann Freiherr (k. k. Hauptmann und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. in Slavonien im Jahre 1723, gest. zu Esseg in Slavonien am 12. März 1774). Vom Gemeinen im Brooder Grenz-Regimente rückte er im italienischen Kriege 1746 und 1747 vor Genua in letzterem Jahre zum Fähnrich auf und machte als solcher mit 16 Freiwilligen einen Streifzug auf 20 Meilen Entfernung von der Armee, [206] von welchem er ungefährdet mit einer Beute von 28 Maulthieren zurückkehrte. Bei dem Sturme, welcher dann auf die im Aufruhr begriffene Stadt erfolgte, wurde er verwundet. In dem siebenjährigen Krieg, in den er als Lieutenant marschirte, stieg er 1760 zum Hauptmanne auf. Im Feldzuge dieses Jahres vollführte er mit siegreichem Ausgange einen kühnen Handstreich. Am 25. Juli verjagte er nämlich bei dem Dorfe Rhadisch die Escorte von zwölf mit Getreide beladenen, nach Dresden bestimmten Schiffen. Da aber mittlerweile vier Bataillone mit sechs Geschützen zum Schutze des Getreidetransportes herbeieilten, konnte er von den zwölf Schiffen nur vier in Sicherheit bringen. Während er mit diesen seine Truppe zu erreichen suchte, hatte er noch manchen feindlichen Angriff zurückzuschlagen, doch brachte er, nachdem er einer Umzingelung mit großer Umsicht entgangen, die Beute zu unserer Armee, wo sie vertheilt wurde. Vier Tage nach diesem Handstreiche ward er von dem Obersten Dönhoff [Bd. III, S. 344][WS 1], welcher durch seine Kundschafter Nachricht erhalten hatte, daß in dem festen Schlosse Riesa ein großer, zur Belagerung von Dresden bestimmter Vorrath an Munition aufgespeichert liege und die Besatzung nur aus einer Compagnie bestehe, durch die Aufforderung geehrt, das Schloß zu überrumpeln und sich der Munition zu bemächtigen. Mit zwei Compagnien des Brooder Grenz-Regiments und 20 Reitern, theils Széchenyi-Huszaren, theils Stabsdragonern, trat er sofort den Marsch an. Die Reiter ließ er durch die Elbe schwimmen, während er mit seiner Mannschaft einen anderen Weg einschlug, auf welchem er alle feindlichen Posten mit großer Umsicht aufhob. Verabredetermaßen traf er des Nachts mit den Reitern unbemerkt vor dem Schlosse zusammen. Mit Tagesanbruch unternahm er auf dasselbe den ersten Sturm; dieser, wie die nächstfolgenden fünf wurden zurückgeschlagen, so tapfer leistete die Besatzung Widerstand. Aber der siebente Sturm gelang, Tkalesevich war Meister des Schlosses, und drei Officiere mit der ganzen Besatzung mußten die Waffen strecken. Außer einer großen Anzahl Bomben, einer ungeheueren Menge scharfer Flintenpatronen gelangten 150 Fässer Pulver in seinen Besitz. Was er von seiner Beute nicht fortzubringen vermochte, ließ er zum Theile in die Luft sprengen, zum Theile in die Elbe versenken. Der Verlust dieses ansehnlichen Munitionsvorrathes war ein Grund mehr für König Friedrich II., die geplante Belagerung der Stadt Dresden aufzugeben. Für seine Waffenthat wurde Tkalesevich in der 7. Promotion (vom 30. April 1762) mit dem Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet und 1763 in den Freiherrnstand erhoben. Nach dem Hubertsburger Frieden, der noch im nämlichen Jahre zu Stande kam, trat er aus der Armee. Erst 51 Jahre alt, starb er zu Esseg.

Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 151 und 1730.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. IV, S. 344].