BLKÖ:Tkalać, Emmerich Ignjatevic

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tkalčević
Band: 45 (1882), ab Seite: 204. (Quelle)
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Tkalać, Emmerich (Imbro) Ignjatevic (Schriftsteller, geb. zu Karlowitz in Croatien am 6. Mai 1824). Die Gymnasialclassen besuchte er in seiner Vaterstadt und zu Gratz in Steiermark. Die Universitätsstudien machte er in Wien, Berlin, München und Heidelberg, zuletzt an der damaligen Rechtsakademie in Agram, auf welcher er auch die Doctorwürden aus der Philosophie und Jurisprudenz erlangte. Er wendete sich nun literarischen Arbeiten zu und veröffentlichte zunächst die Schrift: „De religione christiana in Slavis introducta, propagata, reformata“ (Heidelbergae 1848); – ferner: „Ost und West. Eine politische Rundschau“ (1850), welche eine Sammlung seiner von 1849 bis 1850 in der „Südslavischen Zeitung“ abgedruckten politischen Leit- und andere Artikel enthält; – „Bericht der (Agramer) Handels- und Gewerbekammer für die Jahre 1852 und 1853“; – „Das serbische Volk in seiner Bedeutung für die orientalische Frage und die europäische Civilisation“ (1853); – „Das Staatsrecht des Fürstenthums Serbien“ (1857). Im Jahre 1859 erschien von des croatischen Poeten Masuranic [Bd. XVII, S. 199] epischem Gedicht: „Smrt Smail Aga Čengica, d. i. Der [205] Tod des Smail Czengitsch Aga, die zweite Ausgabe in lateinischer und cyrillischer Schrift, von Tkalać besorgt und zugleich mit einer Vorrede einbegleitet. Alle die erwähnten Arbeiten wurden im Ganzen wenig beachtet, und Tkalać war in deutschen Kreisen kaum gekannt, bis er 1861 in Wien die Herausgabe der politischen Wochenschrift „Ost und West“ begann, welche durch ihre entschiedene, dem Cabinet Schmerling-Lasser feindselige Haltung Aufsehen erregte. Dieses steigerte sich, als Tkalać als Redacteur des Blattes wegen eines Artikels in der Nummer vom 30. August 1861 gerichtlich verfolgt, zu sechsmonatlichem einfachen Kerker und einem Cautionsverluste von 1100 fl. verurtheilt wurde. Der zweite Jahrgang der Wochenschrift brachte in Nr. 4, S. 152 bis 186 den ganzen sensationellen Preßproceß zum Abdrucke. In der Vertheidigung bediente sich Tkalać der Phrase, daß er zu Seiner Majestät allergetreuester und loyaler Opposition gehöre“, und wenn Herausgeber nicht irrt, datirt von da der Gebrauch dieses „geflügelten Wortes“. Mit dem Eingehen des Blattes „Ost und West“ im April 1863 verschwand auch Tkalać’s Name aus der Oeffentlichkeit. Ob in dem am 13. März 1865 zu Agram als Gymnasialprofessor verstorbenen Dr. Tkalać unser Publicist zu suchen, können wir nicht sagen.

Porträt. Lithographie mit serbischer Unterschrift aus dem Jahre 1861 (Brustbild in Fol.).