BLKÖ:Tillier, Joseph Maximilian Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 45 (1882), ab Seite: 159. (Quelle)
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Tillier, Joseph Maximilian Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Novara im Jahre 1727, gest. Wien 7. October 1788). Ein Bruder des Vorigen und wie dieser aus dem Holze des Vaters geschnitten. In den ersten Jahren des Erbfolgekrieges begann er als Volontär im Pandurencorps Trenck’s, der überdies sein Schwager war, seine militärische Laufbahn. Im siebenjährigen Kriege bereits Major bei Simbschen-Infanterie Nr. 53, commandirte er bei der Belagerung von Olmütz in der Nacht vom 4. Juni 1758 den Ausfall auf die feindlichen Werke, bei welcher Gelegenheit der Feind aus den Tranchéen getrieben, diese zum Theile zerstört und zweiundzwanzig Gefangene eingebracht wurden. Auch sonst that sich Major Tillier während der Belagerung von Olmütz so hervor, daß er nach Aufhebung derselben mit Uebergehung der Oberstlieutenants-Charge zum Obersten bei Bethlen-Infanterie Nr. 52 befördert wurde, ein Fall, der in der kaiserlichen Armee zu den großen Seltenheiten gehört. Im letzten Feldzuge des siebenjährigen Krieges, 1762, kämpfte er besonders ruhmvoll am 6. Juli im Gefechte bei Adelbach, wo er Brigadierdienste versah. Die Preußen waren mit starker Uebermacht gegen das auf den Anhöhen aufgestellte Brentano’sche Corps angerückt, um durch dessen Verdrängung die linke Flanke der Daun’schen Armee zu gewinnen. Eine dreistündige Kanonade begleitete die beiderseitigen Bewegungen. Baron Tillier, welcher die Absicht der Preußen, auf seinen Flügel durchzubrechen, bald durchblickte, ließ sofort die Artillerie auf dem sogenannten Sachsenberge aufführen und denselben durch ein Bataillon seines Regiments besetzen. Nun entsendete auch der Feind unverweilt eine größere Truppenabtheilung – fünf Bataillone – um sich dieser wichtigen Anhöhe zu bemeistern. Obwohl der erste Angriff der Preußen zurückgeschlagen wurde, gelang es ihnen doch, den Berg zu ersteigen. In diesem kritischen Augenblicke aber erschien bereits Oberst Tillier mit seinem zweiten Bataillon dem ersten zu Hilfe und ließ mit einer Division eine Attaque in der Fronte machen, während er mit den übrigen vier Compagnien gefällten Bajonnets so herzhaft dem Feinde in die Flanke fiel, daß dieser die erstiegene Anhöhe alsbald wieder räumte. Die durch diesen Erfolg entflammten Compagnien, unterstützt von zwei ihnen zu Hilfe geschickten Bataillonen Warasdiner Grenzer, verfolgten nun die preußischen Bataillone bis hinab in das Thal, warfen daselbst die am Fuße des Berges zur Unterstützung ihrer den Berg erstürmenden Kameraden aufgestellten Preußen über den Haufen und trieben sie vollends aus dem Dorfe hinaus und zurück. Tillier erhielt für diese schöne, den Sieg der Unseren entscheidende Waffenthat in der neunten Promotion (vom 21. November 1763) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. 1771 stieg er zum Generalmajor, bald danach zum Feldmarschall-Lieutenant auf und wurde 1775 zum Inhaber des 14. Infanterie-Regiments ernannt. 1778, erst fünfzig Jahre alt, aber bereits 36 Dienstjahre zählend, sah [160] er sich seiner schwankenden Gesundheit wegen genöthigt, aus dem activen Dienste zu treten. Man rühmte ihn als großen Meister der schätzbaren Kunst, die Truppen in den Waffen zu üben und die Kriegsdisciplin in ihrer Unantastbarkeit zu erhalten. Tillier starb im Alter von 60 Jahren.

Thürheim (Andreas Graf). Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prohaska, Lex.-8°.) Bd. I, S. 346, unterm Jahr 1757 bis 1762; S. 349, unterm Jahr 1762; S. 360, unterm Jahr 1758.