BLKÖ:Tiepolo, Giandomenico Conte

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tiepolo, Angela
Band: 45 (1882), ab Seite: 143. (Quelle)
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Tiepolo, Giandomenico Conte (Schriftsteller, geb. in Venedig am 1. August 1763, gest. ebenda 7. Jänner 1836). Der Sproß einer der ältesten Familien Venedigs. Sein Vater Alviso war Gesandter der Republik am päpstlichen Hofe in Rom und lebte daselbst von 1769 bis 1773. Der Sohn, der im Elternhause durch den spanischen Exjesuiten Christophoro Tentori erzogen wurde, brachte diese Jahre gleichfalls in Rom zu, und blieb der Aufenthalt daselbst nicht ohne Einfluß auf seinen für die Kunst und alles Schöne empfänglichen Sinn. 1788 trat er in öffentliche Dienste, und zwar wurde ihm die Regierung der Insel Chioggia übertragen. Während seiner Verwaltung, die mit Mai 1792 endete, veranstaltete er die Herausgabe der von dem Kanzler Giuseppe Boerio ausgeführten „Raccolta di Parti, Terminazioni e Decreti concernenti ai corpi, magistrati ed uffizj municipali di Chioggia“ (Venezia 1791, Pinelli). Hier ist es am Platze zu bemerken, daß die Regierungsstellen der Republik Venedig, im Gegensatze zu anderen Ländern nicht von derselben besoldet wurden, die Träger der Stellen mußten vielmehr aus Eigenem den Aufwand, den diese erforderten, bestreiten und. bei manchen Gelegenheiten selbst die Bevölkerung mit ihren eigenen Mitteln unterstützen, wie dies bei Tiepolo der Fall war, als Chioggia 1791 wegen Mangels an Mehl einer Hungersnoth preisgegeben war. Im December 1792 erhielt er einen Posten im Gesundheitsamte. Kaum hatte er denselben angetreten, als auf einigen Schiffen, welche erst kürzlich aus der Levante in den Hafen Venedigs eingelaufen waren, die Pest ausbrach. Da war es Tiepolo, welcher mit aller Energie die trefflichsten Anstalten traf, um die Pest zu isoliren und dadurch die Republik und somit wohl auch ganz Italien vor der entsetzlichen Seuche zu bewahren. Als im Jahre 1797 auch Venedig in Folge der durch Frankreich herbeigeführten politischen Umwälzungen der cisalpinischen Republik einverleibt wurde, erhielt Tiepolo eine Stelle bei dem Hafenamte an Seite des Commissärs Jacopo Nani. Mit dem Erlöschen der cisalpinischen Republik zog er sich von allen öffentlichen Aemtern zurück und lebte während der nun folgenden österreichischen Regierung in Venedig ausschließlich den Wissenschaften. Vornehmlich beschäftigte ihn die Geschichte seines Vaterlandes, und eine nicht werthlose Frucht seiner Studien ist die Widerlegung der Irrthümer, welche Daru in seinem Werke über Venedig begangen. Letzterer hatte nämlich eine „Histoire de la République de Venise“, 7 vol. (Paris 1819, Didot) herausgegeben. Tiepolo ging nun daran, dieses Werk einer kritischen Prüfung zu unterziehen, und ein Ergebniß derselben war die Arbeit „Rettificazione di alcuni equivoci riscontrati nella Storia veneta del Signor Daru“, 2 tomi (Udine 1828, Fratelli Mattiuzzi), welche den Werth der lange für das beste Werk über Venedig gehaltenen Geschichte Daru’s auf sein eigentliches Maß zurückführte und die zahlreichen [144] Irrthümer und Unrichtigkeiten an der Hand gewissenhafter Quellenforschung widerlegte. Eine andere sehr schätzbare wissenschaftliche Arbeit Tiepolo’s sind seine „Studii sui piombi, suggelli, sulle monete, medaglie, armi e pergamene venete“ mit mehreren tausend Abbildungen der Medaillen, Siegel u. dgl. m. der Republik. Mehreres Andere übersetzte er aus dem Englischen. Doch sind die vorgenannten Schriften seine Hauptwerke. Mit Hinterlassung einer zahlreichen Familie starb er im Alter von 73 Jahren. Die drei Venetianer Maler Giambattista Trepolo (geb. 1692, gest. 1769) und seine Söhne Giandomenico (geb. 1729) und Lorenzo (geb. 1728) gehören einer anderen Familie an, als unsere Venetianer Patrizier.

Tipaldo (Emilio de). Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei (Venezia 1838, tipogr. di Alvisopoli, gr. 8°.) Vol. VI, p. 209 et sequ.Dandolo (Girolamo). La caduta della repubblica di Venezia ed suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venezia 1855, Naratovich, 8°.) p. 193.