BLKÖ:Thysebaert, Rudolph Franz Freiherr

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Thyß, Peregrinus
Band: 45 (1882), ab Seite: 129. (Quelle)
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Thysebaert, Rudolph Franz Freiherr (Weihbischof, geb. zu Salzburg am 29. April 1798, gest. zu Olmütz am 12. Mai 1868). Der Sproß einer alten holländischen Familie, über welche S. 131 die Quellen Näheres berichten. Der erstgeborene Sohn des k. k. Kämmerers Karl Franz Joseph Freiherrn von Thysebaert aus dessen Ehe mit Karoline geborenen Gräfin Czernin, widmete er sich anfangs dem juridischen Studium auf der Prager Hochschule, aber schon nach zwei Jahren vertauschte er dasselbe mit jenem der Theologie, zu welcher er sich hingezogen fühlte. Im Jahre 1819 wurde er als Canonicus des Olmützer Hoch- und Erzstiftes installirt, 1822 von dem Prager Erzbischofe Chlumczansky zum Priester geweiht. Nun trat er in die Seelsorge, und zwar zunächst auf der Pfarre Brandau, erhielt aber bald die Propstei am Collegiatstifte zu Kremsier, wo er der Folge nach als Erzpriester, Dechant und Schuldistrictsaufseher wirkte. Im Jahre 1833 bezog er die Capitularresidenz in Olmütz und hatte als Praelatus scholasticus die Oberaufsicht über die Schulen der Erzdiöcese, welchen Posten er mit großer Gewissenhaftigkeit versah, indem er trotz seiner schwächlichen Gesundheit die entferntesten Schulen besuchte, um sich persönlich von dem Zustande derselben zu überzeugen. 1842 wurde er zum Bischof von Tiberias consecrirt und überdies zum Capiteldechanten erwählt. Auch fungirte [130] er als Director der theologischen Studien und als Superior des Ursuliner-Convents, in welch letzterer Stellung er auf strenge Erfüllung der Ordensregeln und auf Hebung der Klosterdisciplin bedacht war. Ferner führte er den Orden der Schulschwestern in der Diöcese ein, begründete das Mutterhaus in Mährisch-Trübau und errichtete die Filialen in Sternberg, Prerau und Ungarisch-Brod. Seine Einkünfte verwendete er ausschließlich zu wohlthätigen Zwecken, insbesondere für den Convent der Ursulinerinen. Nach schwerer Krankheit legte er 1851 seine Bischofstelle nebst den anderen ihm anvertrauten Aemtern nieder. Obwohl ein sehr gelehrter Theolog, war er doch nur ausnahmsweise schriftstellerisch thätig und veröffentlichte außer einem „Andachtsbüchlein für die heilige Weihnachtszeit“ (Olmütz 1852, Neugebauer, 12°., mit 8 KK.) blos das Werk: „Die Klöster und das Klosterthum in ihren Motiven, ihrem Entstehen, Sein und Wirken, betrachtet mit Rücksicht auf die Verhältnisse unserer Zeit“ (Olmütz 1863, Große, gr. 8°., S. 159). Aber außer in den theologischen Disciplinen, in denen besonders Mystik und Ascese seine Lieblingswissenschaften waren, und in welcher Richtung man oft wunderbare Urtheile aus seinem Munde vernehmen konnte, erwies er sich auch in weltlichen Disciplinen wohlbewandert: er besaß tiefe naturhistorische Kenntnisse, sprach böhmisch, französisch, italienisch, spanisch und englisch, liebte die Poesie, verstand trefflich Musik, zeichnete, malte mit Geschick und war ein gewandter Techniker, so daß er noch in seinen letzten Jahren einen Erdglobus von 4 Schuh im Durchmesser für das Olmützer Knabenseminar selbst verfertigte.

Kleines biographisches Lexikon, enthaltend Lebensskizzen hervorragender um die Kirche verdienter Männer (Znaim 1862, M. F. Lenck, 8°.) S. 250.