Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 44 (1882), ab Seite: 151. (Quelle)
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Thalson, Dionys (Feldcaplan, geb. in Dalmatien 1786, gest. zu Karlsburg 1863 oder 1864). Seit früher Jugend dem Barnabitenorden angehörend, wurde er 1812 Regimentscaplan im 6. Chevauxlegers-Regimente Fürst Rosenberg, in welchem er die Feldzüge 1813 in Deutschland, 1814 in Frankreich mitmachte. Mit einem großen Pallasch umgürtet, das Crucifix auf der Brust, eine lange Meerschaumpfeife im Munde, rückte er hoch zu Roß ins Feld und betheiligte sich freiwillig an mehreren Reiterattaquen. Da er sich sowohl durch strenge geistliche Pflichterfüllung, als auch „durch persönliche Tapferkeit“ auszeichnete, erhielt er 1814 das silberne geistliche Verdienstkreuz. Im Jahre 1834 wurde er Garnisonscaplan in der Festung Karlsburg, wo er 1849 die Belagerung durchmachte. Ein großes Schwert an der linken Seite, eine Patrontasche auf dem Rücken, ein Kreuz auf der Brust und einen Stutzen in der Hand, so stürmte er, wie Graf Thürheim als Augenzeuge berichtet, bei allen größeren Ausfällen stets in der vordersten Plänklerreihe und feuerte fest darauf los; lag ein Verwundeter da, so gab er ihm je nach der Gefahr das Crucifix zum Kusse und einen kurzen geistlichen Segen, oder aus seiner großen Feldflasche einen stärkenden Trunk. Obwohl schon 62 Jahre alt, diente er doch den Jüngsten als Muster von Unerschrockenheit, Tapferkeit, Unermüdlichkeit und stets heiterer Laune. Er erhielt nun auch das goldene geistliche Verdienstkreuz zu dem silbernen. Der friedliche Gottesdiener gab auch den kriegerischen Herrendienern das schönste Beispiel, wenn er als freiwilliger Jäger mit auf den Wällen stand, oder wie ein Jüngling über Gräben springend, stets im dichtesten Feuer kämpfte. Ueber die Belagerung von Karlsburg gab er im „Soldatenfreunde“ vom November 1849 ein Tagebuch heraus. In seinen Berufspflichten und seinem Lebenswandel ein würdiger gottbegeisterter Priester, dabei [152] durch und durch Soldat und ein alter Reitersmann, war er im gewöhnlichen Leben ein Sonderling, ja in seinen Gewohnheiten originell. Sein Zimmer, angefüllt mit Büchern, die durcheinander auf der Erde lagen, ließ er Jahre lang weder kehren, noch lüften, Spinnweben und dicker Staub bedeckten darin Alles, und er schlief auf einem am Boden liegenden Strohsack. Im Munde hatte er stets die lange unvermeidliche Meerschaumpfeife. Ein Unicum waren seine Predigten, oder richtiger gesagt, Ansprachen, deren eine etwa folgendermaßen lautete: „Waffengefährten, Brüder, Soldaten, seid treu Eurem Herrn und Kaiser, tapfer wie Löwen, sonst wäret ihr keinen Schuß Pulver werth und der Teufel sollte Euch holen!“ Im Bade tödtete ihn ein Schlaganfall.

Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1863, F. B. Geitler, gr. 8°.) Bd. III: „Die Uhlanen“, S. 289. – Derselbe. Reminiscenzen. Fragmente eines Tagebuchs (Wien 1864, Geitler, gr. 8°.) S. 64 und 195.