Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 44 (1882), ab Seite: 7. (Quelle)
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Terpinz, Fidelis (Industrieller, geb. zu Krainburg in Krain am 24. April 1799, gest. zu Laibach am 15. Februar 1875). Der Sproß einer sehr geachteten Bürgerfamilie, machte er in Laibach das Gymnasium durch und trat, nachdem er daselbst auch die philosophischen Studien beendet hatte, 16 Jahre alt, in das ausgedehnte Landesproductengeschäft seines Vaters ein, welches er durch Tüchtigkeit und rastlosen Eifer bald zur höchsten Blüte brachte. Besondere Aufmerksamkeit widmete er zunächst der von seinem Vater zu Jauchen ins Leben gerufenen Strohflechterei, mit dem Handel der Strohhüte in fremde Länder diesen Industriezweig dergestalt unterstützend, daß derselbe von Jauchen aus schnell in der ganzen Mannsburger, Commenda’er und Vodicer Pfarre in Aufschwung kam. Daneben errichtete er auch mit Hilfe seines Vaters in Krainburg eine Lederfabrik, welcher er später eine Kotzenfabrik folgen ließ. Im Jahre 1826 etablirte er in Laibach ein großes Landesproductengeschäft, das er bis 1836 fortführte, und kaufte die Herrschaft in Kaltenbrunn, dessen kolossale Wasserkraft er zu industriellen [8] Unternehmungen auszubeuten beschloß. So setzte er denn binnen vier Jahren in letzterem Orte fünf Getreidemühlen mit 33 Gängen in Betrieb, wodurch er nicht nur den Mehlbedarf der Umgebung Laibachs vollkommen deckte, sondern auch einen bedeutenden Export über Triest ermöglichte. Hierauf verband er sich mit seinem Schwager Zeschko und seinem Freunde Franz Gallé zu weiteren industriellen Unternehmungen. Es entstanden in Josephsthal die große Papier- und die Oelfabrik, dann die Farbholzfabrik, in welcher jährlich 10.000–16.000 Centner verschiedener Farbhölzer geschnitten, geraspelt, pulverisirt und gemahlen wurden, für deren Absatz er Agenturen in Bukarest, Brünn, Graz, Marburg, Pest und Wien hielt. Weitere Unternehmungen waren die Loden- und Wolldeckenfabrik in Udmat und die Papierfabrik in Ladija bei Zwischenwässern, wo er die Wasserwehr ganz aus eigenen Mitteln erbaute und der bis dahin unbenutzten Wasserkraft eine glänzende Zukunft eröffnete. Aber auch humane Erfolge wurden bei diesen großen Unternehmungen erreicht, indem durch dieselben Tausende von Menschen Arbeit und Unterhalt fanden. Erfolg- und segensreich, wie auf dem Gebiete der Industrie, wirkte er auch auf jenem der Landwirthschaft. Er besuchte die verschiedensten industriellen und landwirthschaftlichen Ausstellungen des Continents, und was auf denselben zu Gunsten der heimischen Industrie und Landwirthschaft sich verwerthen ließ, das schaffte er an, oder verbesserte nach fremdem Muster das Mangelhafte, kein Opfer scheuend. So steigerten sich seine Kenntnisse, so wuchs sein Ruf, so mehrte sich sein Eifer, und in Würdigung alles dessen wurde er im Jahre 1849 zum Präsidenten der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Krain gewählt, welches Ehrenamt er durch zwei Decennien bekleidete. Um seinen Landsleuten den großen Nutzen einer rationellen Bodencultur recht anschaulich zu machen, führte er in Kaltenbrunn eine Musterwirthschaft ein. Auf seine Anregung allein wurde im Lande Knochenmehl zur Bodenverbesserung erzeugt, durch seinen Eifer allein fanden Topinambur, Mohär, Sirk, Timotheusgras und andere Getreide- und Grasarten bedeutende Verbreitung im Lande. Auch die Hebung der Viehzucht ließ er auf das eifrigste sich angelegen sein. Was an landwirthschaftlichen Maschinen erfunden wurde, unterzog er vorerst einem eingehendem Studium, und wenn er es als gut und praktisch befand, dann konnte man sicher sein, es auf seiner Besitzung zu finden. Hier besuchte Erzherzog Johann den tüchtigen Kenner der Landwirthschaft, um mit ihm landwirthschaftliche und industrielle Fragen zu besprechen. Aber auch von anderer Seite fand Terpinz Anerkennung und Würdigung. Von Ausstellungen, die er mit seinen Erzeugnissen beschickte, brachte er Preise, Ehrendiplome und Medaillen heim, so u. a. von jener zu Paris 1856 als Aussteller in der landwirthschaftlichen Abtheilung einen ersten Preis und von der Académie agricole nationale in Paris die goldene Medaille erster Classe. Von Seiner Majestät dem Kaiser wurde er mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens geschmückt. Kaum 26 Jahre alt, war er bereits Director der Laibacher Sparcasse und Oberrichter der Umgebung Laibach, später wirkte er lange Zeit hindurch als Gemeinderath der Stadt Laibach, die ihm das Ehrenbürgerdiplom verlieh, der Aushilfscasseverein nahm ihn unter seine Ehrenmitglieder auf, die Bevölkerung wählte ihn [9] in den Landtag, der Kaiser ernannte ihn zum Landeshauptmann-Stellvertreter. Aber die Politik war nicht das Gebiet, auf dem er sich heimisch fühlte, am wenigsten in einem Lande, wo die Unduldsamkeit der slavischen Partei den Deutschen feindselig entgegentritt, denen diese doch alles verdankt, was sie an Wissen und Gesittung besitzt. Trotz aller Ehrenbezeigungen immer gleich bescheiden, begnügte er sich mit der Freude über das Gelingen eines Unternehmens, durch welches er dem Lande einen Nutzen, der arbeitenden Bevölkerung eine Wohlthat gebracht, seine Selbstlosigkeit ging mit seinem Humanismus und Patriotismus Hand in Hand. Nach Michael Angelo und Sigmund Freiherrn von Zois war Terpinz der dritte Wohlthäter der heimatlichen Industrie, und durch den Tod dieses Edlen verlor Krain einen seiner besten Männer.

Amtlicher Katalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Oesterreichs (Wien 1873, Verlag der General-Direction, 8°.) S. 73, Nr. 348 und S. 143, Nr. 263. – Laibacher Tagblatt, 1875, Nr. 38. – Triglav, Zeitschrift für vaterländische Interessen (Laibach, 4°.) I. Jahrg. (25. April 1865), Nr. 33.