BLKÖ:Terklau, Matthias

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Terebelski, Heinrich
Band: 43 (1881), ab Seite: 287. (Quelle)
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Terklau, Matthias (Pfarrer zu Städteldorf am Wagram, geb. in Wien 17. Februar 1814, gest. zu Städteldorf 15. April 1868). Franz Terklau, ein schlichter Bürger und Hausinhaber in Wien, ließ seinen Sohn zunächst die Pfarrschule in der Vorstadt Erdberg, dann das akademische Gymnasium in Wien besuchen. Nach Abschluß seiner philosophischen Studien trat Matthias im Herbst 1834 in das fürsterzbischöfliche Alumnat ein. Am 25. Juli 1838 zum Priester geweiht, wirkte er als Cooperator zunächst in Pazmannsdorf im V. u. M. B., dann vom Jänner 1841 an zu Inzersdorf am Wienerberg und vom September 1842 an der Pfarre St. Johann in der Praterstraße (Jägerzeile) zu Wien. Als Ende März 1848 in Folge eines nächtlichen Krawalls und einer gegen den Pfarrer von St. Johann ins Werk gesetzten Demonstration dieser plötzlich seine Gemeinde verließ, wurde Terklau von dem fürsterzbischöflichen Consistorium zum Provisor ernannt, als welcher er bis zum 7. November 1848, also in [288] den schlimmsten Tagen dieses Jahres, seines Amtes waltete. Bekanntlich war zu jener Zeit die Leopoldstadt und vornehmlich die Jägerzeile der Schauplatz der gräßlichsten Ereignisse. Terklau selbst bemerkt in seinen kurzen Lebensaufzeichnungen, daß sich in Dunder’s „Denkwürdigkeiten der October-Revolution“ die Vorgänge bei der Pfarre und Kirche in der Jägerzeile verzeichnet finden. Nach wieder hergestellter Ruhe bat die Gemeinde das erzbischöfliche Consistorium, daß Terklau ihr als Pfarrer belassen werde. Dieser Bitte aber willfahrte dasselbe nicht, sondern er mußte seine Cooperatorstelle wieder antreten, die er noch bis zum 15. Mai 1849 versah, an welchem Tage er als Pfarrer von Städteldorf investirt wurde. Diesen letzten Posten bekleidete er durch neunzehn Jahre, bis zu seinem Tode. Mit schlichten Worten schildert er selbst die Art und Weise seiner Pfarrverwaltung. In die Zeit derselben fällt, 1859, der Thurmbau von Städteldorf und 1863 die innere Restauration der Kirche, wozu er aus eigenen Mitteln die Summe von 1100 fl. beisteuerte. Im August 1866 erlebte er den Durchzug der Preußen, welche überall, wo sie hinkamen, die Cholera einschleppten, die so heftig wüthete, daß an manchen Orten 15 bis 20 Percent der Bevölkerung von der Seuche hingerafft wurden. Terklau war zum Dechanten und f. e. geistlichen Rathe ernannt worden. Am 14. April 1868 schrieb er mit eigener Hand die Inschrift für seinen Grabstein und bezeichnete den folgenden Tag als den seines Todes. In seinen letztwilligen Verfügungen widmete er 10.000 fl. in öffentlichen Staatsschuldverschreibungen dem Knabenseminar zu Städteldorf, und sollten die Interessen dieses Capitals, in welche seine Stiefmutter und seine Haushälterin, so lange sie lebten, sich gleichmäßig zu theilen hatten, nach dem Tode derselben dem genannten Institute ungeschmälert zufallen. Mit den Interessen eines Capitals von 4000 fl. sollte der jeweilige Pfarrer von Städteldorf jährlich zwei sittliche Mädchen (Bräute) ausstatten, und im Falle nur ein Mädchen zur Aussteuer käme, mit dem andern Betrag Hausarme betheilen. Kleinere Summen bestimmte Terklau zu einer Schulstiftung für arme Kinder und für die Armeninstitute Städteldorf und Inkersdorf. Auch schriftstellerisch war unser Pfarrer thätig, und zwar lieferte er in den Jahren 1848 und 1849 viele Artikel für die Brunner’sche „Kirchenzeitung“, gab ein Gebetbuch heraus, dessen Titel mir nicht bekannt ist, schrieb den Text zu Führich’s Kreuzgang und das durch viele Auflagen verbreitete Buch: „Der Geist des katholischen Cultus. Eine Darstellung der kirchlichen Orte, Geräthe, Handlungen und Zeiten in ihrem Bezuge auf die katholische Lehre“ (Wien 1845, Braumüller und Seidel, 12°.), wovon bis 1871 neue verbesserte und vermehrte Auflagen (die letzte Wien bei Gerold) und im Jahre 1865 nach der siebenten deutschen Auflage auch eine ungarische Uebersetzung von Caspar Dornis unter dem Titel: „A katholika istentisztelet szelleme, avagy az egyházi szokások és szertartások magyarázata....“ (Pesth, dritte Aufl., 1865, Lampel, 8°.) erschienen sind.

Wiener Kirchen-Zeitung, Redigirt von Alb. Wiesinger, Beilage vom 22. August 1868, Nr. 34, 35 und 36: „Matthias Terklau. Pastoralbilder aus einem Pfarrerleben“.

((center|Ende des dreiundvierzigsten Bandes.]]