Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tadolini, Eugenia
Band: 43 (1881), ab Seite: 11. (Quelle)
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Tadini, Anton (Mathematiker, geb. zu Romano in der Provinz Bergamo am 31. Jänner 1754, gest. 14. Juli 1830). Dem geistlichen Stande weniger aus Neigung als in der Hoffnung sich widmend, durch denselben Muße zu seinen wissenschaftlichen Arbeiten zu gewinnen, betrieb er mit großem Eifer mathematische und physikalische Disciplinen, in welchen er sich bald als so hervorragend erwies, daß er in noch jungen Jahren in Bergamo diese Gegenstände zu einer Zeit vortrug, als der berühmte Abate Lorenzo Mascheroni dieselben ebenda lehrte. Um jedoch seine theoretischen Kenntnisse auch praktisch zu vervollkommnen, unternahm er durch verschiedene Theile Europas Reisen, auf denen er vornehmlich Ursprung, Lage und Lauf der Flüsse und alle Erscheinungen, welche sich dabei seinen Blicken darboten, auf das eingehendste studirte. Mit diesem Schatze theoretischer und [12] praktischer Kenntnisse führte er dann manche schwierigen Probleme aus, welche Zeugniß gaben für sein tiefes Wissen und die Richtigkeit seiner Argumente. Zur Zeit der cisalpinischen Republik zum Minister des Innern ernannt, wurde er bald inne, daß er als Mann der exacten Wissenschaft zu Staatsgeschäften, namentlich in so bewegten Zeiten, wie es jene waren, in denen er lebte, wenig Eignung besitze. Als dann das Königreich Italien sich constituirt hatte, sah er sich als Inspector der Wasserbauten schon an geeigneterem Platze, um mit seinen Kenntnissen an große Aufgaben heranzutreten, zu denen sich in einem Lande wie Oberitalien, dessen Gewässer die schwersten Probleme zu lösen geben, sattsame Gelegenheit darbot. Jedoch schon nach einiger Zeit legte er freiwillig auch dieses Amt nieder. Wie es scheint, waren es zumeist politische Verhältnisse, in deren Gang er sich nicht immer zu finden vermochte, die ihn dazu bewogen, sich vom öffentlichen Leben zurückzuziehen. Er kehrte nun in seine Heimat zurück und lebte fortan ausschließlich seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Als erste Frucht seiner Muße erschien das Werk: „Quotidiana Terrae conversio devio corporum casu demonstrata“ (Mediolani 1815); in dieser Schrift bestimmt Tadini die Abweichung der aus einer Höhe fallenden Körper, um die Wahrheit der täglichen Bewegung des Erdballs und die Beobachtungen zu bestätigen, welche Guglielmini („De diurno terrae motu“) auf dem Thurme degli Asinelli in Bologna und Herzenberg auf dem St. Michaelsthurme in Hamburg angestellt haben. Bald nach Erscheinen genannten Werkes veröffentlichte er noch folgende: „Ragguaglio matematico dove si raggiona delle pratiche milanesi e cremonesi per la dispensa delle acque correnti“ (Milano 1815) und „Del movimento e della misura delle acque correnti“, abgedruckt im zweiten Bande (1824) der „Nuova Raccolta de’ Autori che trattano del moto dell’acque“. Sein im Nachlasse vorgefundenes Werk „Di varie cose all’Idraulica pertinenti“ wurde nach seinem Tode (Mailand 1830) herausgegeben.

Bravi (Giuseppe), Analisi delle opere di A. Tadini (Bergamo 1835, 8°.). – Biblioteca italiana (Milano, 8°.) tom. LXI, p. 129. – Comentari dell’Ateneo di Brescia per l’anno acad. 1830 (Brescia, per Nic. Bettoni, k. c. 1831) Seite 218 [von dem Secretär des Athenäums]. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte des exacten Wissenschaften (Leipzig 1863, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1065.