Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Sztattler
Band: 42 (1880), ab Seite: 270. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Sztehlo in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Sztehlo, Johann|42|270|}}

Sztehlo, Johann (evangelischer Theolog, geb. zu Petrovacz um das Jahr 1790). Er gehört einer Familie an, deren Mitglieder seit mehr denn 200 Jahren in der evangelischen Kirche Ungarns geistliche Würden bekleiden. Sein Vater Andreas (geb. 1758, gest. 1818), nach Erlaß des Toleranz-Edictes der erste evangelische Geistliche in der Bácser Gegend, wirkte zunächst als Seelsorger der Gemeinde zu Petrovacz, einem Graf Brunswick’schen Dorfe unweit der slavonischen Grenze, zugleich aber als solcher auch in allen benachbarten evangelischen Gemeinden, welche in dieser durch die Türkenkriege entvölkerten Gegend mit slavischen und deutschen Colonisten angesiedelt wurden. Bis 1796 Bácser Consenior, wurde er bei der Theilung des großen Seniorates in drei Seniorate Senior von Bács-Syrmien, als welcher er im Alter von 66 Jahren das Zeitliche segnete. Ganz in seiner Kirche, seiner Gemeinde, seiner Familie aufgehend, war er das Musterbild eines evangelischen Geistlichen. – Sein Sohn Johann erhielt im Elternhause, später zu Raab und Preßburg, wo Männer wie Lad. von Németh, Fabry, Stanislaides, Groß, Superintendent[WS 1] Crudy auf den angehenden Theologen wohlthätig einwirkten, seine vorbereitende Erziehung, welche an der Hochschule zu Wittenberg (1809), an der zu jener Zeit Häubner, Nitzsch, Schleußner, Schott, Weber lehrten, [271] in glücklicher Vollendung gedieh. Wie aus einem ihn darstellenden Lebensbilde ersichtlich, brachte eine Ferienreise über Potsdam, Berlin, Dessau, Halle, Merseburg, Jena und Weimar den reisenden Candidaten mit Grießbach, Wieland und Goethe zusammen. Leider liegen über diese Begegnungen keine näheren Nachrichten vor. Auf der Rückkehr in das Elternhaus wurde er 1811 zu Neusohl feierlich ordinirt und dann zu Petrovacz als Amtsgehilfe seines alternden Vaters installirt. 1815 erhielt er die Predigerstelle zu Ludwigsdorf (Podina) einer Militärgemeinde im Deutschbanater-Grenz-Regimente. Dort brachte er drei Jahre, bis zu seines Vaters 1818 erfolgtem Tode, zu und folgte nun dem Rufe der Gemeinde Petrovacz zur Uebernahme des mühevollen Amtes, das vor ihm der Vater eingenommen hatte. Bis 1840 versah er allein die beschwerliche Stelle, als aber die Gemeinde auf 7000 Seelen angewachsen war, wurden dem bereits alternden Manne Capläne zugewiesen. Wie mühevoll sein geistliches Amt gewesen, erhellt aus der Thatsache, daß er, als er noch ohne Aushilfe fungirte, an einem Tage nicht selten drei bis vier Leichenpredigten halten und außer dem täglichen Gottesdienste die vielen Taufen, Einsegnungen, Trauungen verrichten, Kranke besuchen, Confirmanden unterrichten, kurz bei Tag und Nacht seines Amtes walten mußte. Zur Zeit der Cholera, in den Jahren 1831 und 1836, hatte er oft an einem Tage 20 bis 24 Leichen zu bestatten“ Diese ausgebreitete und mühevolle Seelsorge hinderte ihn aber nicht, auf nicht minder Wichtiges ein wachsames Auge zu behalten. So erbaute er in seiner Gemeinde Petrovacz an Stelle des früheren unförmlichen Bethauses eine stattliche Kirche, welche, im October 1822 feierlich eingeweiht und dem Gottesdienste übergeben, noch heute weit und breit ein wahrer Schmuck der dortigen Gegend ist. Auch das alte bereits baufällige Schulhaus konnte der immer zahlreicher werdenden Gemeinde nicht mehr genügen. Drei Jahre nach Vollendung der Kirche wurde 1826 ein neues großes Schulgebäude errichtet, mit freundlichen und hinreichenden Wohnräumen für zwei Lehrer, 25 Jahre später folgte ein zweites. Endlich ward das alte, gleichfalls schon verfallende Pfarrhaus im Jahre 1838 durch ein neues zweckmäßig gebautes ersetzt, welches seiner Bestimmung als Priesterwohnung in jeder Beziehung entsprach. So hatte Johann in seinem geistlichen Amte in segenvoller Weise gewirkt; im Jahre 1826 wurde er zum Senioral-Obernotar, 1831 zum Bács-Syrmier Senior gewählt, welche Stelle er bis 1851 verwaltete. Bereits 1813 hatte er sich mit der Tochter des Pfarrers J. Weinrich in Szeghegy (im Bácser Comitate) vermält. Nach achtzehnjähriger glücklicher Ehe riß ihm im Jahre 1831 die Cholera, die in den dortigen Gegenden so verheerend auftrat, die Gefährtin seines Lebens von der Seite. Von seinen Kindern heirateten drei Töchter evangelische Geistliche und wirken drei Söhne gleich dem Vater in kirchlichen Aemtern. – Sein Sohn Andreas (geb. zu Ludwigsdorf 1817) besuchte die Schulen zu Verbasz, Mezö-Berényi, Schemnitz und Preßburg. Nach einjährigem Aufenthalte in Eperies begab er sich 1839 nach Jena, wo er zwei Jahre theologische und historische Vorträge hörte. Nach seiner Rückkehr in die Heimat ordinirt, trat er im October 1841 eine Diakonenstelle im Bergdistricte an, bald darauf [272] wurde er als Pastor zu Topscha und im März 1857 als solcher in Losoncz installirt. Im ungarischen Schulblatte „Egyházi és iskolai lap“ und in den „Protestantischen Jahrbüchern“ ist er auf liturgischem und ästhetischem Gebiete schriftstellerisch thätig. Im Buchhandel erschien von ihm in dritter gänzlich umgearbeiteter Auflage: „Evangyeliomi keresztény vallás“, d. i. Evangelisch-christliche Religionslehre (Pesth 1870, Petrik, 8°.), wovon gleichzeitig, ebenfalls in dritter Auflage, eine deutsche Ausgabe (ebd.) herauskam. – Sein jüngerer Bruder Johann (geb. zu Petrovacz) beendete zu Schemnitz und Eperies die Vorbereitungsstudien, studirte 1845 in Jena, kam aber schon Ende des nächsten Jahres als deutscher Prediger nach Eperies. Auch er ist für die „Protestantischen Jahrbücher“ schriftstellerisch thätig.

Evangelisches Wochenblatt (Pesth, 4°.) 9. Juli 1857, Nr. 1, S. 9: „Andreas und Johann Sztehlo der Aeltere“. – Haan (A. Ludovicus), Jena hungarica sive Memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis Academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, L. Réthy, 8°.) p. 164 u. 173.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Superindendent.