Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sztáray, Gregor
Band: 42 (1880), ab Seite: 265. (Quelle)
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9. Franz, mit dessen Eltern Andreas und Susanne geborenen Natafalussy unsere Stammtafel anhebt, lebte zu Ende des 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in jener ebenso politisch als religiös sehr bewegten Zeit. Luther’s Lehre hatte namentlich in den oberungarischen Gegenden Eingang und durch einige Große des Landes, welche sie auch angenommen, unterstützt, starke Verbreitung gewonnen. Von Seite der Regierung und der Anhänger des alten Glaubens wurde Widerstand erhoben, man schritt mit Gesetzen und Edicten ein, und als diese nicht halfen, trat man mit Waffengewalt gegen die Bekenner der neuen Lehre auf. Die allgemeine Erregung aber erreichte ihren Höhepunkt, als der von Papst Clemens VIII. im Jahre 1600 gegen die Türken gesendete Graf Jacob Barbiano von Belgiojoso, der früher Karthäuser-Abt gewesen sein soll, im Lande erschien und statt gegen die Türken sich zu wenden, in Oberungarn die härtesten und ungerechtesten Bedrückungen sich erlaubte. Die Annahme eines zwischen Kaiser Rudolph II. und dem Papste zur Ausrottung der Protestanten in Ungarn geschlossenen Bündnisses ist nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung nicht nachweisbar. Barbiano wüthete nicht blos gegen die Protestanten, sondern erlaubte sich Eingriffe in die Verfassung des Landes, wodurch die Erregung der Gemüther aufs Höchste stieg. Es würde wohl schon im Jahre 1602 zu gewaltthätigem Ausbruch des Conflictes gekommen sein, wenn nicht in Franz Sztáray, dem damaligen Vicegespan des Zempliner Comitates, der Mann sich gefunden hätte, der in den sehr erregten Verhandlungen der Ständetafel durch seine Umsicht und Klugheit wie durch sein vermittelndes Wesen die drohende Gefahr beschwörend, die Ruhe wenigstens einstweilen erhielt. Leider freilich nur einstweilen: denn in der Ständetafel nahm schon im folgenden Jahre ein Anderer an Franz Sztáray’s Stelle die Leitung in die Hand. Belgiogoso aber, auf seine Soldaten gestützt, stellte immer ungebührlichere Forderungen. Die Stadt Kaschau verlor im Jänner 1604 ihre prachtvolle seit ungefähr 50 Jahren von den Lutheranern benützte Kirche, die Prediger wurden zur Flucht genöthigt, 28 zur Stadt gehörige Dörfer in Beschlag genommen. Unter solchen Verhältnissen stieg die Gährung unter der in ihren heiligsten Gefühlen tief verletzten Bevölkerung so hoch, daß man keinen Anstand nahm, mit den Waffen in der Hand sich dem Willkürregiment zu widersetzen. Und als sich nun gar der Siebenbürger Fürst Stephan Bocskai an die Spitze der Aufrührer stellte, da nahte für das Reich der Augenblick der höchsten Gefahr. In dieser Bedrängniß gab Kaiser Rudolph II. seinem Bruder Mathias den Auftrag. Unterhandlungen mit Bocskai einzuleiten, welche am 6. August 1606 zu dem berühmten Wiener Friedensvertrag führten, durch welchen vorderhand die protestantischen Wirren in Ungarn zum Abschluß gelangten. Franz Sztáray war mit Margarethe Taros vermält, welche ihm den Sohn Stephan gebar, der das Geschlecht fortpflanzte. [266]