BLKÖ:Szentpéteri, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 42 (1880), ab Seite: 104. (Quelle) | |||
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Martinovics’schen Verschwörung [Bd. XVII, S. 50] veranlaßte die Regierung zu Maßregeln, in Folge deren eine Reise ins Ausland ein Ding der Unmöglichkeit war. Wie hie und da angegeben wird, hätte Szentpéteri erst im Jahre 1801 seine Wanderschaft nach Kaschau angetreten und dieselbe von da nach Pesth fortgesetzt, wo eben die Verschwörung des Martinovics ausgebrochen war. Dies stimmt unter keiner Bedingung mit der Geschichte, denn jene Verschwörung wurde im August 1794 entdeckt; also müßte Szentpéteri schon um 1794 auf Wanderschaft gegangen sein, was – da er damals erst dreizehn Jahre alt war – auch nicht gut anzunehmen ist. In Pesth verweilte er längere Zeit und trat von da die zunächst mögliche Reise nach Wien an, wo er für die vereitelte Wanderschaft ins Ausland insoweit einen Ersatz zu finden hoffte, als er in den Wiener Kunstsammlungen seine Kenntnisse zu bereichern und durch den Besuch einer Zeichenschule seiner mangelhaften Fertigkeit im Zeichnen zu Hilfe zu kommen gedachte. Aber wieder kam es anders, als er erwartete. Schon sollte er bei einem Fachmanne, der die Kenntnisse des Jünglings würdigen gelernt hatte, Aufnahme finden, als die Occupation Wiens durch die Franzosen ihm auch diese Aussicht vereitelte. Ohne etwas gesehen oder sich sonst unterrichtet [105] zu haben, mußte er sofort die Residenz verlassen und nach Ungarn zurückkehren. So begann er denn im Jahre 1810 in einem Laden der Schlangengasse zu Pesth als einfacher Silberarbeiter seine bescheidene Thätigkeit. In die Zunft aufgenommen, gründete er sich, indem er sich verheiratete, einen eigenen Hausstand. Aber auch hierin war das Glück ihm nicht günstig, denn schon nach wenigen Jahren entriß ihm der Tod Weib und Kind. Auch fand er nicht oft Gelegenheit zur Ausführung größerer Werke, denn solche wurden nur selten bestellt und dann auch nicht mit Preisen bezahlt, welche einigermaßen den Verfertiger für die darangewendete Mühe entschädigt hätten. Trotz alledem ließ er in seinem Eifer nicht nach und schuf das Größte, was in seiner Kunst zu leisten war. Denn neben kleineren Sachen, wie Kirchenparamente und dergleichen, gingen von Zeit zu Zeit aus seinen Händen Werke hervor, die ihn den ersten Meistern seines Faches würdig zur Seite stellen. Als der berühmte Bildhauer Klieber bei seiner Anwesenheit in Pesth ein metallgetriebenes Bild von Szentpéteri zu Gesicht bekam, wollte er gar nicht glauben, daß der Verfertiger desselben ein Zeitgenosse und gar ein Ungar sei. Tr hielt es zunächst für ein antikes Werk oder, wenn es das nicht wäre, meinte er, dürfte der Schöpfer nur in Florenz oder Rom zu suchen sein. Man belehrte den Künstler alsbald eines Besseren, indem man ihn zu Szentpéteri selbst führte. Die Zahl der bedeutenderen Werke, welche aus unseres Meisters Künstlerhand hervorgegangen, ist eine verhältnißmäßig geringe, denn erstens fehlten ihm die Mittel, um auf eigene Hand sich auf die Ausführung kostspieliger Werke einzulassen, und dann nimmt ein derartiges Werk ja immer längere Zeit, oft Jahre in Anspruch, und findet sich nur selten und sehr schwer ein Abnehmer dafür. Die berühmtesten Werke Szentpéteri’s sind: „Alexander von Macedonien führt sein Heer über den Granicus und greift die Perser an“. Der Künstler arbeitete dies Werk nach einem Gemälde von Le Brun. Das Basrelief, 12 Zoll hoch, 25 Zoll lang und 20 Mark Silber an Gewicht, enthält im Vordergrunde 46 menschliche Figuren, 16 Pferde und einen Elephanten, im Hintergrunde 105 menschliche Figuren, 37 Pferde und 12 Elephanten, im Ganzen 217 Figuren. Ein Pendant hiezu, ein aus Kupfer getriebenes Tableau, befindet sich in der kaiserlichen Schatzkammer zu Wien; – „Die Schlacht bei Arabella gegen Darius“, dieses Stück befand sich 1852 auf der Londoner Weltausstellung, wurde daselbst von einem Kunsthändler um 4000 fl. gekauft und von diesem an einen kunstliebenden Lord um 20.000 fl. weiterverkauft; – „Die Gefangennehmung des Königs Porus“, mit mehr denn 210 größeren und kleineren Figuren. Im Jahre 1855 richtete Szentpéteri an die Redaction der „Pesth-Ofener Zeitung“ einen Brief, in welchem er beklagt, daß die Noth ihn zwinge, an die theilweise Einschmelzung dieses Werkes zu gehen. Er wolle es in drei Theile scheiden, das eine Stück der Wiener, das andere der Berliner Innung um ebensoviel Silber überlassen, das dritte aber einschmelzen und mit dem Erlöse daraus in seiner bedrängten Lage sich selbst helfen. Es scheint jedoch mit dem Werke zu diesem Aeußersten nicht gekommen zu sein, da sich dasselbe im Jahre 1862 in der Privatwohnung des Directors des Pesther Nationalmuseums befand; – „Die ungarischen Stände auf dem denkwürdigen Landtage [106] zu Pressburg rufen der Königin Maria Theresia ihr Moriamur pro rege nostro zu“, im Besitze des Herrn Alois von Fay; – „Die Bestürmung und Befreiung Ofens von Türken im Jahre 1688“, – und „Christus vor der Kreuzigung“, beide Eigenthum des Pesther Nationalmuseums und daselbst aufgestellt. Dies sind die bekanntesten und großartigsten Werke des Künstlers, der, wie aus dem Vorstehenden zu entnehmen, auch sein Brod mit Thränen aß. Wie mangelhaft auch seine Vorbildung gewesen sein mag, so hat er sich doch durch fleißiges Studium und Beobachtung der Natur später ungemein vervollkommnet. Er hat es in technischer Richtung zu einer wahren Bravour des Hochtreibens gebracht und dabei Bilder von 20 Quadratzoll bis zu 3 Fuß Länge und 2 Fuß Breite mit gleicher Vollendung ausgeführt. Zudem verstand er es, seine Bilder äußerst geschickt zusammenzustellen, offenbarte eine gründliche Kenntniß in der Anatomie seiner Gestalten und seltene Genauigkeit in den Contouren, wie in der psychologischen Ausführung, in welcher er mit staunenswerther Feinheit Vollendetes leistete. Wenn er auch in weiteren Kreisen unbekannt geblieben, denn weder Nagler, noch Tschischka, noch auch Professor Dr. Exner in seinen „Beiträgen zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis zur Gegenwart“ (Wien 1873) in dem Abschnitte „Metall-Industrie“, gedenken Szentpéteri’s, so fehlte es ihm doch nicht an verdienten Auszeichnungen von maßgebender Seite. So fertigte das Gremium der Wiener Silberarbeiter dem Künstler im Jahre 1847 ein Ehrendiplom aus; die Stadt Neusohl sandte den Ehrenbürgerbrief; für sein in London ausgestelltes Werk erhielt er ein officielles Belobungsdecret, und die Pariser Akademie der Künste ernannte ihn zu ihrem Mitgliede; dann besaß er noch von verschiedenen Städten, wie Wien, München. London u. s. w., Ehrendiplome. Alle diese Auszeichnungen, wie seinen Treibhammer, auf welchem er so herrliche Werke zu Stande gebracht, schenkte er kurz vor seinem Tode der Innung der Pesther Silberarbeiter, bei welcher sie zur bleibenden Erinnerung an den Künstler aufbewahrt bleiben. Durch seine vorherrschende Beschäftigung mit kirchlichen Schmuckstücken, Paramenten u. dgl. wurde sein Geist in den späteren Tagen auf das religiöse Gebiet hingezogen, und die letzten zehn Jahre seines Lebens verwandte er auf die Ausarbeitung einer religiösen Schrift, die er ursprünglich in ungarischer Sprache niederschrieb, dann aber selbst ins Deutsche übersetzte. Das Manuscript faßte 50 Bogen, und hatte er die Absicht, es in Berlin auf eigene Kosten drucken und dann durch Missionäre colportiren zu lassen. Der Tod, durch den er im hohen Alter von 81 Jahren der Kunst entrissen wurde, trat hindernd dazwischen.
Szentpéteri, Joseph (berühmter ungarischer Ciseleur, der „ungarische Benvenuto Cellini“ genannt, geb. zu Rimaszombath im Gömörer Comitat am 12. April 1781, gest. zu Pesth am 13. Juni 1862). Die Gold- und Silberciselirung an den Gewehren im Geschäfte seines Vaters, eines Büchsenmachers, erweckte in dem Knaben die Lust an dem Kunstzweige, in welchem er später zu großer Berühmtheit gelangte. Bei einem Gewerbsmanne in Leutschau, zu dem er zunächst in die Lehre kam, wurden keine getriebenen Silberarbeiten ausgeführt; da versuchte er sich denn, alle Arten figuraler Reliefs mit dem Hammer zu treiben, und nach zweijähriger Thätigkeit in dieser Richtung überraschte er eines Tages seinen Meister mit einer völlig gelungenen Arbeit. Nun verlegte er sich fast ausschließlich auf die Kunst des Treibens und Ciselirens, und obwohl er einen entsprechenden Zeichenunterricht nicht genossen harte, vollendete er doch Compositionen verschiedener Art, sowohl nach seinen eigenen Ideen, als nach Vorlagen, wie er diese eben fand. Da kam die Zeit seiner Wanderschaft heran. Als nächstes Ziel wählte er Kaschau. Hier aber waren die Verhältnisse für ihn ohne jede Aussicht auf künstlerischen Gewinn, so daß er sich durchaus nicht zu längerem Verweilen bewogen fand. Er machte sich denn auch bald auf und davon, um sein Heil in der Fremde zu suchen, seine Blicke zunächst auf Italien und Frankreich richtend. Aber kaum in Pesth angelangt, sah er sich von der Ausführung seines Planes wider Willen zurückgehalten. Die Entdeckung der- Beilage zur Augsburger Post-Zeitung (4°.) 1855, Nr. 28. – Nürnberger Correspondent 1855, Nr. 8 im Feuilleton. – Waldheim’s illustrirte Zeitung (Wien, Kl.-Fol.) 12. Juli 1862.