BLKÖ:Szapáry, Peter (I.)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 41 (1880), ab Seite: 171. (Quelle)
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10. Peter (I.) (gest. 1699), ein Sohn des Andreas Szapáry aus dessen Ehe mit Anna geborenen Csáth. Eine der ritterlichsten Gestalten des an solchen nicht armen Magyarenadels, ein Edler, dessen Name noch heute in der Dichtung lebt, die ihn verherrlicht hat. Im Jünglingsalter zog er gegen die Türken aus, welche das reiche Ungarland verheerten, und wo er hinkam, mähte sein Schwert unter den wilden Tatarenhaufen. Als er später auch vor Wien seinen schon oft bewiesenen Heldenmuth erprobte, traf ihn mitten im Kampfe ein Säbelhieb, so daß er besinnungslos vom Pferde stürzte. Im Augenblick geknebelt, gefesselt und auf ein Pferd gebunden, wurde er vor Hamsa Beg, den Befehlshaber der Türken gebracht. „Zweihundert Peitschenhiebe dem Christenhunde!“, befahl Hamsa. Und nachdem Szapáry diese Streiche auf seine Sohlen ertragen, steckte man ihn in ein unterirdisches Gefängniß, wo ihm verschimmeltes Brod zur Nahrung, faules Stroh zum Lager diente. Noch schlimmeren Schimpf sollte der Ungarheld erdulden. Von Hamsa Beg in ein Ochsenjoch gespannt, mußte er unter den Mauern Ofens den Pflug ziehen. Endlich bot sich Gelegenheit zu seiner Rettung. Von seinem Freunde, dem Grafen Batthyány, wurde ein türkischer Aga gefangen genommen, den der Vezier mit wichtigen Aufträgen an Hamsa Beg ins Lager vor Wien gesandt hatte. Die Auslieferung des Aga wollte Batthyány nur gegen die Loslassung [172] Szapáry’s zugestehen, welche denn endlich auch erfolgte, und mit unbeschreiblichem Jubel empfing man den Dulder im kaiserlichen Lager. Indessen wurde der Feldzug fortgesetzt, und seit der Herzog von Lothringen die kaiserliche Armee befehligte, wich das Kriegsglück von den Osmanen. Sie verloren das bis dahin behauptete Ofen, und bei dieser Gelegenheit gerieth auch eine große Menge Türken, darunter der einstige Peiniger Szapáry’s, Hamsa Beg, in Gefangenschaft. Als die Kunde davon dem Herzog von Lothringen zu Ohren kam, beschied er unseren Helden vor sich und sprach: „Ich übergebe Euch, Szapáry, den elenden Christenfeind, er hat sein Leben verwirkt, thut mit ihm, wie er es verdient“. Und der indessen auf des Herzogs Befehl vorgeführte Hamsa Beg ging in Szapáry’s Besitz über. Dieser sprach nun zum Gefangenen: „Du hast mich und alle Christen mit unmenschlicher Grausamkeit behandelt; mir steht nun das Recht zu, an Dir Vergeltung zu üben; ich übe sie nach dem Beispiele des göttlichen Stifters unserer Religion, der uns gebietet, auch unsere Feinde zu lieben. Hamsa Beg, ich verzeihe Dir die Grausamkeit, die Du an mir verübt – und ich gebe Dich frei!“. – „Dein Gott ist größer als der meine“, erwiderte Hamsa Beg, „ich erwartete nach meiner Lehre Vergeltung und um dem verdienten Schimpfe zu entgehen, habe ich Gift genommen“. Da ließ Szapáry Aerzte rufen, um den Vergifteten zu retten. Aber es war zu spät, das Leben desselben konnte nur auf etliche Wochen gefristet werden. In der Zwischenzeit nahm Hamsa Beg den Christenglauben an. Er starb in den Armen Szapáry’s. Dieser geschichtlich beglaubigte Vorgang wurde wiederholt poetisch behandelt, und zwar von einem Ungenannten in einer Ballade, betitelt: „Heldenrache“, welche die „Oesterreichische Adelshalle“ (Wien 1842, Franz Wimmer, 12°.) Seite 313 mittheilt, und in der poetischen Erzählung „Peter Szapáry“ von Castelli, die in Hormayr’s „Archiv“ (Wien, 4°.) 1818, Nr. 154, abgedruckt steht. Peter Szapáry, der auch in der Folge noch durch Waffenthaten gegen die Tataren glänzte, wurde vom Kaiser zum Comes der Wieselburger Gespanschaft und zuletzt zum judex curiae ernannt, im Jahre 1690 aber zum Reichsbaron erhoben. Aus seiner Ehe mit Sophie Egresdy hatte er zwei Söhne und eine Tochter Christine, welche sich mit Georg Kapy vermälte. Von den Söhnen Nicolaus und Peter (II.), die beide im Jahre 1722 in den Grafenstand erhoben wurden, vermälte sich der Erstere mit Sara Nagy, und mit seinem Sohne Stephan erlosch 1742 diese Linie. Dagegen blüht Peters (II.) und seiner Gemalin Therese Balassa Nachkommenschaft in zwei Aesten und mehreren Zweigen noch zur Stunde fort. Schließlich sei bemerkt, daß auch der berühmte schwedische Dichter Andersen in einer Episode seines Märchens „Das Judenmädchen“ den oben geschilderten Vorfall Peter Szapáry’s erzählt. –