BLKÖ:Széchenyi, Johann Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 41 (1880), ab Seite: 232. (Quelle)
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15. Johann Graf Széchenyi (geb. 3. Juni 1802, gest. 24. Februar 1874), der älteste Sohn des Grafen Ludwig aus dessen erster Ehe mit Aloisia Gräfin Clam-Gallas, ein Neffe des berühmten Grafen Stephan und leiblicher Bruder des k. k. Gesandten am Berliner Hofe Grafen Emerich. Graf Johann war im denkwürdigen Reichstage des Jahres 1861 Mitglied der Magnatentafel und plaidirte in der Sitzung des 19. Juni für die Adresse, die er jedoch lieber im unveränderten Texte Franz Deák’s belassen gesehen hätte. Er sprach mit Ruhe, und seine Vorwürfe in Betreff der Vorgänge gipfelten in dem Ausspruche, daß Ungarn nur die österreichische Bureaukratie als ihren gemeinschaftlichen Feind anzusehen habe. Die Bureaukratie lege nach seiner Ansicht auch die reine Absicht des Königs falsch aus(?) und stelle derselben Hindernisse in den Weg, während es doch kaum einen Fürsten in Europa gebe, der mit so viel Recht seinen Thron besteige, wie der österreichische Kaiser wenn er sich genau an die pragmatische Sanction halte. Schließlich gelangt der Graf zur Ueberzeugung, daß, obwohl der Reichstag seine Ansicht auch in einem Beschlusse ausdrücken könne, doch der Umstand zu würdigen sei, daß die ganze Nation sehnsuchtsvoll die Aussöhnung erwarte und diesen abnormen, halb anarchischen Zustand kaum mehr zu ertragen vermöge, und so nehme er denn, damit Ungarn nicht an der Verzögerung des heilsamen Zweckes schuld sei – die Adresse in ihrer ganzen Ausdehnung an. Es hat den Anschein, daß jener Graf Gedeon Széchenyi, den die Silhouette in der „Pesth-Ofner Zeitung“ 1861, Nr. 157, „als einen gemüthlichen, mit ungarischer Geradheit sprechenden alten Herrn“ charakterisirt, der in Rede stehende Graf Johann sei [vergleiche Gedeon S. 229, Nr. 10]. Graf Johann war seit 30. October 1825 mit der Sternkreuz-Ordensdame Agathe Gräfin Erdödy (geb. 7. April 1808) vermält und bis zu seinem im Jahre 1874 erfolgten Ableben der Senior des Hauses Széchenyi, dessen Chef gegenwärtig Graf Coloman (geb. 6. October 1824), ein Sohn des Grafen Paul aus dessen zweiter Ehe, ist. Graf Johann hinterließ sechs Kinder, [233] drei Söhne und drei Töchter [vergl. die Stammtafel]. –