BLKÖ:Svastics, Johann von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Svastics, Ignaz von
Band: 41 (1880), ab Seite: 19. (Quelle)
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Svastics, Johann von (Tonsetzer, geb. zu St. Galus-Kér im Sümegher Comitate 1802, gest. zu Keszthely am [20] 14. December 1873). Der Sohn eines begüterten Grundherrn. Die unteren Schulen besuchte er in Oedenburg, das Gymnasium in Preßburg, wo er auch die Rechte hörte. Nach beendeten Studien kehrte er nach Hause zurück und lebte dort, ohne ein öffentliches Amt anzunehmen, seiner Lieblingsneigung nachgebend, ganz der Musik, für die er von früher Kindheit an ein nicht gewöhnliches Talent gezeigt hatte. Er mochte dasselbe wohl von seiner musikalisch sehr gebildeten Mutter überkommen haben, welche denn auch dafür Sorge trug, daß ihr Sohn während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Oedenburg und später in Preßburg entsprechenden Unterricht in jener Kunst erhielt. In Oedenburg bildete er mit seinen Schulcollegen ein Orchester, wofür ihm übel mitgespielt wurde, da für eine Serenade, die er mit seinem Bruder, dem nachmaligen Abte von Keszthely, Jemandem brachte, er, wie alle, die ihm dabei mitgeholfen, mit Stockstreichen honorirt wurden. Nach dem Tode seines Vaters kam das Gut Gelső in seinen Besitz; indeß machte ihm die Landwirthschaft weiter keine Sorge, er überließ dieselbe Anderen, und selbst trieb er nur Musik, die er ja so leidenschaftlich liebte. Viele Jahre, bis über die Mitte der Fünfziger, lebte er auf seinem Gute, wo er musicirte und componirte, dann übersiedelte er nach Raab und schließlich, wie es scheint, nach Keszthely, wo er auch im Alter von 71 Jahren starb. Svastics ist ein ungemein fruchtbarer Compositeur; aber während seine Schöpfungen, wahre Volkswesen. im ganzen Lande gespielt werden, in Palast wie Hütte gleich beliebt, ist er selbst kaum irgendwo, höchstens hie und da in gebildeteren Familien als Componist bekannt. Auch wurde von seinen echt nationalen Compositionen nur ein verschwindend kleiner Theil gedruckt, und dies sind nur ungarische Tanzweisen, als: „Nefelejts érzékeny magyar“; – „Szalabéri bucsú emlék lassú magyar“; – „Ida Csárdás“; – „Kálmán Csárdás“; – der Marsch „Keszthelyi emlék induló“; – „Baltavári emlék. Érzelgő lassú frissel“; – Déak Ferencz mélyen tisztelt nagy hazafinak. Érzelgő 2 lassú és 3 lejtős“; die genannten sämmtlich bei Rózsavölgyi und Comp. in Pesth im Druck erschienen. Dagegen hat er noch eine Unzahl der herrlichsten hinreißendsten Lieder componirt. Wo irgend in der Runde und darüber hinaus eine Festlichkeit stattfand, mußte er dabei sein und spielen. Zog eine Musikbande im Lande herum, da verfehlte sie sicher nicht, bei ihm vorzusprechen, damit er ihr seine Weisen einstudire, und so spielten die berühmten Geiger Sarközy, Patikarus [Bd. XXI, S. 348] u. A. die „Svastics noták“ überall, wo sie hinkamen, und verbreiteten sie weiter, als es irgend ein Musikverleger im Stande war. Dabei unterzog sich Svastics noch einer anderen Aufgabe, in Folge deren eben die ungarische Zigeunermusik zu solcher Bedeutung gelangte; er ließ es sich nämlich mit allem Eifer angelegen sein, den Vortrag der Zigeuner-Musikbanden zu regeln, sie aus ihrem zerrissenen Hin- und Hergefahre herauszubringen und dem Falschspielen zu steuern. Er that dies besonders, nachdem er um die Mitte der Fünfziger-Jahre sein Gut seinem älteren Sohne übergeben und sich nach Raab, das bekanntlich das Athen der Zigeuner-Musiker ist, zurückgezogen hatte, wo er Tag und Nacht sich damit abplagte. die Raaber Musikcapelle der Gebrüder Farkas auszubilden. Friedrich Uhl hat unserem Svastics einen [21] kleinen Essay gewidmet, aus welchem wir zum besseren Verständniß dieses ungarischen Tonkünstlers das Folgende hieher setzen. Er erzählt: „Svastics componirt immer und weckt in der Nacht nicht selten seinen Sohn – auch ein geschickter Pianist – aus dem Schlafe und treibt ihn ans Clavier, um mit ihm eine Composition zu spielen, die er eben im Geiste ausgearbeitet. Seine Lieder studirt er dieser oder jener Zigeunerbande ein und überläßt dann die Compositionen, die er nicht selten vergißt, ihrem Schicksale. In früherer Zeit schrieb er seine Compositionen auf, dann aber nicht mehr, so daß seine Lieder öfter unter der Firma dieses oder jenes Zigeunermusik-Häuptlings erscheinen, der dafür Ruhm und Geld einerntet, während S. dazu lächelt, wenn er es gerade erfährt. Als er aufgefordert wurde, solches Treiben doch nicht zu dulden, sagte er: „Es sind arme Leute und ich habe genug“. Alle Zigeunerbanden Ungarns spielen seine Compositionen, wenn auch nur die Gebildeten den Namen ihres Schöpfers kennen. Aber diese beten ihn förmlich an. Man kann sich in Deutschland keinen Begriff von der Ueberschwänglichkeit machen, mit welcher die Dankbriefe abgefaßt sind, die Svastics oft aus allen Theilen Ungarns erhält. Ein solcher Lobbrief würde einen an kühle Theilnahme gewöhnten deutschen Dichter oder Componisten närrisch machen. Und Svastics bleibt ruhig, ja er ist durchaus sorglos um das fernere Schicksal seiner Lieder, wenn er sie componirt. Er ist eine völlig naive, harmlose Künstlernatur.“ Um die Mitte der Fünfziger-Jahre begann sein Sohn, der die Werke des Vaters genauer kennt, als dieser selbst, dieselben zu sammeln, um sie herauszugeben. Ob und wie weit dieses Unternehmen gediehen, weiß Herausgeber dieses Lexikons nicht, denn die deutschen Kataloge melden nur ausnahmsweise von ungarischen Compositionen, und ungarische, wenn überhaupt solche vorhanden sind, kommen kaum aus Ungarn heraus. Dem Verfasser ist nur folgende Sammlung von zwölf Csárdás von Svastics János bekannt: „Magyar zene szerzeményei. Üdvözlő“; – „A Kesergők“; – „Nefelejts“; – „Kustyáni-Emlék“; – „Barfátkozunk“; – „Kedélyes“; – „Szigligeti Emlék“; – „Emlék-hangok a tavólból“; – „Kemenesaljai-Emlék“; – „Kálmán Csárdás“; – „Enyelgő“; – „Bokázó“ (Pesth 1861, Rózsavölgyi und Comp.).

Ungarische Post (Pester politisches Blatt). Herausgegeben von Gust. Emich, 1855, Nr. 139, im Feuilleton: „Ungarns und Siebenbürgens Land und Leute“. Von Friedrich Uhl. – Pest-Ofner Zeitung, 1856, Abendblatt, Nr. 106: „Ueber ungarische Musik und Zigeuner“. Von Alexander Czeke.