Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Streiter, Joseph
Nächster>>>
Strele, Karl
Band: 40 (1880), ab Seite: 34. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Franz Streitt in der Wikipedia
Franz Streitt in Wikidata
GND-Eintrag: 138562695, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Streitt, Franz|40|34|}}

Streitt, Franz (Maler, geb. zu Brody an der russischen Grenze im Zloczower Kreise Galiziens im J. 1839). Um sich der Malerei zu widmen, trat er als Zögling in die k. k. Akademie der bildenden Künste zu Wien, wo er unter Professor von Engerth seine Studien machte. In der Folge ging er nach München, wo er in den letzten Jahren noch künstlerisch thätig war. Wenn Herausgeber dieses Lexikons nicht irrt, so trat Streitt in der Krakauer Kunstausstellung 1862 mit seinem Bilde „Polnische Eltern segnen ihren ins Feld ziehenden Sohn“ zum ersten Male vor das Publicum. Das Bild fand damals vor der Kritik wenig Gnade; der Gegenstand war unklar behandelt, der Farbenton unrein, die Figuren unschön. Mehr Glück hatte der Künstler auf der Krakauer Ausstellung 1864 mit einem Bilde, welches einen „Naschenden Lehrburschen“ darstellte. Da er auch 1865 daselbst mit einem Bilde: „Zigeunerfamilie“ auftritt, so scheint es, als habe er diese Jahre hindurch sein Atelier in Krakau aufgeschlagen. Vor das Wiener Publicum trat er mit seiner ersten Arbeit in der Jänner-Ausstellung 1869 des österreichischen Kunstvereins, und zwar mit einer Concursskizze: „Der Leiermann“, nach einem Gedichte von Mickiewicz, dann folgten im November und December d. J. ebenda: eine „Wandernde Zigeunerfamilie“ (50 fl.), und ein „Bildniss“, in polnischer Nationaltracht; – in der Juni-Ausstellung 1870 brachte er eine „Bacchantin“ und im Juli „Eine Landpartie“ (250 fl.), während er eine der Ausstellungen des Künstlerhauses in Wien im nämlichen Jahre mit seinem Genrebildchen „Du bist unartig“ (80 fl.) beschickte. Auf der zweiten großen internationalen Kunstausstellung in Wien April 1870 trat er mit seinem ersten größeren Werke, dem historischen Bild, hervor: „Johann Herzog von Finnland, nachheriger König Johann III. von Schweden, mit seiner Gemalin Katharina aus dem Hause der Jagelloniden von Polen und dem Sohne Sigismund im Königskerker zu Gripsholm“ (1000 fl.), das, nach einer Photographie von A. Szubert, C. Maixner in Holz geschnitten und die Prager illustrirte Zeitung „Světozor“ in Nr. 20 des Jahrganges 1875 veröffentlicht hat. Weniger sprach sein „Vive la Republique!“ (130 fl.) an, das im österreichischen Kunstverein in der Juni-Ausstellung 1871 zu sehen war. Die polnische Zeitung „Strzecha“, d. i. Die Hütte, für deren dritten Jahrgang er das Prämienbild malte, brachte eine Copie desselben im Holzschnitte. Es stellt einen vor einem Weibe knienden polnischen Edelmann dar, im Hintergrunde sieht man den Woiwoden, der seinem Kosaken Befehl gibt, den vor dem Mädchen Knienden zu erschießen. Es ist die Scene aus der ukrainischen Ballade von Mickiewicz: „Der Woiwode“. Das Beste, was der Künstler bisher gemalt, ist wohl sein „Letzter Besuch“. Den Verurtheilten besuchen die Mutter und die Gattin vor seinem letzten Gange noch einmal. Es ist ein ergreifendes, mit sicheren Zügen gemaltes [35] Bild, jede Gestalt wahr und dem Leben entnommen. Nach einer Photographie von A. Szubert schnitt J. Jaß dieses Bild mit geschickter Hand in Holz, und der „Světozor“ veröffentlichte es [1873, Nr. 7]. Ueber die letzten Arbeiten des zur Zeit in München weilenden Künstlers berichtet der Münchener Correspondent der „Oesterreichischen Kunst-Chronik“, und diese sind: „Schusterjungens Leiden“, „Dame in moderner Toilette“ und „Zuwiderer Wachtdienst“, ein auf der Wiege eines weinenden Kindes sitzender Spitz. Das von F. Quaglio auf Holz gezeichnete Bild brachte die österreichische Illustrirte Zeitung „Die Heimat“, 1878, S. 177. Ausführlicheres über des Künstlers Thätigkeit in München verdankt Herausgeber den freundlichen Mittheilungen eines dortigen Kunstfreundes. Diesen zufolge stellte Streitt im Münchener Kunstverein aus: 1873, im Jänner: eine „Familienscene“; – im März: „Bitte um Feuer“ – im Mai: „Das wandernde Quartett“, vielleicht das Original zu dem weiter unten zu erwähnenden Aquarell für das „Kaiser-Album“; – „Ein modernes Paradies“ (bei der Kartenschlägerin); – im Juni: „Motiv aus Polen“; – „Polnisches Gänsemädchen“; – „Zigeunerkinder“; – im August: „Genrebild aus Polen“ (die Mutter fährt ihr Mädchen auf einem mit Gras beladenen Schubkarren); – 1874, im März: „Auf dem letzten Weg“ (Ausführung eines Verbrechers zum Schaffot); – 1875: „Der erste Schritt“; – im November: „Er liebt mich – vom Herzen“ (eine Dame in rothem Sammt, mit dem Blumenorakel beschäftigt); – im Jahre 1856 kaufte der Münchener Kunstverein ein kleines Bild des Künstlers: „Sehnsucht nach der Freiheit“ (500 Reichsmark), und im Jahre 1877: „Ein schlechter Weg“ (300 Reichsmark). In der Kunstausstellung, welche anläßlich der Eröffnung der neuen Akademie der bildenden Künste in Wien im Jahre 1877 statthatte, befanden sich zwei Bilder des Künstlers: „Mutterglück“ und „Harte Lehrjahre“. Dieses wie das vorige von gleicher Größe [55 Centim. hoch und 45 Centim. breit] sind, beide „München 1877“ datirt. Im Album, welches die österreichischen Künstler dem Herrscherpaare anläßlich der 25jährigen Vermälungsfeier im Jahre 1879 darbrachten, war Streitt durch ein Aquarell: „Kunst auf der Wanderschaft“ vertreten, das vier bei Tagesanbruch über den Schnee dahinziehende Musikanten, ein schon künstlerisch breitgetretenes Thema, darstellte, welchem jedoch der Künstler durch seine Behandlung eine neue Seite abzugewinnen verstand.

Krakauer Zeitung, 1862, Nr. 115, im Feuilleton: „Die Krakauer Kunstausstellung“. – Dieselbe. 1864, Nr. 122 und 1865 Nr. 123, ebenda. – Handschriftliche Mittheilungen des Herrn Dr. H. Holland, dem Herausgeber hier den besten Dank für dessen Güte ausspricht. – Die Heimat. Redigirt von Vincenti (Wien, 4°.) 1878, S. 180. – Oesterreichische Kunst-Chronik. Von Dr. [Heinrich Kábdebo|Kabdebo]] (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1878), Nr. 1, S. 8 und 9; Nr. 4, S. 55; Nr. 10, S. 157.