Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 1. (Quelle)
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Streffleur, Joseph (k. k. Hauptmann im Geniestabe, geb. zu Hermannstadt im Jahre 1805, gest. zu Ofen am 28. April 1852). Der Sohn eines kaiserlichen Militärbeamten und älterer Bruder Valentins Ritter von Streffleur [s. d. Folgenden S. 2]. Im Alter von 13 Jahren kam er in das Knaben-Erziehungshaus des Regiments Baron Kerpen Nr. 49, aus welchem er schon im folgenden Jahre als ex propriis Gemeiner zum Mineur-Corps übertrat. Dort widmete er sich mit besonderer Vorliebe dem Studium der mathematischen und technischen Wissenschaften, in welchen er so ausgezeichnete Fortschritte machte, daß er bereits 1827 zum Officier befördert und zugleich mit dem Lehramte der Mathematik betraut wurde. Vermöge seiner Kenntnisse und seiner vorzüglichen Verwendbarkeit erfolgte seine Zutheilung zum Geniecorps, in welchem er bei Bauten der Festungen Komorn und Peterwardein sowie an verschiedenen kleineren Objecten Beschäftigung fand. Als im Jahre 1842 die Regierung den Bau der Eisenbahnen zur Staatssache erklärte, erwirkte Streffleur, der schon 1840 zum Oberlieutenant befördert worden war, seine Verwendung in diesem Zweige. Er wurde mit Beibehalt des Officiersranges Ingenieur bei den k. k. Staatsbahnen. Seine erste Aufgabe bestand in dem Aufsuchen einer Eisenbahntrace nach Steiermark über oder um den Semmering. Sein Plan wurde nicht angenommen, sondern jener, [2] dem wir die bis heute berühmteste Gebirgsbahn des Continents verdanken. Dagegen betraute man ihn mit der Leitung jener Strecke der Prager Bahn, auf welcher, bei Triebitz zwischen Olmütz und Prag, ein 260 Klafter langer Tunnel projectirt war. Da um diese Zeit in Belgien Experimente bei Tunnelbauten angestellt wurden, sollten dergleichen auf höhere Anordnung auch bei dem Baue des Triebitzer Tunnels erprobt werden. Bisher hatte man nämlich mit dem Legen der Fundamente begonnen und mit der Spannung der Deckengewölbe geendet. Nun fing man die Sache umgekehrt an. Dagegen aber sträubte sich Streffleur auf das entschiedenste. Auf eigene Verantwortung ließ er an mehreren Stellen das bereits ausgeführte Ziegelgewölbe herausreißen und durch Quadern ersetzen. Ganz konnte er aber die zu weit gediehenen Uebelstände nicht beseitigen, und in der That wurde der erwähnte Tunnel nur zu bald unfahrbar. Dagegen bildet ein zweiter, bei Brüsau ganz unter seiner Leitung und nach seinen Anordnungen ausgeführter Tunnel eines der schönsten und dauerhaftesten Bauobjecte dieser Bahn. Als im Jahre 1850 die Reorganisation der Genietruppen stattfand und der kaiserliche Befehl erschien, daß Officiere, welche im Civil-Staatsdienste in Verwendung bleiben wollten, ganz aus den Reihen der kaiserlichen Armee zu treten hätten, kehrte Streffleur in dieselbe zurück, und zwar als Hauptmann, zu welcher Charge er bereits am 18. April 1846 befördert worden war. Wieder in den Geniestab eingetheilt, übernahm er die Leitung der Festungsbauten auf dem Blocksberge bei Ofen. In dieser Stellung wurde er im Alter von 47 Jahren der kaiserlichen Armee durch den Tod entrissen. Die Titel der mathematischen und physikalischen Abhandlungen, welche er im Jahre 1850 veröffentlicht haben soll, konnte ich nicht auffinden.

Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausgegeben von Hirtenfeld und Meynert (Wien, 8°), IV. Jahrgang (1853), S. 175. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, 8°), XXX. Jahrg. (1852), Seite 316.