Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 38 (1879), ab Seite: 246. (Quelle)
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Stern, Victor (dramatischer Dichter, geb. in Wien im Jahre 1837). Die Volksschule und das Untergymnasium beendete er in Wien, worauf er sich den Realfächern zuwendete und durch Umstände mannigfacher Art veranlaßt wurde, in ein kaufmännisches Geschäft zu treten, in welchem er nahezu ein Jahrzehend verlebte. In dieser Beschäftigung fühlte er sich bei seiner mehr dem idealen und geistigen Schaffen zugewendeten Richtung nichts weniger denn behaglich. Das „Geschäft“ aber nahm ihn dabei so stark in Anspruch, daß ihm kaum eine Zeit übrig blieb, die er dem Studium und der Lectüre der neueren Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur hätte widmen, und so seinen edleren Wissens- und erwachten Schaffensdrang befriedigen können. Im J. 1862 lernte er den Dichter Hebbel [Band VIII, S. 164; Bd. XI, S. 428; Band XIV, S. 472] kennen, welche Bekanntschaft, bei dem schon im December 1863 erfolgten Tode des Dichters, dem noch überdieß eine längere Krankheit vorangegangen, freilich nur von kurzer Dauer war. Immerhin blieb sie auf den strebsamen jungen Mann nicht ohne Einfluß, und als er später den Schriftsteller Eduard Kulke, gleichfalls einen Verehrer und Schüler Hebbel’s, kennen lernte, war sein Entschluß, der kaufmännischen Laufbahn zu entsagen, bald gefaßt und auch in kurzer Zeit darnach ausgeführt. Im Jahre 1868 gab er seine bisherige kaufmännische Beschäftigung auf und wendete sich dem poetischen Schaffen zu, indessen er seinen Lebensunterhalt durch Privatstunden bestritt. Nun konnte er sich in freierem Maße seiner Lieblingsneigung, der Poesie, hingeben. Da er aber auch die Lücken in seiner geistigen Ausbildung nur zu lebhaft fühlte, suchte er dieselben durch eifrige und angestrengte Studien auf literarischem und wissenschaftlichem Gebiete auszufüllen. Er trat seither mit einigen dramatischen Arbeiten auf, welche im Druck erschienen sind. Die Titel derselben sind: „Valentin. Bürgerliches Trauerspiel in drei Aufzügen“ (Wien 1868); – „Das Kronenhaus. Trauerspiel in fünf Aufzügen“ (ebd. 1872). Im ersteren bekundet sich Stern ganz als Anhänger der Hebbel’schen Schule, nach welcher „alle Tragödien der Menschheit im Geschlechtsverkehre liegen“. Daß Shakespeare’s, Goethe’s, Schiller’s Tragödien nicht in geschlechtlichen Conflicten gipfeln, darüber geht diese Schule einfach hinweg. Stern lebt in Wien, wo er als Secretär des Journalisten- und Schriftsteller-Vereins „Concordia“ angestellt ist.

Brümmer (Franz), Deutsches Dichter-Lexikon (Eichstädt und Stuttgart 1877, Krüll [H. Hugeldubel], schm. 4°.) Bd. II, S. 397.