BLKÖ:Steinschneider, Jacob
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 38 (1879), ab Seite: 159. (Quelle) | |||
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BLKÖ:Pichler, LudwigLudwig ''Pichler'' [Bd. XXII, S. 254), der zu jener Zeit als Professor der Medaillen- und Gemmenschneidekunst an der k. k. Akademie der bildenden Künste angestellt war und des jungen Israeliten ungewöhnliches Talent bald erkannt hatte, war es gelungen, daß ihm ein zweijähriger Aufenthalt – eine sogenannte Toleranz – gewährt wurde, S. arbeitete nun an der Akademie und schon in der Jahresausstellung 1824 fanden ein „Minervakopf“, dann eine „Venus“ und eine „Gemme mit dem Bildniss des Kaisers Franz I.“ wegen der Schönheit in der Ausführung allgemeine Anerkennung. Der junge Künstler gewann überdieß in der Person des Grafen A. Mitrovsky von Nemischl [Bd. XVIII, S. 384], damaligen obersten Kanzlers, einen Mäcen, der ihn in seinen Kreisen auf das wärmste empfahl, so daß S. bald von der hohen Aristokratie sehr gesucht und selbst mit Aufträgen des ah. Kaiserhauses beehrt wurde. Seine damals auf heraldischem Gebiete ausgeführten verschiedenartigen Arbeiten, als Gemmen, Caméen, Siegel, Wappen, zeichneten sich durch ihre Vollendung in der Behandlung aus und erfreuten sich allseitiger Anerkennung. Aber Steinschneider, ein einfacher, schlichter Jude, wohl von dem Künstlerdrange beseelt und in diesem rastlos und Vollendetes schaffend, war im übrigen ein unpraktischer Mensch, der weder seine Zeit, noch sein Talent und am wenigsten das Product dieser beiden Factoren, welche heutzutage wieder im Gegensatze zur Vergangenheit in ungeheuerlicher Weise zur Geltung gebracht werden, nicht zu schätzen verstand, und seine herrlichen Arbeiten um wahre Spottpreise lieferte. So blieb er, trotz seines künstlerischen Genius und trotz ununterbrochener Arbeit immer nur in dürftigen Verhältnissen, und sein Erwerb langte kaum, um seine Familie anständig zu erhalten. Als er vermögenlos starb, hinterließ er außer einer Tochter Katharina zwei Söhne, Samuel und Johann, von denen Johann die Steingravirkunst erlernte. Jacob besaß aber noch einen Stiefbruder Heinrich Joachim Steinschneider; über diesen und Jacobs Sohn Johann vergleiche die Quellen.
Steinschneider, Jacob (Graveur, geb. zu Tarnow in Galizien im Jahre 1782, gest. zu Wien im Jahre 1838). Aus einer jüdischen Familie. Schon der Vater war Graveur, lebte aber in ziemlich dürftigen Verhältnissen und konnte somit für die Ausbildung des Sohnes nur sehr wenig thun. Großes Talent, verbunden mit einem eisernen Fleiße und seltener Vollendung, in der Ausführung brachten diesen endlich auf die Stufe, welche er erreicht und ihm in der Reihe der Stempel- und Gemmenschneider eine ausgezeichnete Stellung einräumen. Im Jahre 1820, damals bereits 18 Jahre alt, kam er nach Wien, wo er aber mit nicht geringen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, um nur die Erlaubniß, sich daselbst aufhalten zu dürfen, zu erlangen. Denn damals war es den Juden nicht gestattet, länger denn 14 Tage in der Residenz zu verweilen. Aber der Verwendung des Professors- Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei [160] St. Anna in Wien (8°.) S. 30, Nr. 26.