BLKÖ:Stadnicki, Kasimir Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stadnicki, Anton Graf
Band: 37 (1878), ab Seite: 82. (Quelle)
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Stadnicki, Kasimir Graf (Geschichtsforscher, geb. in Galizien im Jahre 1809). Der jüngere Sohn des Grafen Anton [s. diese Seite] und ein Bruder Alexanders [s. d. S. 74]. Nachdem er eine sorgfältige Erziehung im Elternhause genossen, bezog er die Hochschule in Wien, an welcher er die Rechtswissenschaften beendete. Der Graf [83] trat in den Staatsdienst, aus welchem er in der Eigenschaft eines galizischen Statthalterei-Rathes in den Ruhestand übertrat. Fortan lebte er ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten, theils auf seinen Gütern, theils in Lemberg, wo ihn Herausgeber dieses Lexikons um die Mitte der Vierziger-Jahre, bei des Grafen öfteren Besuchen des Bibliothekars Ritter von Stroński, persönlich kennen zu lernen Gelegenheit gehabt. Die Ergebnisse seiner historischen Forschungen hat Graf Kasimir in einigen in Fachkreisen sehr geschätzten historischen Arbeiten veröffentlicht. Die Titel derselben sind: „Piasty, rys historyczny“, d. i. Die Piasten, eine historische Studie (Paris 1842, 8°.); der Autor verbindet in dieser Schrift die Darstellung der politischen Geschichte Polens mit jener seiner kirchlichen Entwicklung, er zeichnet den Kampf der Kirche mit dem Volke unter den Piasten, die Entwicklung und Gestaltung der katholischen Kirche, wie das polnische Volk seiner Sendung gemäß Einfluß nimmt auf die Bekehrung der Nachbarvölker, namentlich der nördlichen Küstenbewohner. Das Alles ist aber nicht mit nackter Anführung trockener urkundlicher Daten, sondern in aus sorgfältigem Studium der geschichtlichen Quellen gewonnenen Ergebnissen in lichtvoller und fesselnder Weise dargestellt. Nicht minderen Werth besitzt seine folgende Arbeit: „Synowie Gedymina“, d. i. Die Söhne Gedymins, zwei Theile (Lemberg 1849–1853), worin S. die ganze Geschichte dieses Geschlechts mit sorgfältiger Benützung lithauischer und russinischer Quellen, zugleich, aber auch die Verhältnisse einzelner russinischer Gebietstheile im 11. Jahrhunderte und die Beziehungen Königs Kasimir des Großen zu den Russinen (Ruthenen) darstellt. Seine übrigen Arbeiten beschränken sich zunächst auf Forschungen über seine eigene Familie und sind unter dem Titel: „Rodowody domu Stadnickich od roku 1386 do 1861“, d. i. Geschlechts-Register der Familie Stadnicki vom Jahre 1386 bis zum Jahre 1861 (Lemberg 1857–1861, Fol.) – und „Komentarz do wstępu o rodzinie Stadnickich“, d. i. Commentar zum Ursprunge der Familie Stadnicki (ebd. 1861) erschienen. In den Wirren des Jahres 1848, als nach den Ereignissen der Märztage auch in Lemberg die Verhältnisse aus Rand und Band gingen, und die Wahlfrage zur bevorstehenden Einberufung des galizischen Landtages in den Vordergrund trat, veröffentlichte der Graf, diese Frage behandelnd, die nachstehende Flugschrift: „Projekt do tymczasego prawa wyborowego dla zwołać się mającego zgromadzenia narodowego Królestw Galicyi i Lodomeryi“ (Lemberg 1848, 4°.). Graf Kasimir ist seit 1855 k. k. Kämmerer, seit 1850 Ritter des Ordens der eisernen Krone 3. Classe; er ist ferner Mitglied der Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale in Galizien und Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Krakau.

Rycharski (Lucyan Tomasz), Literatura polska w historyczno-krytycznym zarysie, d. i. Polnische Literatur im historisch-kritischen Grundrisse (Krakau 1868, Himmelblau, gr. 8°.) Bd. II, S. 289 und 290.