BLKÖ:Spreng, Leopoldine

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 257. (Quelle)
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Spreng, Leopoldine (Oberin der Englischen Fräulein zu Pesth, geb. zu Leopldau in Oesterreich im Jahre 1800, gest. zu Pesth 27. Februar 1858). Nach einer sorgfältigen Erziehung, welche sie in Wien genossen, trat sie im Jahre 1828 in das Institut der Englischen Fräulein zu St. Pölten. Dort wirkte sie eine Reihe von Jahren zuerst als Lehrerin in den äußeren Schulen, dann als Kammermeisterin des Institutes in musterhafter Weise, bis sie im Jahre 1841 zur Oberin der Englischen Fräulein in Lodi im lombardisch-venetianischen Königreiche ernannt wurde. Daselbst verblieb sie bis die politischen Ereignisse des Jahres 1848 sie zur Rückkehr nach St. Pölten nöthigten. Als es galt, einen durch die Zeit-Ereignisse schwierig gemachten Posten mit einer Dame zu besetzen, welche der Aufgabe gewachsen war, richtete sich die Aufmerksamkeit des Unterrichtsministeriums sofort auf die Oberin Leopoldine Streng, und sie wurde im Jahre 1849 nach Pesth an die Seite und als Stütze der hochbejahrten Oberin des Englischen Fräuleinstiftes daselbst, Anna von Szubics, gegeben, und nach deren im April 1850 erfolgtem Ableben, zur wirklichen Oberin in Pesth ernannt. Wie auf Alles, so waren auch auf das Institut [258] in Pesth die damaligen Zeitereignisse nicht ohne Rückwirkung geblieben. Ihrer Umsicht, ihrem feinen Tacte, verbunden mit entsprechender Energie, gelang es, die widerstreitenden Elemente auszusöhnen, und das Institut zu einer Pflegestätte wahrer, auf Religion gegründeter Heranbildung des jugendlichen weiblichen Geschlechtes zu erheben. Wie sie es verstand, ihre unter den bestehenden Verhältnissen ungemein schwierige Aufgabe zu lösen, beweist die Thatsache, daß sie das Institut, das sie mit 30 Zöglingen im Pensionate übernahm, bei ihrem Ableben mit mehr denn hundert zurückließ. Sie war nicht nur eine Mutter ihrer Ordensschwestern, sondern eine Mutter der ganzen, ihrer Oberaufsicht anvertrauten weiblichen Jugend. Unter ihrer Leitung wurde ein Theil des Instituts-Gebäudes um ein Stockwerk erhöht, da die vermehrte Zahl der Zöglinge diesen Zubau nöthig machte. Ferner wurde das Institut mit einer schönen Chorcapelle versehen, deren Heizbarkeit auch den leidenden Zöglingen den Besuch der Messe im Winter ermöglichte. Die innere und äußere Schule wurde, den Zeitbedürfnissen gemäß, um je eine Classe vermehrt, so daß nun die Anstalt zwei vollständige Hauptschulen, eine innere und eine äußere, enthält. In die letzte Zeit ihres Wirkens fällt noch die Errichtung einer Bildungs-Anstalt für Lehrerinen. Ihr Ableben riß eine schwer zu ersetzende Lücke in das Unterrichtswesen für das weibliche Geschlecht Ungarns. Die Oberin genoß in allen Kreisen große Achtung, und über der würdigen Frau und Lehrerin vergaßen die Nationalen, daß sie eine Deutsche war, und anerkannten es, daß ihre Töchter ihr alles Wissen, alle Gesittung und Bildung verdankten. In der Geschichte des weiblichen Unterrichtswesens in Ungarn wird ihr Name eine Ehrenstelle behaupten.

Oesterreichischer Schulbote. Herausgegeben von A. Krombholz und M. A. Becher. (Wien, kl. 4°.), 1858, 5. Juni Nr. 23: „Leopoldine Spreng von St. Anna, Oberin der englischen Fräulein zu Pest“. – István bácsi naptára 1860, Szerkeszti Majer István Vik évi fol. (Pest, Landerer, 8°.), d. i. Der Bruder Stephan-Kalender für 1860. Herausgegeben von Stephan Majer, V. Jahrg., S. 81: „Spreng Leopoldine“.