BLKÖ:Somoskeöy, Geysa von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Somsich, Paul von
Band: 35 (1877), ab Seite: 299. (Quelle)
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Somoskeöy, Geysa von (Abenteurer, geb. um das Jahr 1850). Eine mysteriöse Persönlichkeit, die unter den verschiedensten Namen wie: Dr. Atkay Atkinson, York von Somoskeöy, Baron Vecsey, Graf Cherroy u. s. w. aufgetreten, an den verschiedendsten Orten gesehen worden, bald wieder verschwunden, dem das schlimmste nachgeredet worden ist, wovon er sich aber vor Gericht vollständig gereinigt hat. Schon im September 1870 und neuerlich im Jahre 1877 wurden gegen ihn von der Pesther Polizei Haftbefehle erlassen. Es wurde auch nach ihm energisch gefahndet, und während ihn die Polizei überall suchte und verfolgte, ließ er sich öffentlich sehen und entwischte seinen Verfolgern, die [300] immer hinter ihm her waren, gerade im Augenblicke, als sie schon sicher schienen, seiner habhaft zu werden. Die Nachrichten lauten im Ganzen so widersprechend, daß man nicht im Stande ist, Wahrheit von Schein zu sondern. In der That gibt es eine ungarische Adelsfamilie Somoskeöy, welche seit 1696 geadelt, noch zur Stunde in Ungarn in zahlreichen männlichen und weiblichen Sproßen fortblüht. Obiger Geysa Somoskeöy ist der Sohn eines ungarischen Flüchtlings und wegen harter Behandlung seinen Eltern durchgegangen. Er muß eine gute Erziehung genossen haben, da er mehrere Sprachen geläufig spricht und als Berichterstatter stark verbreiteter Blätter Englands und Frankreichs, wie des „Standard“, „XIX. Siècle“ und „Courier de Françe“ thätig ist. Er hat auch viel Welt gesehen, hingegen dürften die Angaben, daß er Oberlieutenant in Mexico, Hauptmann in französischen Diensten und Oberstlieutenant in spanischen gewesen, erfunden oder nur zum Theil wahr sein. Als er endlich im März 1877 in Paris verhaftet worden, nannte er sich selbst den Sohn eines ungarischen Flüchtlings, gab an, daß er in Barcelona erzogen worden, bei Beginn des Krieges in die französische Armee eingetreten und in der Schlacht bei Reichshofen verwundet worden sei. In der Folge habe er in den Banden des Don Carlos gedient, sei von demselben zu verschiedenen Missionen nach Frankreich verwendet, dann aber von dessen Kriegsgericht zum Tode verurtheilt worden. Nachdem es ihm gelungen, diesem Schicksale sich zu entziehen, sei er nach Amerika gegangen, habe sich dort mit einer reichen Erbin, Miß Sarah Gibson, verheirathet, mit welcher er, da sie leidend war, nach Europa gekommen, um daselbst Aerzte für das Leiden seiner Frau zu consultiren. Später habe er, obgleich ungarischer Abkunft, dennoch als Freiwilliger in der serbischen Armee gegen die Türken gefochten. Die Beschuldigungen, welche gegen ihn erhoben und welcher wegen er, da er damals von den Pariser Gerichten vergebens gesucht worden, in contumatiam verurtheilt wurde, hat er bei der letzten gegen ihn vorgenommenen Verhandlung (März 1877) vollends entkräftet und das französische Gericht hat ihn von sämmtlichen Anklagepuncten freigesprochen. Thatsache ist ferner, daß S. vom serbischen Kriegstheater zahlreiche Berichte für das „XIX. Siècle“ und den „Courier de Françe“ geliefert hat. Das sind bis April dieses Jahres die Ergebnisse über diesen oftgenannten Berichterstatter vom serbischen Kriegsschauplatze, der sich im Winter 1876/77 oft in Ungarn aufgehalten, dort mit angesehenen Personen im Verkehr gestanden, und den Jókai im Pesther „Hon“, in dessen Redaction sich Somoskeöy gleichfalls eingefunden, einen unglücklichen Abenteurer genannt hat, der aber durchaus kein Verbrecher sei.

Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 14. März 1877, Nr. 71: „Baron Somoskeöy“. – Dasselbe vom 15. März d. J., Nr. 72, im Morgen- und Abendblatt: „Baron Somoskeöy“. – Dasselbe vom 18. März d. J.