BLKÖ:Somosi, auch Somossy, Johann

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Somosi, Stephan
Band: 35 (1877), ab Seite: 297. (Quelle)
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Somosi, auch Somossy, Johann (Sprachforscher und Fachschriftsteller, geb. zu Bodzás-Újlak im Zempliner Comitate Ungarns 24. Mai 1783, gest. im Jahre 1855). Sein früherer Familienname war Ködöböcz, sein Vater war Pfarrer zu Sárospatak. Im Alter von acht Jahren bezog er im September 1791 das Gymnasium, im Juli 1798 betrat er die akademische Laufbahn, begab sich im August 1803 nach Leutschau, wo er etwa ein Jahr in der Augustiner-Schule das Studium der deutschen Sprache und mit demselben das der Philosophie und Mathematik betrieb. Nach seiner Rückkehr aus der Zips setzte er seine Studien auf der Akademie fort und wendete sich alsdann dem theologischen Fache zu, trat aber, nachdem er dasselbe beendet, 1806 in das Lehrfach ein. Im Anbeginn als Supplent thätig, wurde er bald wirklicher Lehrer und nachdem er als solcher mehrere Jahre thätig gewesen, im Jahre 1808 auch Bibliothekar geworden, begab er sich 1813 in’s Ausland und zunächst nach Göttingen, wo er im April 1815 die Doctorwürde erlangte. Nun kehrte er über Frankfurt und Wien in seine Heimat zurück und übernahm über Aufforderung von Joseph Vay eine Humanitäts-Professur in Sárospatak, welche er durch drei Jahre versah. Im August 1818 erhielt er eine Professur der Theologie und eröffnete seine Vortrage mit der Antrittsrede: „De cognitione linguarum sacrarum in explicatione scripturarum sacrarum, utiitate et necessitate“. Es ist hier zu bemerken, daß, ungeachtet S. selbst noch nicht zum Geistlichen ordinirt war und eigentlich Geschichte und classische Literatur seine Hauptfächer waren, so hatte seine Tüchtigkeit in den orientalischen Sprachen und besonders in der hebräischen, 1818 bei seiner Ernennung zum Professor der Theologie den Ausschlag gegeben, denn erst zwei Jahre später, am 9. October 1820, war er zum Priester ordinirt worden. Im Jahre 1823 übertrug man ihm noch die Oberaufsicht über die Bibliothek, welche unter ihm einen ansehnlichen Zuwachs von theologischen Werken erhielt, und über die Druckerei und den Bücherverlag. Im Jahre 1845 erfolgte seine Wahl zum Dechant, indem mit Rücksicht auf seine Verdienste tüchtige Männer von der Bewerbung um dieses Amt zurückgetreten waren. Da ihm aber die Geschäfte dieses Amtes in seinen wissenschaftlichen Studien und Arbeiten hinderten, legte er 1854 Alters halber diese Stelle nieder, worauf ihm zur Führung der Geschäfte ein Prosenior an die Seite gegeben [298] wurde. Auf Bitte der Gemeinde behielt er aber den Titel bei. Im Jahre 1848 hatte er der in Pesth abgehaltenen protestantischen Synode beigewohnt; in seiner Eigenschaft als Dechant war er auch traditionell kirchlicher Vice-Schulverweser der Pataker Hauptschule und bekleidete als solcher seit 1850 die Stelle eines Schulrathes. Auf den von ihm gepflegten Wissenschaftsgebieten, nämlich der Theologie und Sprachkunde, war S. auch schriftstellerisch thätig und hat folgende Werke herausgegeben: „A dogmatika theologia első vonásai“, d. i. Grundzüge der dogmatischen Theologie (1827, 2. Aufl. 1835, gr. 8°.); – „Keresztyén hittudomány“, d. i. Christliche Glaubenslehre. Zwei Bände (Sárospatak 1836 und 1838, gr. 8°.). Somosi’s Hauptwerk, wovon im Jahre 1843 unter dem Titel: „A hittan első vonásai“, d. i. Grundzüge der Glaubenslehre, ein Auszug erschien; – „Hittan vázlatai“, d. i. Grundriß der Glaubenslehre. Erstes Heft: „Bevezetes és Bibliologia“, d. i. Einleitung und Bibliologie. Zweites Heft: „Maga a hittan“, d. i. Die Glaubenslehre allein (Sárospatak 1854, gr. 8°.). Was seine Arbeiten auf sprachlichem Gebiete betrifft, in welchem er ausschließlich auf jenem der hebräischen Sprache thätig war, so beschränken sie sich auf die Bearbeitung einer Grammatik der hebräischen Sprache und eines Lesebuches derselben nach Gesenius, ersteres 1833, letzteres 1835, beide in Ofen herausgegeben. Auch besorgte S. die vollständige Redaction der in Sárospatak im Jahre 1835 erschienenen heiligen Schrift des alten und neuen Testaments. Noch betheiligte er [sich] an den Arbeiten des nach seinem [Tode] ausgegebenen: „Görög-Magyar [Szotár]“, d. i. Griechisch-ungarisches Wörterbuch. Schon im September 1834 hatten ihn die königlich ungarische Akademie der Wissenschaften in Pesth zum correspondirenden Mitgliede erwählt und die Comitate Zemplin und Torna zum Gerichtstafelbeisitzer ernannt. In seinem Nachlasse fand sich in Handschrift ein vergleichendes hebräisch-ungarisches Wörterbuch, bis zum Buchstaben R, gediehen, vor, und ein Nekrolog über Alexander Köves. Noch sei bemerkt, daß er bald Somosi, wie in Danielik’s „Magyar írok“, und wieder Somosy und Somossy, wie in den in den Quellen citirten literarhistorischen Werken Toldy’s geschrieben erscheint.

Toldy (Ferencz), Irodalmi beszedei. Első kötet. Gyász- és emlekbeszédek, d. i. literarische Reden. I. Theil. 1833–1855 (Pesth 1872, Moritz Ráth, kl. 6°.), Bd. I, S. 415. – Toldy (Ferencz), Irodalmi arczképei s újabb beszédei. Kiadta Tárkányi, d. i. Literarische Porträte von Franz Toldy, herausgegeben von Tárkányi (Pesth 1856, Gust. Emich, 8°.) S. 242. – Toldy (Ferencz), A Magyar nemzeti Iródalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart (Pesth 1864–1865, Gustav Emich, gr. 8°.) S. 257 und 298. – Danielik (Józs.), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den ersten ergänzender Theil (Pesth 1858, 8°.) S. 415.
Porträt. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen im „Protestans képes naptár“, d. i. Protestantischer Bilder-Kalender für 1857, S. 55. [Daselbst erscheint statt Somosi, Somossy geschrieben. – Sein in Oel gemaltes Bildniß, das ihn im Alter von 71 Jahren darstellt, befindet sich in der Bibliothek zu Sárospatak.]