BLKÖ:Sobotka, Ferdinand

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sober, Johann
Band: 35 (1877), ab Seite: 225. (Quelle)
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Sobotka, Ferdinand (čechischer Naturdichter, geb. zu Nouzow, einer einsam gelegenen Mühle unweit der Stadt Kolin im Jahre 1836), Sohn eines Müllers. Nachdem er in Kolin die drei Classen der Hauptschule besucht, nahm ihn der Vater in die Mühle, da, er ihn zum Nachfolger im Geschäfte ausersehen hatte. S. arbeitete in derselben, hatte aber das Unglück, als er 18 Jahre alt war, zu erblinden. Durch ein scheugewordenes Pferd, das er im vollen Laufe aufzuhalten gesucht, wurde ihm das rechte Auge ausgeschlagen. Aber bald erstreckten sich die Folgen der Verletzung des Sehnerves auch auf das linke Auge und endeten mit völliger Erblindung. Der arme Blinde fand nun seine liebste Beschäftigung in der Lecture, und ließ sich von seinen Brüdern Verschiedenes, vornehmlich aber Gedichte vorlesen, die er nach mehrmaligem Anhören bald ganz im Gedächtnisse behielt. Allmälig versuchte er selbst zu dichten, und es entstanden nach und nach Lieder, die er dann von seinen Angehörigen niederschreiben ließ. Diese fanden mit der Zeit den Weg in die Oeffentlichkeit, das von Mikowec redigirte čechische Unterhaltungsblatt „Lumír“ brachte in den Jahren 1860–1862 mehrere Lieder Sobotka’s, deren einige unter dem Titel: „Lieder des Blinden“ Alfred Waldau trefflich in’s Deutsche übersetzt hat. Waldau bemerkt hinsichtlich dieser Lieder, „daß sie durch bemerkenswerthe Gefühlstiefe, durch seltene Bilderschönheit und Formgediegenheit überraschen und entzücken, dem Uebersetzer aber die größten Schwierigkeiten darbieten, wenn er nicht den feinsten Blüthenstaub von der Aurikel, den köstlichsten Duft von der Rose abstreifen will“. Andere Dichtungen Sobotka’s brachte in der Folge die čechische Zeitschrift „Květy“, d. i. Blüthen, im Jahrgang 1866. Sobotka hat sich in der Zeit seiner Blindheit mit der ganzen poetischen Literatur seines Stammvolkes bekannt gemacht. Später übersiedelte er nach Swietla an der Sazawa, einem Marktflecken im Czaslauer Kreise, wo er wohl noch lebt.

Wildau (Alfred), Böhmische Naturdichter. Literarhistorische Studie (Prag 1860, Kath. Gerzabeck[WS 1], 12°.) S. 98 u. f. – Slovník naučný, Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt [226] von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex.-8°.) Bd. VIII, S. 745.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gonzabock.