Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Soave, Franz
Band: 35 (1877), ab Seite: 216. (Quelle)
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Soave, Felix (Architekt, geb. zu Lugano im Jahre 1740, gest. zu Mailand 1803). Ein Bruder des berühmten Pädagogen und Humanisten Franz Soave, dessen Lebensskizze folgt. Des Felix Soave Thätigkeit als Architekt fällt zum größeren Theile in die Periode der österreichischen Regierung in Ober-Italien. Da er Anlage und Liebe zur Kunst besaß, ging er zunächst nach Genua, wo er Ornamenten-Zeichnung und Bildhauerei lernte. Nach zweijährigem Aufenthalte daselbst bezog er die Kunstakademie in Parma, wo er unter Enemond Pitot Architectur, unter Francesco Venini mathematische Studien machte. Im Jahre 1774 begab er sich nach Mailand, nahm dort seinen bleibenden Aufenthalt und erhielt bald das Lehramt der praktischen Geometrie, der Mechanik und des freien Handzeichnens am Waisen-Institute zu St. Peter in Gessate, welches eben damals eine entsprechende Reform erhalten hatte. Bald wuchs durch die in Mailand und dessen Umgebung von S. aufgeführten Bauten sein Ruf als Architekt, und als um diese Zeit der Beschluß gefaßt worden, die Façade des prächtigen Mailänder Doms zu beendigen, legte zugleich mit Leopold Polak und dem berühmten Architekten Ludwig Cagnola [Bd. II, S. 230] Soave seine Zeichnungen vor, welche auch von der Akademie der Künste als die besten bezeichnet wurden. Obwohl an seinen Entwürfen und Zeichnungen einige Aenderungen von dem Architekten Carlo Amati [Bd. I, S. 26] vorgenommen wurden, erfolgte dennoch seine Ernennung zum Dombaumeister. Nun blieb aber bei einem so schwierigen und zugleich hervorragenden und vielbegehrten Posten der Künstlerneid nicht unthätig, mit einem Male hatte man an seinen Ausführungen Mängel und Gebrechen entdeckt, und in Folge dessen wurde S. ohne weiters seiner Stelle als Dombaumeister enthoben und verlor noch überdieß seine Zeichnenprofessur am Waisen-Institute. Als darauf Soave auf eine Untersuchung seiner Sache drang, stellte es sich heraus, daß er ungerecht verurtheilt worden, worauf man ihn wieder in seinen früheren Aemtern einsetzte. Seine Stellung als Dombaumeister setzte ihn in die Lage, die Archive des berühmten Doms zu durchforschen und die Materialien zur Geschichte dieses merkwürdigen Kirchenbaues und mittelbar zu jener der schönen Künste in der Lombardei zu sammeln und daraus ein Werk zu bearbeiten, [217] aber der Tod, der ihn im Alter von 63 Jahren dahinraffte, vereitelte dieses Vorhaben. Wenn Nagler meldet, „daß Soave’s Plane der Ausführung der Façade des Mailander Domes der demselben nicht unähnliche des Ingenieurs C. Amonti vorgezogen wurde“, so ist erstens der Name Amonti unrichtig, da der Ingenieur Carlo Amati heißt, und zweitens beschränkt sich Amati’s Antheil an der Mailänder Domfaçade nur auf mehrere Abänderungen des von S. entworfenen Planes, welcher denn auch als Urheber der mit einigen Aenderungen auszuführenden Façade zum Dombaumeister ernannt worden ist, wo denn im Gegenfalle Amati hätte dazu ernannt werden müssen.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 549.