BLKÖ:Slotwiński, Felix

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Slouka (Maler)
Band: 35 (1877), ab Seite: 158. (Quelle)
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Slotwiński, Felix (staats- und rechtswissenschaftlicher Schriftsteller, geb. zu Borow im Tarnower Kreise Galizien’s am 17. Mai 1788, gest. zu Krakau am 9. März 1862). Ein Bruder des Vorigen. Die Normalschule besuchte er im galizischen Städtchen[WS 1] Jaslo bis zum Jahre 1798, in welchem er das Gymnasium in Tarnow bezog, welches er im Jahre 1803 verließ, um in Lemberg Philosophie zu hören, worauf er an der Universität zu Krakau den Rechtsstudien oblag und dieselben im Jahre 1808 beendete. Im Jahre 1809, in der Epoche der Einverleibung Westgalizien’s in das Herzogthum Warschau, wurde S. zum Professor in den Krakauer Schulen ernannt und verblieb in dieser Dienstleistung volle drei Jahre. Ueberdieß trug er im Jahre 1811 Naturrecht an der Universität in Krakau vor. Nachdem er noch im nämlichen Jahre die philosophische Doctorwürde erlangt, erfolgte im Jahre 1812 seine Ernennung zum wirklichen Professor des Naturrechtes und der politischen Oekonomie an der Jagellonischen Universität. Im Jahre 1815 wurde er zum Doctor der Rechte promovirt, erhielt überdieß eine Stelle beim Civil-Tribunal erster Instanz des Krakauer Departements, welche Stelle er bis an seinen im Alter von 74 Jahren erfolgten Tod bekleidete. Außerdem versah S. während seiner vieljährigen Dienstzeit noch verschiedene andere öffentliche Aemter und Würden: so war er seit 1822 Kronfiscal, während der Jahre 1818–1837 Mitglied des gesetzgebenden Körpers der Krakauer Republik, dann Decan der juridischen Facultät an der Krakauer Hochschule und seit 1833 Professor des römischen und Kirchenrechtes, welche Fächer er bis zum Jahre 1848 vortrug, worauf er die Professur des Natur- und Criminalrechtes übernahm und diese letztere bis an sein Ableben behielt. Dann wurde er auch in den Jahren 1818, 1819, 1820, 1821, 1822 und 1833 bald von Seite der Hochschule, bald von Seite der Gemeinde als Abgeordneter in den Landtag des Freistaates Krakau gewählt. Als Fachschriftsteller viele Jahre hindurch thätig, hat er folgende Werke veröffentlicht: „De trisectione cujuscunque anguli“ (Krakau 1811, 4°.); – „O historyi prawa natury i systematuch różnych jego pisarzów“, d. i. Von der Geschichte des Naturrechtes und den verschiedenen Systemen seiner Autoren (ebd. 1812, 4°.); – „O metodzie matematycznej w ogólności a w szczególności o sposobie nauczania matematyki elementarnej“, d. i. Von der mathematischen Methode im Allgemeinen und vom Unterrichte der Elementar-Mathematik im Besonderen (ebd. 1813, 8°.); – „Prawo natury prywatne przez Fr. Zeillera“, d. i. Naturrecht, von Franz Zeiller, in’s Polnische übersetzt (ebd. 1813, 8°.); – „Żródło [159] spokojności duszy które człowiek w swym własnym umyśle znajduje“, d. i. Quelle der Seelenruhe, welche der Mensch in seinem eigenen Gemüthe zu finden vermag (ebd. 1814); – „O potrzebie, i prawnym początku i celu rządow“, d. i. Von der Nothwendigkeit, dem eigentlichen Beginn und Zweck der Regierung (ebd. 1815); – „De necessitate praescriptionum in statu civili“ (ibid. 1815); – „Prawo natury rządowe“ (ibid. 1815); – „O istotnych zasadach nauki skarbowey“, d. i. Von den wesentlichen Grundlehren der Finanzwissenschaft (ebd. 1818); – „Prawo narodów naturalne połączone z praktyką państw europejskych“, d. i. Naturrecht der Völker aus der Praxis der europäischen Staaten abgeleitet (ebd. 1822); – „Prawo natury priwatne, połączone z uwagami nad prawem rzymskiem kodexem galicyiskiem i francuszkim“, d. i. Natürliches Privatrecht, versehen mit Betrachtungen aus dem römischen Rechte, dem galizischen und französischen Civilrechte (ebd. 1825); – „O początkach i postępach w nauce prawa natury, tudzież o istotnych różnicach między dawnym a dzisiejszym stanem tej umiejętności“, d. i. Von den Anfängen und den Fortschritten des Naturrechtes und von dem wesentlichen Unterschiede des alten und heutigen Standes dieser Wissenschaft (ebd. 1825); – „Vindiciae juris naturae“ (ibid. 1828), und die polnische Bearbeitung desselben Werkes: „Rozprawa z ojcem Mateuszem o dziele p. t. Prawo natury prywatne“; – „De immunitate ecclesiastica“ (ibid. 1833); – „Ustawodawstwo rzeczypospolitej krakowskiej“, d. i. Die Gesetzgebung der Krakauer Republik (ebd. 1836); – „O jurisdykcyi karnej zewnętrznej“, d. i. Von der äußeren Strafgerichtsbarkeit (ebd. 1838); – „O jurisdykcyi cywilnej zwenętrznej“, d. i. Von der äußerlichen Civilgerichtsbarkeit (ebd. 1838); – „Institutiones juris ecclesiastici“. 2 tomi (ibid. 1839 et 1840); – „Rys postępowania cywilnego w sądach wolnego miasta Krakowa porównany z postępowaniem cywilnem w sądach galicyiskich“, d. i. Darstellung des civilgerichtlichen Verfahrens der freien Stadt Krakau, verglichen mit dem Civilverfahren der galizischen Gerichte (ebd. 1844); – „O zaletach instytucyi hipotecznej w miesćie Krakowie“, d. i. Von den Vorzügen des Hypothekenwesens der Stadt Krakau (ebd. 1850); – „Stan prawny dziedzieców i włościan wynikający ze zniesienia pańszczyzny“, d. i. das rechtliche Verhältniß von Grundherren und Bauern, wie es sich aus der Aufhebung der Grundlasten gestaltet (ebd. 1851); – „Uwagi nad sektą Rongiego i Czerskiego odniesione do charakterów istotnych znamionjuących Boską objawioną religyję“, d. i. Betrachtungen über die Secte Ronge’s und Czerski’s u. s. w. (ebd. 1856); – „Dzieje powszechne soboru Trydenckiego“, d. i. Allgemeine Geschichte des Tridentischen Concils (ebd. 1857); – „Wyklad naukowy konkordatu między J. S. Piusem i cesarzem Franciszkiem Józefem“, d. i. Wissenschaftliche Erläuterung des zwischen S. H. dem Papste Pius und dem Kaiser Franz Joseph abgeschlossenen Concordates (ebd. 1858); – „O początkach i przedmiocie konkordatów i powołania ustaw zabezpieczających u nas całość religii B. R. A. Kat. i wolnosć ínnych wyznań chrzescijańskich w Polsce“, d. i. Von dem Ursprunge und dem Zwecke der Concordate und von der Förderung solcher Anordnungen, welche bei uns den vollständigen Charakter der katholischen Religion [160] und die Freiheit der übrigen Culte sichern (ebd. 1858). Slotwiński war, wie dieß aus obiger Darstellung seines Lebens und Schaffens erhellet, ein vielseitig unterrichteter Rechtsmann und gilt bei den Polen als einer der hervorragendsten Rechtsgelehrten ihrer Nation. Als Schriftsteller ziemlich fruchtbar, hat er die verschiedensten Disciplinen der Rechts- und Staatswissenschaften, wie Natur-, Staats- und Völkerrecht, Civil- und Strafrecht, Kirchenrecht und Finanzwesen, den Untersuchungen seines denkenden Geistes umerzogen, die Gesetze seines Freistaates mit den Gesetzen anderer Staaten verglichen und nicht blos an den formellen Ausdruck des positiven Gesetzes sich haltend, vielmehr als selbstständiger Denker, als Philosoph, die Grundlagen der Rechtswissenschaft seiner Prüfung unterzogen. Dabei war er in den mannigfachsten Sphären seines Faches als Lehrer, Würdenträger der Universität, Gesetzgeber des Staates, dem er zeitlebens angehörte, und zu öfteren Malen als Abgeordneter des Landtages in verdienstlichster Weise thätig. Mit seinem Dahingange wurde der Verlust einer der Zierden der Jagellonischen Hochschule betrauert.

Wiener Zeitung 1863, Nr. 61, vom 15. März.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Städchen.