BLKÖ:Sizzo de Noris, Christoph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 35 (1877), ab Seite: 42. (Quelle) | |||
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Florentiner Geschlechte an, wovon ein Zweig im Trientinischen sich angesiedelt [vergl. die Qu. S. 44] hat. Christoph erhielt seine erste Erziehung bei den Jesuiten seiner Vaterstadt, ließ sich aber das Studiren nicht sehr angelegen sein. Obwohl die Mittel der mittlerweile Witwe gewordenen Mutter sehr bescheiden waren, so schränkte sie sich doch noch mehr ein, um es zu ermöglichen, daß ihr Sohn in das Collegium Virgilianum nach Salzburg kam, wo dieser aber statt den Wissenschaften obzuliegen, ganz als Cavalier lebte und in wenig Jahren das kleine väterliche Erbe vergeudet hatte. Nun rief ihn 1726 die Mutter nach Haus zurück, aber auch da wurde es nicht besser und er setzte das müßige Cavalierleben fort, bis er eines Tages beim Ballspiel vom Ball so schwer auf der Brust getroffen wurde, daß er wie leblos zusammenbrach. Von der Krankheit, die darauf folgte, wieder genesen, schien er völlig umgeändert. Das [43] bisherige leichtsinnige Leben gab er auf und nun begann er mit allem Eifer das Studium der Rechte. Bald darauf verlor er die Mutter durch den Tod. Nun fand er bei Verwandten Aufnahme und als ein Anderer zu seinen Gunsten auf ein Canonicat verzichtete, gab S. das Rechtsstudium auf und begab sich in’s Collegium für Missionen zum h. Vincenz de Paula nach Rom. Nach langer Vorbereitung daselbst, wurde er, bereits 40 Jahre alt, Priester, kehrte dann heim, wo ihm der damalige Fürstbischof Franz Felix aus dem Hause Alberti die Ober-Intendanz von St. Maria Maggiore übergab. Im Jahre 1762 starb der Bischof Franz Felix. Das Capitel versammelte sich zur Neuwahl und hatte auf Zwei aus seiner Mitte: auf den Propst der Kathedrale Grafen Trapp, und auf den Erzdechant Peter Virgil Graf Thun Bedacht genommen. Da geschah denn das noch nicht Dagewesene. Aus 30 Scrutinien ging weder der Eine, noch der Andere mit Stimmenmehrheit hervor. So mußte sich denn das Capitel seines Wahlrechts begeben und dasselbe ging auf den Papst über. Papst Clemens XVIII., der wohl Christoph aus der Zeit seines Aufenthaltes in Rom kennen mochte, überraschte aber das Capitel dadurch, daß von ihm, an Stelle der von zwei demselben ins Auge gefaßten Candidaten, ein ganz Anderer, nämlich Christoph Sizzo de Noris, zum Bischof ernannt wurde. Christoph war damals nichts weniger als jung, er zählte bereits 56 Jahre. Am 8. Juli 1763 war das päpstliche Breve mit Sizzo’s Ernennung angekommen, am 19. December d. J. nahm er von seiner fürstlichen Bischofswürde feierlichen Besitz. 13 Jahre, von 1763–1776, versah Christoph sein oberhirtliches Amt in schwerer Zeit. Es waren eben im Kaiserstaate unter anderen Umänderungen die Steuerreformen eingetreten und diese auch im Trientinischen eingeführt worden. Darüber kam es zu Zusammenrottungen und Unruhen, wobei sogar ein Menschenleben zum Opfer fiel. Und da der Bischof sich diesen Reformen gegenüber mehr ablehnend als zustimmend verhalten hatte, so geschah es durch eigenthümliche Verkettung der Umstände, daß ihm die Tödtung, deren oben gedacht worden, zur Last gelegt wurde. Es wurden nun Commissionen entsendet, und eine derselben, ihm besonders feindlich gesinnt, faßte die Angelegenheit zu seinem Nachtheile auf und Bischof Christoph verlebte schwere Tage. Da ereignete es sich, daß, als im Jahre 1769 die Erzherzogin Maria Amalie mit dem spanischen Infanten Ferdinand von Bourbon, Herzog von Parma, vermält wurde, und diese auf ihrer Reise nach Wien Mitte Juli in Trient eintraf, der Kaiser Joseph, der vom Conclave in Rom und seiner Reise in Italien zurückkehrte, sich in Trient befand. Der Bischof, der längst bei Hofe verdächtigt und übel angeschrieben war, konnte nicht leicht eine Audienz beim Kaiser erlangen. Doch verhalf ihm das Wohlwollendes mit dem Dienste betrauten Kammerherrn endlich dazu, und in dieser Audienz schwor der Bischof dem Kaiser, daß er an dem ganzen Vorgang, den er nun nach allen Einzelnheiten dem Monarchen erzählte, unschuldig sei, und es gelang ihm auch, den Kaiser zu überzeugen, der ihm huldvoll eine unparteiische Untersuchung der ganzen Angelegenheit zusagte, worauf dem so lange geängstigten Bischof die volle Versicherung der kaiserlichen Huld zu Theil wurde. Alle diese Vorfälle hat mit chronikalischer Genauigkeit ein Domherr von Trient, Sigismund Anton [44] de Manci, aufgezeichnet und sie befinden sich unter dem Titel: „Annali di Trento abbozzati e compilati da Sigismondo Antonio conte Manci“ in der Trienter Stadtbibliothek. Sie umfassen die Regierungsperiode zweier Fürstbischöfe, nämlich unseres Christoph Sizzo de Noris (1763–1776) und jene seines Nachfolgers Peter Virgil aus dem Hause des Grafen Thun (1776–1800), und sind auch culturhistorisch von hohem Interesse. Bischof Christoph war als Bischof ein milder, aber dessenungeachtet auf seine Herde wachsamer Oberhirt. Er unternahm wiederholt Visitationen in seinem Sprengel „ad consolidandum in dominica grege quod infirmum est, ad sanandum quod est aegrotum, ad alligandum confractum ....“ Im Uebrigen war der Bischof ein ausgezeichneter Homilet und der Kanzler des Bisthums Trient, Franz Vigil Graf Barbacovi, sagt in seinen „Memoire storiche“, als er den Bischof einmal vom Altar herab sprechen gehört, daß er eine „goldene Beredsamkeit“ besaß, und daß die von Barbacovi gehörte Rede eines Bossuet und Fenelon würdig gewesen wäre“. Bischof Christoph starb im Alter von 70 Jahren, im 13. seiner bischöflichen Würde.
Sizzo de Noris, Christoph (Fürst-Bischof von Trient, geb. ebd. 19. August 1706, gest. im Jahre 1776). Gehört einem alten- Gazzetta di Trento 1863, Nr. 202 u. f. im Appendice. „Cose patrie. Cristoforo Sizzo.“ – Der deutsche Antheil des Bisthums Trient. Topographisch, historisch, statistisch und archäologisch beschrieben (Brixen 1866, A. Mayr, 8°.) S. 44.