BLKÖ:Signoroni, Bartholomäus

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Siegmund, Ferdinand
Band: 34 (1877), ab Seite: 275. (Quelle)
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Signoroni, Bartholomäus (Professor der Chirurgie, geb. zu Adro im Venetianischen zu Ende des 18. Jahrhunderts, gest. 1844). Die Elementarschulen und das Gymnasium beendete er in seinem Geburtsorte und in Bergamo, für seinen späteren Lebensberuf, den chirurgischen, bildete er sich in Pavia. Dort lehrte zu jener Zeit der in seinem Fache anerkannte Tommaso Volpi, welcher in S. alsbald die Vorliebe und das besondere Talent für chirurgische Operationen erkannte und ihn in seinem Berufe fördernd, sich ihm mit erhöhter Theilnahme zuwandte. Als im Jahre 1821 die Universität in Pavia eine völlige Umgestaltung erfuhr, neue Lehrkanzeln, neue Cabinette für den demonstrativen Theil des Unterrichtes errichtet und neue Apparate beigeschafft wurden, erließ die k. k. Studien-Hofcommission in Wien eine Anordnung, welcher zufolge zwei junge Doctoren der heimischen Universitäten nach Wien geschickt werden sollten, um so eine Pflanzschule zu bilden, durch welche die Lehren, die sie an der in jenen Tagen in der medicinischen Wissenschaft eben so berühmt gewordenen Wiener Schule sich angeeignet, in ihre Heimat verpflanzt werden sollten. Einer von den zum Besuche Wien’s Ausgewählten war Signoroni. Daselbst bildete sich S. in drei Jahren unter der unmittelbaren Leitung Kern’s [Bd. XI, S. 187], mit welchem die chirurgische Klinik einen neuen Aufschwung nahm, so tüchtig aus, daß Baron Stifft, der damalige Referent des ärztlichen Studienwesens im Kaiserstaate, Signoroni als Nachfolger in der durch Volpi’s Tod erledigt gewordenen Stelle der chirurgischen Lehrkanzel vorschlagen konnte. Signoroni erhielt sie auch und eröffnete seine Vorträge mit einer Rede über die Würde der Chirurgie, worin er die hohe Bedeutung dieser Wissenschaft und praktischen Kunst in geistvollster Weise auseinandersetzte. Der Zudrang zu seinen Vorlesungen nahm täglich zu, sein Ruf wuchs dabei in so mächtiger Weise, daß er den Neid, die Intrigue weckte, welche sich nicht scheuten, zu Verdächtigungen und Verleumdungen die Zuflucht zu nehmen. Diese hatten endlich einen solchen Charakter angenommen, daß sie S.’s Suspension zur Folge hatten. S. hatte nicht länger als ein Jahr vorgetragen. Von Wien aus wurde eine Commission zur Untersuchung der gegen S. vorgebrachten Anklagen geschickt, und das Ergebniß war Signoroni’s völlige – Rehabilitation. Als bald darauf [276] in Padua Professor Cesare Ruggeri starb, wurde S. zu seinem Nachfolger ernannt. Daselbst war seit dem Tode da Monte’s dieser Theil der Arznei-Wissenschaft ganz vernachlässigt worden und mit Signoroni sollte er zu neuer Blüthe kommen. In der That erregten auch die chirurgischen Operationen S.’s in Fachkreisen allgemeine Aufmerksamkeit und die von S. erfundenen und verbesserten chirurgischen Apparate, welche im chirurgischen Museum zu Padua aufbewahrt werden, sind sprechende Belege seines Scharfsinnes und seiner Siege in den Kämpfen gegen die Leiden der Menschheit. So geschah es denn, daß von Männern, welche die Kliniken Frankreichs und anderer Städte in Italien besucht hatten, die chirurgische Klinik von Padua allen vorangestellt und Signoroni als ihr Begründer hoch in Ehren gehalten wurde. Auch als Schriftsteller in seinem Fache war S. sehr thätig und außer zahlreichen Abhandlungen in den „Annali delle scienze mediche“ und in den von Spongia, Fario u. A. redigirten medicinischen Zeitschriften veröffentlichte S. die „Prospetti clinici di Pavia e di Padova“, welche eine Fülle des reichsten Materials aus seiner chirurgisch-operativen Praxis enthalten und die „Risultamenti della cura della Sifilide“. Aus S.’s Schule gingen tüchtige Männer seines Faches hervor, deren mehrere ihrem Lehrer und Meister die Früchte ihrer wissenschaftlichen Forschungen zueigneten. Nicht wenige seiner Erfindungen und Verbesserungen wurden an den gelehrten Akademien, in deren Schooß S. aufgenommen wurde, mit Preisen belohnt. Namentlich aber auf den Congressen der Aerzte und Naturforscher gab man zu wiederholten Malen der Anerkennung und Würdigung seiner Leistungen den ehrenvollsten Ausdruck, so z. B. auf jenem zu Florenz, wo Professor Raffaeli aus Neapel, und auf jenem von Padua, wo Präsident Rossi von Parma theils S.’s Erfahrung und chirurgische Geschicklichkeit in der Versammlung rühmten, theils ihm ein öffentliches Zeichen ihrer Bewunderung geben wollten. In Florenz wurde auch bei Gelegenheit des Congresses von Professor Vannori eine Sammlung von Zeichnungen der Instrumente Signoroni’s den Acten der Versammlung beigelegt. Sein gerades, offenes Wesen, das keine Umschweife machte und sich wenig um die Person, desto mehr aber um die Sache kümmerte, dabei seine Gewohnheit, unbekümmert, ob er verletzte oder nicht, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, zogen ihm mitunter bittere Widersacher zu, die aber nicht im Stande waren, seine wissenschaftliche Bedeutung zu verdunkeln.

Bartolomeo Signoroni, professore di Clinica Chirurgica (o. O. J. 8°., 5. Bl.). – Commentari dell’ Ateneo di Brescia per l’anno 1844 (Brescia 1845, tip. della Minerva, 8°.) p. 193: „Nekrolog von G. Nicolini.