BLKÖ:Sierakowski, Sebastian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sierakowski, Wenzel
Band: 34 (1877), ab Seite: 260. (Quelle)
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Sierakowski, Sebastian (polnischer Prälat und Archäolog, geb. 9. Jänner 1743, gest. zu Krakau 9. August 1824). Ein Sohn des Bannerträgers (chorązy, eine bedeutende polnische Würde) Roman, ein Bruder des Wenzel S. (s. d.) und Neffe des Erzbischofs Wenzel Hieronymus. Nachdem er die Schulen in Lemberg besucht, trat er im Jahre 1759 in den Orden der Gesellschaft Jesu, hörte die philosophischen Studien in Jaroslaw, trieb dann in Lemberg drei Jahre Mathematik und beendete daselbst auch 1770 die Theologie. Nachdem der Jesuitenorden aufgehoben worden, trat S. in den Weltpriesterstand über, wurde 1774 Domherr an der Krakauer Kathedrale und nachdem Ableben seines Bruders Wenzel Propst und Kroncustos. Auch war er Präsident des Tribunals der Krone und wurde von Seite des Capitels zweimal, 1780 mit dem Domherrn Anton Wyczałkowski und 1786 mit Joh. C. Wodzicki[WS 1] als Deputirter auf den Landtag nach Proszowiec entsendet. Nach Erhebung des Krakauer Gebietes zu einem Freistaat wurde S. zum Senator ernannt, welches Amt er durch zwei Jahre versah; auch wurde er mehrere Male zum Rector der Krakauer Hochschule erwählt und besaß aus diesem Titel die akademische Propstei St. Florian. Der Prälat war ein großer Gönner und Kenner der Kunst und die Architectur wie die Musik erfreuten sich seiner besonderen Pflege. Seine darauf bezüglichen [261] schriftstellerischen Arbeiten werden unter seinen Werken weiter unten angeführt. Die Kirche zu Pleszow bei Krakau wurde nach seinen Entwürfen erbaut. Das in der Krakauer Kathedrale auf den Hochaltar aufzustellende Tabernakel von Silber, ebenso die sechs Bronzeleuchter wurden nach seiner Zeichnung ausgeführt. Den Jagellonischen Saal ließ S. auf seine Kosten ausmalen und das in der St. Annakirche dem Kopernikus aufgestellte Denkmal ließ S. auf seine Kosten errichten. Ein großer Freund der Musik, gründete er einen Musikverein zur Ausführung von Symphonien und Oratorien, dessen Orchester A. Janowski dirigirte. Die Titel der von ihm veröffentlichten Schriften sind: „Baltazar Grazyjan doskonalący sworskiègo czlowieka przez 300 maxym“, d. i. Balthasar Gracyan den Höfling in 300 Regeln vollendend (Krakau 1802, 12°.), Uebersetzung aus dem Französischen; – „O statystyce Polski krótki rzut wiadomosci“, d. i. Von der Statistik Polens ein kurzer Blick auf diese Wissenschaft (ebd. 1809); – „Urządzenie szkoły glówniej krakowskiej“, d. i. Organisation der Krakauer Hauptschule (ebd. 1800, 8°.); – „O pospólstwie krajowem“, d. i. Von der heimatlichen Gemeinsamkeit (ebd. 1811, 8°.); – „Architektura obejmująca wszelki gatunek murowania i budynków w trzech częsciach“, d. i. Die Architectur, umfassend alle Arten zu bauen und Baulichkeiten in 3 Theilen, 2 Bände (Krakau 1812, Fol., mit KK.), das erste Werk über diesen Gegenstand in polnischer Sprache, alle Gebiete des Bauwesens umfassend, durch die aus dem Munde der bei einem Baue beschäftigten Handwerker als: Maurer, Tischler, Zimmerleute u. s. w. gesammelten technischen Ausdrücke, auch sprachlich von nicht geringem Interesse; – „Konstytucyje trzech miast wolnych Lubeki, Bremen, Hamburga“, d. i. Die Verfassungen der drei freien Städte Lübeck, Bremen und Hamburg (ebd. 1816); – „Projekt do zgromadzenia reprezentantów wolnego miasta Krakowa i jego okręgu“, d. i. Entwurf für die Versammlung der Repräsentanten der freien Stadt Krakau und ihrer Umgebung (ebd. 1817, 8°.); – „Krótkie wspomnienie o starózytnych grobach w kościele katedralnim krakowskim“, d. i. Kurze Nachricht von den alterthümlichen[WS 2] Gräbern in der Krakauer Kathedralkirche (ebd. 1818, Fol.). Wie vorliegende Skizze über S.’s Wirken und Schaffen darthut, war der Prälat ein aufgeklärter, das Wohl seiner Nation ehrlich mit seinen besten Kräften fördernder Priester. Der Freistaat Krakau besaß an ihm in den Tagen seiner Neugestaltung einen kräftigen mit Wort und That wirkenden Staatsbürger. Der Prälat erreichte das hohe Alter von 83 Jahren. Sein Grabdenkmal hatte sich S. selbst in der Capelle U. L. F. zum Schnee in der Kathedrale (in der sogenannten Maciejowsklschen Capelle) errichtet.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 586. – Wurzbach (Constantin Dr.), Die Kirchen der Stadt Krakau. Eine Monographie (Wien 1853, 8°.), S. 230, Marginal 705.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jos. Kas. Wodzicki.
  2. Vorlage: altherthümlichen.