BLKÖ:Schwarzmann, Joseph

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Schwarzl, Karl
Nächster>>>
Schwarzmann, Ludwig
Band: 32 (1876), ab Seite: 343. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Joseph Schwarzmann in der Wikipedia
Joseph Schwarzmann in Wikidata
GND-Eintrag: 117388459, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schwarzmann, Joseph|32|343|}}

Schwarzmann, Joseph (Decorationsmaler, geb. zu Prutz in Tirol am 1. Februar 1806). Sohn mittelloser Eltern; kam, dritthalb Jahre alt, zu Verwandten nach Nauders, von dort [344] später zu anderen nach Landeck und endlich im Alter von 14 Jahren zu einem entfernten Verwandten, dem Decorationsmaler Schönherr nach München in die Lehre. Nach einem Aufenthalte mehrerer Jahre bei Letzterem begab er sich 1827 als Malergehilfe nach Wien, wo er drei Jahre verweilte. Das Aufblühen der Kunst unter König Ludwig I. führte ihn 1830 wieder zu Schönherr nach München zurück, wo sich ihm nun Gelegenheit bot, seine Kunstfertigkeit in einer weit über die Schablone hinaus sich erhebenden Weise zu erproben. Schönherr hatte unter Heinrich Heß die Ausführung des decorativen Theils der Ausschmückung der Allerheiligen-Hofkirche übernommen, da er sich aber in den romanischen Styl nicht finden konnte, hauptsächlich Schwarzmann bei dieser Arbeit verwendet, der auch nach Schönherr’s bald darauf erfolgtem Tode das bereits Begonnene unter Heß weiter fortsetzte und vollendete. Bei dieser Gelegenheit lernten ihn Klenze und bald darauf auch Gärtner kennen, welch Letzterer ihm schon in kurzer Zeit darnach die Ausschmückung des Kissinger Cursalons übertrug. Von nun ab verwendeten ihn die genannten beiden hervorragendsten Architekten der König Ludwig’schen Periode ausschließlich und rühren alle Decorationsarbeiten in den Monumentalbauten des Königs von Schwarzmann in selbstständiger Ausführung her, nämlich jene in der Ludwigskirche, in beiden Pinakotheken, im Treppenhause der Staatsbibliothek, in der Basilica, theilweise in der königlichen Residenz und im sogenannten Wittelsbacher Palast. Später übertrug ihm König Ludwig die Ausführung des Pompejanischen Hauses und des Domes in Speyer, mit welch letzterem er sich ganz besonders die Zufriedenheit seines hohen Auftraggebers, des Königs Ludwig erwarb. In der Zwischenzeit vollendete S. die Synagoge in Mannheim, besuchte Italien, in Gärtner’s Gefolge auch Griechenland, wo er mit der Leitung der Arbeiten des Königsbaues in Athen über ein halbes Jahr beschäftigt war. Gleichzeitig in Zwischenpausen mit den bisher angeführten Arbeiten führte S. allenthalben in Deutschland und den angrenzenden Ländern derartige Ausschmückungen, namentlich in Kirchen aus – eine Thätigkeit, für die er eine Hauptvorliebe zeigte. Es dürften hundert und wohl noch mehr Kirchen in Bayern und auswärts sein, welche alle S. mehr oder weniger reich, aber immer in höchst entsprechender Weise mit seinen Decorationen geschmückt hat. Leider gelang es allen meinen Bemühungen nicht, die Namen jener Kirchen zu erfahren, in denen S. gearbeitet. Er bekundete darin ebenso große Erfindungsgabe, als einen geläuterten Geschmack und feinen Farbensinn, und steht, da er in seinen Arbeiten keine Vorbilder hatte, in diesem Kunstzweige als Bahnbrecher da. Nach dem Tode des kunstsinnigen Königs Ludwig I., bei der geringen Neigung des Königs Maximilian und der gänzlichen Abneigung des jetzt regierenden Königs Ludwig II. zu monumentalen Bauten, war dem Schaffen unseres Künstlers eine natürliche Grenze gesteckt. Die Decoration des Maximilianeums, einiger Kirchen, der Synagoge zu Mannheim, dann hin und wieder die reichere Ausschmückung eines Bahnhofes, wie z. B. jener zu Kissingen, Würzburg, dann einzelner, für den Hof bestimmter Salons in Bahnhöfen, endlich einiger Schlösser – hauptsächlich seinem, vor mehreren Jahren verstorbenen Freunde, [345] dem Baurath Bürklein, zu Liebe – ist, Privatarbeiten abgerechnet, Alles, was von S. in dieser Zeit geschaffen wurde. S., obgleich bereits 70 Jahre alt, ist noch immer in seinem Fache künstlerisch thätig und beurkundet eine fast jugendliche Frische. – Noch erscheint bemerkenswerth, daß Schwarzmann’s einziger Sohn Hermann, bis zum Jahre 1868 bayerischer Artillerie-Lieutenant, im Jahre 1876 nach Amerika ausgewandert ist. Obgleich erst 28 Jahre alt, ist er Chef-Ingenieur der Philadelphiaer Ausstellung, welche in dem von ihm geschaffenen Fairmont-Park ihre Gebäude hat. Sämmtliche Grundpläne des Hauptausstellungsgebäudes sind nach seinen Entwürfen, und von ihm allein sind ausgeführt die bleibende Kunst- oder Memorialhalle, dann das Garten-Ausstellungsgebäude und vierzehn andere kleinere Pavillons, darunter der Frauen-, der chinesische und der Pavillon der deutschen Commission. Schwarzmann Vater soll, wie ich es aus authentischer Quelle habe, trotz seiner 70 Jahre nichts Geringeres vorhaben, als selbst nach Philadelphia zu reisen, um die Riesenbauten seines Sohnes mit eigenen Augen zu schauen und in der Empfindung, das hat mein Sohn geschaffen, an Ort und Stelle zu schwelgen. Schwarzmann der Vater hat sich mit einigen schwungvollen Versen, welche Vater Radetzky feiern, 1859 auch in das berühmte „Radetzky-Album“ eingeschrieben.

Stubenvoll (Beda P.), Die Basilica und das Benedictinerstift St. Bonifaz. Festschrift zum 25jährigen Jubiläum u. s. w. (München 1875, E. Stahl, 8°.) S. 55. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 505. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 128. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VIII, S. 203.