BLKÖ:Schuch, Franz (Vater)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schuberth
Band: 32 (1876), ab Seite: 116. (Quelle)
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Schuch, Franz, der Vater (Schauspieler, geb. zu Wien im Jahre 1716, gest. im Jahre 1763). Das Haupt einer Komödiantenfamilie, welche in der Geschichte des deutschen Theaters eine hervorragende Rolle spielt und so recht der Typus des wandernden Komödiantenthums ist. Die Zeit des Beginns seiner Wirksamkeit fällt mit jener der Neuberin und Schönemann’s zusammen, Schuch ist der Dritte im Kleeblatte. Es war im Jahre 1741, als Franz Schuch, damals 25 Jahre alt, sich neben die Neuberin und Schönemann als neuer Principal, aber von sehr verschiedenem Werthe, hinstellte. Eine von uns benützte Quelle bemerkt ausdrücklich: daß er bey vielem guten Willen einen sehr zweideutigen Ruhm hinterlassen hat. Franz Schuch, der Vater, wie gleichzeitige Quellen [117] berichten, war ein vortrefflicher Harlekin und seine Frau, eine geborne Rademin, eine ebenso gute Colombine. Sie war vorher bei Nicolini, der in Braunschweig in ziemlich dictatorischer Weise den Thyrsusstab schwang, engagirt gewesen, wo sie wöchentlich 11 Thaler, eine für die damaligen Zeiten sehr hohe Gage, erhielt. Wie nun unsere Chronik ziemlich geschwätzig und rücksichtslos berichtet, blieb Colombine ihrem Hanswurst nicht treu und lebte nur selten, und auch dann immer nur auf kurze Zeit, mit ihm. Aber auch Schuch wußte sich für die Untreue seiner andern Hälfte zu entschädigen und stand in vertrauter Freundschaft mit einer aus Gera gebürtigen Dlle Schleißner, welche auch die Mutter der jüngeren Schuch, Franz, Christian und Wilhelm, ist. Schuch der Vater war von allem Anbeginne einer der unstetesten Principale, blieb in keiner Stadt über sechs Wochen und hatte daher ebenso oft andere Schauspieler, die er auf gut Glück zusammenraffte. Es war die wahrhafte Schmierenwirthschaft in der Blüthe. Nur ein einziger Acteur, Namens Stenzel und mit ihm in fast gleichen Jahren stehend und in seinem Fache sehr tüchtig, hatte bei ihm ausgehalten und zog mit ihm von Ort zu Ort. Schuch spielte meist nur in extemporirten Stücken, die von ihm besonders begünstigt wurden. In diesen spielte er selbst den Anselmo, aber auch sonst in anderen alten Rollen, zärtlichen und komischen, stellte er ganz seinen Mann, und im Trauerspiele zeigte er sich gleichfalls verwendbar. Auf seinen Wanderzügen gelang es ihm, meist tüchtige Darsteller zu erhalten, wodurch eben seine Truppe einen gewissen Ruf besaß und sein Name in der Theaterwelt viel genannt und zuletzt allgemein bekannt ward. Da er überdieß durch den beständigen Wechsel seines Standortes selten einen oder den andern Schauspieler auf die Dauer fesseln konnte, so war der Verbrauch an Mitgliedern bei der Schuch’schen Gesellschaft ein ungewöhnlich großer. Schuch ist auch der erste Theaterdirector, welcher die Ballete mit der deutschen Komödie verbunden hat. Viele Schauspieler, welche bei Schuch begannen, hatten sich später einen Künstlerruf erworben, so seien nur beispielsweise Eckhof, Madame Schulz, Madame Hensel, Stephanie genannt. Seine eigentliche Stärke war der Hanswurst, und in der That fehlte es ihm nicht an lustigen, mitunter witzigen Einfällen. Aber allmälig verflachte er sehr, riß Zoten, hielt Zwischenreden an die Zuschauer und machte sich auf der Bühne über Mitglieder seiner Gesellschaft lustig, Alles Umstände, welche den edleren Theaterbesucher anwiderten. Seine Wanderwirthschaft indessen hatte ihm reichlichen Gewinn eingebracht, denn als er 1763, n. A. 1764, erst 47 Jahre alt, starb, hinterließ er seinem Sohne, der ihm in der Leitung des Theaters folgte, ein nicht unansehnliches Vermögen. Schuch der Vater hatte sich nach dem Ableben seiner Geliebten und Mutter seiner Kinder im Jahre 1754 mit einer Dlle Köhler verheirathet, welche in sentimentalen Rollen großen Beifall fand. Nachdem Schuch gestorben, heirathete sie einen verabschiedeten Officier in Breslau und zog von der Bühne sich zurück. –