BLKÖ:Schneider, Johann Baptist

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schneider, Johann
Band: 31 (1876), ab Seite: 35. (Quelle)
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4. Johann Baptist Schneider (gest. im Jahre 1809), Pfarrer zu Völs im Kreise an der Etsch im Landgerichtsbezirke Kastelrut in Tirol, der in fast tragischer Weise auch eines der Opfer des Jahres 1809 geworden ist. Dem französischen General Severoli in Brixen waren die Papiere des Insurrections-Commandanten Nepomuk von Kolb [Bd. XII, S. 311,[WS 1] Qu. Nr. 3] in die Hände gefallen, darunter befand sich ein Brief des Curaten von Vals, einem Dörflein im Pusterthale Kreise im Landgerichte Mühlbach. Der Curat schrieb an Kolb: „Seine Gemeinde sei zum Ueberfalle (der Franzosen in Brixen) bereit und er freue sich auf eine Bartholomäusnacht oder auf eine sicilianische Vesper“. Der Ort Vals wurde unglücklicher Weise mit Völs verwechselt und in Folge dieses Irrthums der Pfarrer Johann Bapt. Schneider von Völs, ein 76jähriger Greis, bei Nachtzeit ergriffen und in Ketten nach Botzen abgeführt. Das Proceßverfahren wurde eingeleitet, wie es dabei zugegangen, erhellet aus dem Umstande, daß man auf die Verschiedenheit der Orte gar nicht kam! Kurz, der unschuldige Völser Pfarrer wurde zum Tode verurtheilt. Das Urtheil sollte am folgenden Tage vollzogen werden. Schon waren alle Vorbereitungen zur Hinrichtung getroffen, als im letzten Augenblicke, durch Gott weiß welchen [36] Umstand, die Verwechslung der Ortschaft Völs mit Vals entdeckt wurde. Der Pfarrer hatte mit voller Ruhe seiner Hinrichtung entgegen gesehen. Diese wurde einstweilen aufgeschoben; Severoli ließ den Proceß wieder aufnehmen und Pfarrer Schneider wurde nun in Freiheit gesetzt. Mit Procession, fliegenden Fahnen, unter dem Geläute der Glocken und den Jubelklängen der Musik zog die Bevölkerung dem geliebten geretteten Seelenhirten entgegen. Die Schrecken der nächtlichen Verhaftung, die Strenge des Kerkers, die Ankündigung des Todes und die Vorbereitungen zur Hinrichtung hatte der würdige Greis standhaft ertragen. Als er den Jubel sah, mit dem ihm seine Gemeinde, um ihn zu holen, entgegenzog, stürzte er, vom Schlage getroffen, nieder. Die Freude hatte ihn getödtet. Der Tiroler Dichter Hermann von Gilm hat diesen Vorfall in schwungvollen Versen verewigt. [Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. II, S. 1036.] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: S. 301