BLKÖ:Schmued, Ludwig
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 339. (Quelle) | |||
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[340] Widmete sich nach beendeten Studien dem Lehrfache und nahm seit 1849 seinen bleibenden Wohnsitz in Wien, wo er im October 1850 die Stelle eines Präfecten am k. k. Theresianum erhielt. Auf diesem Posten blieb er bis zum Jahre 1855, in welchem seine Ernennung zum Lehrer an der k. k. Oberrealschule in Schottenfeld erfolgte. Als bei dem Umschwunge des politischen Lebens in Oesterreich nach 1859 auch das Gemeindeleben seine naturgemäße Form annahm, da die Autonomie der Gemeinde als ein Grundpfeiler des constitutionellen Staatsgebäudes angesehen und die Leitung ihrer Angelegenheiten einer aus freier Wahl hervorgegangenen Vertretung übertragen wurde, wurde im Jahre 1861 im 6. Wahlbezirke der Stadt Wien (Neubau) auch Schmued als Gemeinderath der Großcommune Wien gewählt und machte sich als solcher durch seine rege Theilnahme am öffentlichen Leben bemerkbar. Als bald darauf die Lehrer-Bildungsanstalten in den einzelnen Kronländern der Monarchie in’s Leben traten, übernahm S. die Directorstelle der Lehrer-Bildungsanstalt in Salzburg, wo die Bevölkerung den tüchtigen Mann bald achten und schätzen gelernt hatte. Als dann jene traurige Zeit kam, in welcher Joseph Jireček[WS 1] als Unterrichtsminister in wenigen Monaten mehr Unheil anrichtete, als vordem in Jahren Gutes aufgebaut wurde, da kamen auch für Schmued die schlimmen Tage. Sein fortschrittliches Wesen, sein Halten an der Verfassung genügten, ihn dem Mitgliede des Sistirungsministeriums unliebsam erscheinen zu lassen. Noch mehr verging sich S., als er bei der im Jahre 1870 in Neumarkt gehaltenen Wanderversammlung einen Toast „auf den gesunden Menschenverstand gegenüber der Unfehlbarkeit eines Menschen“ ausbrachte und seine Strafe war beschlossene Sache; er wurde, ohne daß die Salzburger Landesbehörde vorher befragt wurde, blos auf den Willen des Ministers hin, seines Directorpostens an der Salzburger Lehrer-Bildungsanstalt enthoben und zum Director des Real-Gymnasiums zu Freudenthal in Schlesien ernannt, wo die energische Thätigkeit des freisinnigen Schulmannes geradezu lahmgelegt war. Dieser willkürliche Vorgang erregte in Salzburg und überall in den betheiligten Kreisen peinliches Aufsehen. Die Freunde der Verfassung sprachen offen ihr Verdict gegen solches Gebaren aus. Als der Landeschef von Salzburg, Fürst Auersperg, im Jahre 1871 bei der Schlußfeier der Lehrer-Bildungsanstalt seine Ansprache an die scheidenden Lehramts-Candidaten hielt, sagte er zu denselben: „Vor Allem vergessen Sie den Mann nicht, der seine Kraft ihrer Bildung widmete, den jeder Schulmann achten und ehren muß; es ist dieß der Herr Director Schmued. Ich nehme bei dieser Gelegenheit Anlaß, ihm öffentlich meinen Dank auszusprechen. Sie werden dadurch, daß Sie sich in ihrem künftigen Wirken als Männer von Ehre und Bildung erweisen, den Herrn Director Schmued für so manches Bittere, das er unverdienter Weise erfahren, entschädigen“, S. ließ bei seinem unfreiwilligen Abgange von Salzburg ein unvergeßliches Andenken zurück; denn nicht blos als Schulmann in seinem unmittelbaren Berufe, auch sonst noch war der energische Fortschrittsmann ersprießlich thätig gewesen: so als Abgeordneter der Handels- und Gewerbekammer im Salzburger Landtage; dann durch seine öffentlichen, für das große Publicum bestimmten unentgeltlichen [341] Vorträge über Geschichte, bei deren Schlusse ihm ein Kreis seiner Zuhörer ein reiches Silberservice verehrte. Daß unter solchen Umständen sein Abgang schmerzlich empfunden wurde, bewiesen die Vorstellungen des Landesausschusses und des Salzburger Gemeinderathes, welche beide gegen obige Verfügung des Unterrichtsministers Protest erhoben; aber der alte Satz: Macht geht vor Recht, behielt auch dießmal seine Giltigkeit und S. wurde einem liebgewordenen Wirkungskreise entrissen, um in neue, dem Manne von kerndeutscher Gesinnung wenig zusagende Verhältnisse zu treten. Minister Dr. v. Stremayr suchte den Willküract seines Vorgängers, so weit dieß möglich war, zu sühnen, indem er S. im October 1872 zum Director des Staatsgymnasiums in Klagenfurt ernannte. Die schriftstellerische Thätigkeit S.’s beschränkt sich im Ganzen auf verhältnißmäßig wenige Arbeiten: in den Programmen der k. k. Oberrealschule in Schottenfeld veröffentlichte er in den Jahren 1856, 1859 und 1860 einige Abhandlungen über die Geschichte von Salzburg; selbstständig hat er herausgegeben: „Leitfaden zum geschichtlichen Unterrichte an den unteren Classen der Realschule“, 1. Theil für die 2. Classe (Wien 1864, Braumüller, gr. 8°.; 2. Aufl. 1867; 3. Aufl. 1869): 2. Theil für die 3. Classe (ebd. 1865); – „Leichtfassliche Darstellung der Verfassung der im Reichsrathe vertretenen, österreichischen Länder. Ein Büchlein für Schule und Haus“ (ebd. 1868, gr. 8°.); – „Maria Theresia“ (Klagenfurt 1873), anläßlich der Enthüllung der Maria Theresien-Statue in Klagenfurt. Es sind nicht neue, weltbewegende Ideen, welche S. in seinen Schriften niedergelegt, wohin solche auch nicht gehören; er erzählt nur unverfälschte Geschichte, die sich natürlich anders ausnimmt, als die von klösterlicher Censur präparirte. Insbesondere seine Schrift über Maria Theresia entwirft, indem sie kein wesentliches Moment des Regenten- und Privatlebens der Kaiserin übergeht, vor Allem im culturhistorischen Theile mit sicheren Zügen ein treues, wenngleich gedrängtes Bild des österreichischen Staates, seiner Entwickelung und Consolidirung, aus welchem man überall die Keime hervorsprießen sieht, die endlich zum heutigen Rechtsstaate erstarkten und uns zu ernstem Nachdenken auffordern, wenn man die der gottesfürchtigen Kaiserin doppelt schwer fallende, aber unabweisliche energische Bekämpfung der Uebergriffe Roms und seiner Sendlinge und die Unterdrückung wenigstens der gefährlichsten Auswüchse des römischen Katholicismus mit unseren heutigen kirchlichen Zuständen vergleicht.
Schmued, Ludwig (Schulmann, geb. zu Salzburg 21. August 1827).- Presse (Wiener polit. Blatt) 1872, Nr. 286: „Schicksale eines österreichischen Schulmanns“– Die neuen Väter der Großcommune Wien, hervorgegangen aus der freien Wahl und dem Vertrauen ihrer Mitbürger im Jahre 1861. Von Moriz Bermann und Franz Evenbach (Wien 1861, Keck u. Comp., 8°.) S. 52.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Hermenegild Jireček. (Joseph Jirečeck, sein Bruder, war von Mai bis Ende November 1870 kurz Unterrichtsminister).