BLKÖ:Schmitz, Johann Georg

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmitth
Band: 30 (1875), ab Seite: 333. (Quelle)
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Schmitz, Johann Georg (evangelischer Theolog, geb. zu Käsmark in der Zips in Ungarn im Jahre 1765, gest. zu Bielitz in Oesterreichisch-Schlesien am 26. October 1826). Seine Eltern, nach deren Wunsche er sich für das Lehramt ausbilden sollte, schickten ihn nach beendeten humanistischen und philosophischen Studien, wie es bei Protestanten in Ungarn und Siebenbürgen Sitte ist, auf eine ausländische Universität. Die Wahl fiel auf Greifswalde, wo S. in den Jahren 1786 und 1787 den philosophischen und theologischen Studien oblag und nach deren Beendung im Jahre 1788 in die Heimat zurückkehrte. Daselbst erhielt er, da eben durch den Abgang Johann Török’s das Subrectorat an der Käsmarker Schule erledigt war, diese Stelle, welche er aber nur ein Jahr lang versah, da er schon im folgenden Jahre einem von der evang.-lutherischen Gemeinde zu Großlomnitz an ihn ergangenen Rufe als Prediger folgte. Daselbst befand sich S. im Anbeginn unter angenehmen Verhältnissen, da er sich mit dem gebildeten humanen Gutsherrn Gregor von Berzeviczy befreundet hatte und mit den besten Männern seiner Heimat im brieflichen Verkehre blieb. Im Jahre 1801 wurde er zum Senior des subkarpathischen Seniorats erwählt. Aber mit einem Male änderten sich die Verhältnisse, die aufgeklärte Richtung, welcher S. huldigte, war nicht nach Aller Sinn und die Lage S.’s wurde zuletzt so unbehaglich, daß er einem Rufe nach Bielitz in Oesterreichisch-Schlesien, [334] der an ihn im Jahre 1806 erging, auf das Freudigste folgte. Dort, im Kreise einer gebildeten Gemeinde, vergaß S. bald die Unbilden, die ihm an dem Orte seiner früheren Wirksamkeit widerfahren waren. Dort als ausgezeichneter Kanzelredner allgemein beliebt und geachtet, verbreitete sich sein Ruf als gediegener Priester, Gelehrter und Humanist in den weitesten Kreisen und im Jahre 1810 erfolgte seine Ernennung zum Superintendenten von Mähren und Schlesien. In dieser Stellung durch 16 Jahre thätig, entriß ihn – im Alter von 61 und nicht, wie Rumy schreibt, von 66 Jahren – ein plötzlicher Tod seinem Wirkungskreise, in welchem er so ersprießlich gewirkt hatte. Als Schriftsteller war S. nur wenig thätig. Außer mehreren Kanzelreden, welche einzeln im Drucke erschienen sind, veröffentlichte er nur noch während seines Aufenthaltes in Ungarn die Schrift: „Ueber das Verhältniss der evangelischen Religionslehrer zu ihren Gemeinden und dieser zu jenen, mit Rücksicht auf unsere Zeiten“ (Leutschau 1804, 8°.). S. erörterte darin ohne Rückhalt offenen und geraden Sinnes die Uebelstande, welche in dieser Hinsicht in Ungarn walteten. Er that es in anständigster Weise, aber selbst in solcher war die reine Wahrheit für Viele, die sich davon getroffen fühlten, von bleierner Schwere. Nun war es aber auch um seinen Frieden geschehen. Der Kirchen-Inspector Johann von Fejes, ein selbst- und gefallsüchtiger Mann, nahm den Fehdehandschuh auf, den S. geworfen hatte; nun, er schrieb wohl gegen S., aber widerlegte nichts; er suchte die begründete Darlegung S.’s lächerlich zu machen, aber bestätigte so nur um so mehr die von S. vorgebrachten Thatsachen, und da er wirkungslos gepoltert, mußte es S. in anderer Weise entgelten, die zuletzt so unerträglich wurde, daß S. es vorzog, so schwer es ihm sonst fiel, die Heimat und ihm sonst liebgewordene Verhältnisse aufzugeben und eine neue Heimat aufzusuchen. Wie schon bemerkt worden, war S. ein ausgezeichneter Homilet und beschäftigte sich mit der Sammlung seiner geistlichen Vorträge zur Herausgabe derselben. Aber die große Feuersbrunst, von welcher Bielitz heimgesucht worden, vernichtete nicht nur S.’s sämmtliche Manuscripte, sondern auch seine reiche und werthvolle Bibliothek. S. war auch Poet und einzelne Gedichte seiner Feder erschienen in verschiedenen Zeitschriften und in Rumy’s „Musenalmanach für Ungarn für das Jahr 1803“. Insbesondere aber wird er als geistlicher Dichter gerühmt, wie es seine im evangelischen Neusohler Gesangbuche enthaltenen geistlichen Lieder bezeugen.

Melzer (Jacob), Biographien berühmter Zipser (Kaschau o. J. [1832], 8°.) S. 308. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, B. Fr. Voigt, kl. 8°.) IV. Jahrg. (1826), Theil 2, S. 1027 [von Rumy]. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1811, Bd. III, S. 374.