Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmidt, Stephan
Band: 30 (1875), ab Seite: 312. (Quelle)
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94. Schmid, Peter (Abt des Stiftes Reichersberg in Oberösterreich, geb. in einem Dorfe der Pfarre Altenbuch am 29. Juni 1776, gest. in seinem Stifte am 9. November 1822). Die Studien machte er zu Straubing, München und Passau, im Jahre 1800 legte er im lateranensischen Chorherrnstifte des h. Augustin zu Reichersberg, in welches er eingetreten war, die Ordensgelübde ab, erlangte im nämlichen Jahre die Priesterweihe und wirkte zunächst als Cooperator auf den Stiftspfarren Ort und Bromberg, als Localcaplan und Pfarrvicar zu Walpersbach und Thernberg, und später als Pfarrer zu Bromberg. In letzterer Eigenschaft bekleidete er auch das ihm von dem Fürsterzbischofe in Wien, in Anerkennung seines seelsorglichen Eifers, verliehene Amt eines Ruraldechants. Nach dem Ableben des letzten Reichersberger Abtes Ambros, der am 17. Jänner 1810 gestorben, brachen für das Stift schlimme Zeiten ein. Das Innviertel kam im September 1810 [313] an Bayern und unter Administration. Die eingehobenen Gebühren mußten an die Finanzdirection zu Passau abgeführt werden. Die Administration dauerte von 1810 bis Mai 1816. In dieser Zeit wurde das Stift bayerischer Seits systematisch ausgesaugt, zum Theile sogar amtlich geplündert, denn seine Paramente und sein Silber, letzteres 5000 fl. R. W., wurden ihm abgenommen und nicht wieder zurückgestellt. Als endlich durch zwischen Bayern und Oesterreich am 3. Juni 1814 abgeschlossenen Vertrag das Innviertel wieder an Oesterreich zurückfiel, wurde auch das Stift österreichisch und sein bis dahin in Frage gestellter Bestand durch die Gestattung einer Probstwahl gesichert. Die im Jahre 1817 vorgenommene Wahl fiel auf den Bromberger Pfarrer Peter Schmid. Propst Peter fiel eine schwere Aufgabe zu. Das Stift war aller Dinge, selbst des nothwendigsten Hausstandes, entblößt; die noch vorhandenen Chorherren reichten kaum aus, die dem Stifte zugewiesenen Seelsorgeposten zu besetzen. Es galt also nichts Geringeres, als eine Neuherstellung des Stiftes in seinem materiellen Bestande, Haus und seinen geistlichen Gliedern. Mit Umsicht und glücklichen Erfolgen ging Abt Peter unter schwierigen Verhältnissen an seine Aufgabe. Ein besonderes Verdienst überdieß, sowohl um das Stift wie um das allgemeine Beste, erwarb er sich noch als Pomolog, in welcher Richtung er bereits als Pfarrer zu Bromberg Treffliches geleistet und nun auch als Abt durch die auf den Gründen des Stiftes bewerkstelligte Pflanzung und Veredlung der Obstbäume und durch Anregung und Förderung der Obstcultur in der Umgebung in ersprießlichster Weise thätig blieb. Auch war er, selbst ein Kenner der Musik, für eine gediegene Kirchenmusik sorgfältig bedacht. Ein früher Tod, der ihn im Alter von erst 46 Jahren hinraffte, unterbrach ihn inmitten seiner segensvollen Wirksamkeit, die dem Stifte noch vieles Gute gebracht hätte.

Appel (Bernard), Geschichte des regulirten lateranischen Chorherrnstiftes des heiligen Augustin zu Reichersberg in Oberösterreich (Linz 1857, 8°.) S. 310 u. f.