BLKÖ:Schmid, Franz Seraphicus (I.)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 240. (Quelle)
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33. Schmid, Franz Seraphicus (I.) (infulirter Domcantor bei St. Stephan in Wien, geb. in der Wiener Vorstadt Lichtenthal am 23. Juli 1764, gest. zu Wien am 10. Jänner 1843). Sein Vater, ein schlichter Wiener Bürger, besaß die Mittel, um den Sohn studiren zu lassen. Die religiösen Neigungen des Letzteren trieben diesen an, als er sechzehn Jahre alt war, in den Orden seines Namenspatrons, des h. Franciscus, zu treten. Als aber die Zeitverhältnisse – die Achtziger-Jahre des 18. Jahrhunderts – die Wirksamkeit eines Ordensmannes sehr in Frage stellten, trat S. auf den Rath seiner Ordensobern aus und in das vor Kurzem errichtete General-Seminarium, in welchem er die theologischen Studien beendete. Am 9. November [241] 1788 empfing er die Priesterweihe und trat nun sofort in die Seelsorge. Noch im folgenden Monate wurde er Cooperator an der Pfarre zu Probstorf. Sein Wirken an derselben zog die Aufmerksamkeit des Cardinal-Erzbischofs Migazzi auf sich und dieser, der in ihm gleich den Mann, den er brauchte, erkannte, berief ihn im Jahre 1794 als Spiritual seines Alumnates. Zwölf Jahre wirkte S. in diesem Amte, dann ein Jahr als Alumnats-Director, und als ihn der Erzbischof fragte, wie er ihm seine treuen Dienste durch so viele Jahre in diesem beschwerlichen Amte lohnen könne, erbat er sich bescheiden die Stelle eines Cooperators an der erzbischöflichen Cur. Viele Jahre – bis 1825 – war der fromme Seelenhirt auf diesem Posten thätig. Die Schilderung seines Wirkens, wie er durch seine Milde, Güte, Gottergebenheit und Unverdrossenheit Aller Herzen gewann, entzieht sich unserer Aufgabe. Es muß dieserwegen auf die verzeichneten Quellen hingewiesen werden. Im Jahre 1825 verlieh ihm Kaiser Franz I. aus eigenem Antriebe ein Canonicat an der Wiener Metropolitan-Domkirche. In dieser Stellung war es dem allgemein verehrten Prälaten gegönnt, im November 1838 sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum zu begehen, bei welcher Gelegenheit ihn Kaiser Ferdinand mit dem Leopold-Orden und Papst Gregor XVI. mit der Würde eines Hausprälaten des päpstlichen Stuhles auszeichnete. Noch sieben Jahre überlebte der damals schon 73jährige Prälat diese Feier, dann zahlte auch er der Natur den Tribut und entschlief, nahezu achtzigjährig. Während seiner letzten Krankheit besuchten Erzherzog Karl, der Erzbischof, der päpstliche Nuntius den sterbenden Prälaten, und bevor sie die Leiche heraustrugen, erschien die Kaiserin-Mutter Karolina Augusta, deren Beichtvater er Jahre lang war, im kaiserlichen Oratorium des Stephansdomes, um das Andenken des verblichenen Priesters zu ehren. Da es S. wegen seiner schwachen Brust versagt war, das Predigtamt zu üben, so hielt er es für seine Pflicht, durch Schriften das Wort des Herrn zu verkünden. Und das that er in ergiebigster Weise, doch nicht – da Gebet- und Kochbücher immer noch am besten abgehen – um Gewinn daraus zu ziehen, denn er verschenkte seine Schriften an alle Jene, bei denen er einen wohlthätigen Einfluß von ihrer Lecture voraussetzte. Wie groß die Zahl seiner Schriften ist, läßt sich nicht genau bestimmen, da er keinem seiner Bücher seinen Namen vorsetzte. Viele derselben erschienen in zahlreichen Auflagen noch in jüngster Zeit, im Jahre 1866, so seine Lese-, Gebet- und Erbauungsbücher für das Landvolk, für junge Christen, für katholische Christinen, für Gefangene, für Kranke, für Soldaten, für Dienende, für Handwerker, für Bürger, für höhere Stände, welche es zu fünf, sieben, eilf, ja noch mehr Auflagen brachten. Sehr beliebt waren und sind noch seine Erbauungsschriften: „Das christkatholische Hausbuch“, bereits in 8. Auflage; – „Der christliche Reisegefährte“; – „Leben Jesu und der Heiligen“; – „Rückkehr zu Gott“; – „Das Jahr des katholischen Christen“; für seine Zöglinge und Alumnen gab er „Lectiones et preces in usum studiosae juventutis“ und deren in usum cleri, beide in 8. Auflage, heraus. Viele von seinen Andachtsschriften verfaßte er nicht blos in der deutschen und lateinischen Sprache, sondern auch in der italienischen, französischen, englischen und griechischen; ja er ließ sogar für die Juden die messianischen Weissagungen in [242] der hebräischen Ursprache abdrucken. Die Auflage der lateinischen Concordanz der heiligen Schrift machte er fast ganz den Geistlichen zu Geschenke; das griechische Gebetbuch ging in der ganzen Auflage nach Griechenland; ebenso das englische nach Amerika, das Krankenbuch verschenkte er in den verschiedenen Wiener Spitälern. Rührend war es zu sehen, wie er sein Soldaten-Gebetbuch an Mann brachte, und thatsächlich, man sah dasselbe gar oft in den Händen der Mannschaft, die sich aus den innigen schlichten Zeilen seines Inhalts Trost und Erquickung holte, deren der Kriegsmann in seinen oft schweren Stunden nur zu sehr bedarf. Dieses Soldatenbüchlein ließ Papst Gregor XVI. für sein Militär und das italienische die Erzherzogin-Vicekönigin für Italien öfter neu auflegen. Es war dieß ein Priesterleben, wie es sich uns in Schmid darstellt, dessen Heiligkeit auf das roheste Gemüth nicht ohne Wirkung blieb. Da war kein jesuitischer Hintergedanke, keine Absicht, das Volk in Dummheit und Unwissenheit zu erhalten; keine Ablaßkrämerei und Wunder-Curpfuscherei, sondern die reinste Erhebung des Herzens zu Gott, begleitet von einer Schlichtheit des Wesens, die Hoch und Nieder anzog, und Jeden, der dessen gottbegnadete Bedeutung erkannte, auf die Dauer fesselte. Was er mit vollen Händen nach allen Seiten spendete, das wußten nur Jene und oft die nicht, die es heimlich empfingen. Was er an Vermögen hinterließ, vererbte er an seine Alumnen. In seinen letzten Lebensjahren schrieb er noch das Büchlein: Die Denksprüche und Jugendbeispiele, welchem er seinen Lebensspruch: „Herr, dein Wille geschehe“ zum Titel gab. In welchem Ansehen er unter der Priesterschaft stand, beweist der Umstand, daß ihn, während ihn das Volk als den heiligen Diener Gottes verehrte, diese den „Edelstein in der Krone des Clerus“ nannte.

Franz Seraph. Schmid. Eine biographische Skizze (Wien 1843, A. Strauß’s Witwe u. Sommer, gr. 8°.). – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1836, Beck, 8°.) Bd. IV, S. 555. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Bernh. Friedr. Voigt, kl. 8°.) XXI. Jahrg. (1843), S. 40, Nr. 13. – Ehrentempel der katholischen Geistlichen u. s. w. (Wien 1845, Dirnböck, 8°.) S. 43.