Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schlumpf, Simon
Band: 30 (1875), ab Seite: 150. (Quelle)
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Schlumpf, Joseph (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Klosterwald in Vorderösterreich 30. August 1779, gest. zu Waidring in Tirol 22. Mai 1850). Bei seinem Onkel Balthasar Haller, Porzellanhändler in Innsbruck, erlernte er die Handlung und erbte, als Haller starb, von ihm das Geschäft. Als die Kriegsereignisse im Frühjahre 1797 eine solche Wendung nahmen, daß in Tirol die Schützen und der Landsturm aufgeboten werden mußten, trat Schlumpf als Freiwilliger unter das Commando des Schützen-Majors von Wörndl. Bei Meransen am 2. April g. J. wurde S. nach verzweifeltem Widerstande mit noch 32 Kameraden gefangen und unter empörenden Mißhandlungen nach Bruncken geschleppt. Indessen war der Feind geschlagen und innerhalb wenig Tagen aus dem Lande gejagt worden, der Friede von Leoben aber hatte allem Kampfe ein Ende gemacht. S. mit seinen Kameraden wurde freigelassen und kehrte zu seinem Geschäfte nach Innsbruck zurück. Als im März 1799 die Franzosen in Tirol einbrachen und neuerdings die Landesvertheidigung organisirt wurde, meldete sich auch S. und erklärte sich bereit, auch außer Landes zu kämpfen. S. zog nun mit den Freiwilligen bei Martinsbruck über den Inn; aus den von ihnen besetzten Schluchten erlitt der Feind großen Schaden und wurde mit Zurücklassung einer Kanone und beträchtlichem Verluste aus dem Engadein getrieben. Nun kehrte S. wieder heim, um im Spätherbste 1805 von Neuem auszurücken. Nach fünftägiger hartnäckiger Vertheidigung der Leutascher Schanze suchte nach dem Falle der Festung Scharnitz auch S. Rettung in der Flucht. Das Jahr 1809 rief S. neuerdings zu den Waffen. Als Freiwilliger nahm er Theil an den siegreichen Kämpfen, welche am 25., 29. Mai und 13. August am Berge Isel stattgefunden hatten. Als im September die Innsbrucker Bürger und Studenten auf dem Berge Isel aufmarschirten, erwählten sie S. zu ihrem Hauptmann. Mit seiner Mannschaft rückte S. gegen Hall vor, wo er auf die Nachricht von der Anwesenheit der Bayern sofort dieselben angriff, schlug und deren ganzes Gepäck erbeutete. Am 27. October griff S. die Bayern, die sich bei Zimmerthal verschanzt hatten, daselbst an. Erst nach einem siebenmaligen Sturme gelang, es ihm, die Bayern zum Rückzuge zu zwingen. Bei dieser Gelegenheit mußten sich ihm 450 Mann mit 46 Officieren als Gefangene ergeben. Auch am Kampfe, welcher am 1. November auf dem Berge Isel stattfand, nahm S. Theil, mußte aber nach der hartnäckigsten Gegenwehr weichen, und als an weiteren Widerstand nicht zu denken war, kehrte er nach Innsbruck zurück. Dort fand er seinen Laden erbrochen und geplündert, überdieß wurde er, da die Bayern Herren des Landes geworden, verhaftet und als Gefangener nach München abgeführt. Aus einer empörenden Haft, in welcher er und seine Mitgefangenen Landsleute von Ungeziefer und roher Behandlung genug litten, wurden sie nach vier Monaten, am 15. Mai 1810, freigelassen. Nach Innsbruck zurückgekehrt, wo er Ruhe zu finden hoffte, steckte man ihn, den „Hauptmann mit dem weißen Pudel“, denn so hieß er, weil er einen solchen Hund hatte, als gemeinen Soldaten unter das bayerische Militär. Er kam nun nach Ingolstadt, nach Jahresfrist aber wieder nach Innsbruck zurück, wo er vor Scham, in seiner Heimat als bayerischer Soldat gesehen zu werden, zu desertiren beschloß und seine [151] Flucht auch glücklich ausführte. Im November 1811 kam er nach Oesterreich, wo er, da er seine Habe eingebüßt, auf seine Bitte um eine Anstellung in einer Porzellanfabrik im Frühlinge 1812 in Linz als k. k. Brückenmauth-Amtsschreiber angestellt wurde. Als im September 1813 aus den nach Oesterreich geflüchteten Tirolern ein Freicorps errichtet werden sollte, wollte S. in dasselbe treten, begab sich aber, als sich diese Freicorpsbildung zerschlug, eiligst nach Klagenfurt, wo sich eben mehrere Tiroler Schützencompagnien bildeten. Bei seiner Ankunft waren bereits alle Officiersposten besetzt, er konnte nur mehr ein Commando über 30 Mann übernehmen, welche neun Wagen Gewehre nach Lienz abliefern sollten. Als Commandant dieser 30 Mann blieb S. nun bei den Schützen Spekbacher’s, focht bei Brunecken, Lorenzen, Kaltenhaus, an der Mühlbacher Klause und zuletzt bei Calliano im Rovereder Kreise. Als dann General Fenner die Tiroler Schützen nicht mehr benöthigte und dieselben unter Anerkennung ihrer Tapferkeit nach Hause entlassen wurden, rüstete sich auch S. zur Heimkehr, wurde aber von dem k. k. Hofcommissär Anton Leopold (II.) von Roschmann [Bd. XXVI, S. 352] zurückgehalten und in den Monaten December 1813 und Februar und März 1814 zu Courierreisen in wichtigen Angelegenheiten verwendet. Nach völlig hergestelltem Frieden wurde S. im Jahre 1814 Controlor bei dem k. k. Hauptzollamte Atzwang und diente als solcher und Einnehmer bis 1841, in welchem er in den Ruhestand übertrat. Für seine in den vorgeschilderten Kämpfen bewiesene Treue und Tapferkeit verlieh ihm Se. Majestät eine Zulage von 100 fl. C. M.; als ihm dieselbe bei seiner Pensionirung auf die Hälfte herabgesetzt wurde, reichte S. bei Sr. Majestät eine unterthänigste Vorstellung gegen diesen Vorgang ein und wurde ihm nebst seiner Pension nicht nur die Zulage ungeschmälert belassen, sondern dieselbe noch um fünfzig Gulden erhöht. Im Jahre 1820 wurde ihm die kleine goldene Civil-Ehrenmedaille mit Oehr und Band feierlich übergeben. Nach seinem Uebertritte in den Ruhestand zog er sich nach Waidring im Landgerichtsbezirke Kitzbühel zurück, wo er im Alter von 71 Jahren starb. –