BLKÖ:Schlosar, Victor Martin Karl

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schloißnigg, Wappen
Band: 30 (1875), ab Seite: 140. (Quelle)
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Schlosar, čechisch Šlosar, Victor Martin Karl (Abt des Benedictinerstiftes Raygern, geb. zu Kločow in Mähren 28. October 1793, gest. zu Raygern 16. August 1854). Sohn armer Landleute, that sich S. schon in den Elementarschulen durch seinen Fleiß und seine Fähigkeiten hervor; im Jahre 1806 kam er auf die Hauptschule nach Leipnik, von dort an das Gymnasium nach Kremsier, wo er die Humanitätsclassen beendete und nun in Olmütz das Studium der Philosophie begann. Während dieser ganzen Zeit erhielt er sich selbst durch Unterrichtgeben. Im Novemder 1814 trat er im Stifte Raygern in den Benedictinerorden, wo er nach dem ersten Jahre Profeß ablegte und nach beendeten theologischen Studien anfangs September 1819 die Priesterweihe erlangte. Nun wirkte er zunächst in der Seelsorge, ordnete das Kloster-Archiv und die Bibliothek, versah nebenbei verschiedene Klosterämter und that sich in Allem durch Umsicht und Tüchtigkeit so hervor, daß er nach dem Ableben des Abtes Augustin Koch am 2. Juli 1832 zum Abte und Prälaten des Stiftes gewählt wurde. Schlosar versah diese Würde durch 22 Jahre bis an sein im Jahre 1854 im Alter von 61 Jahren erfolgtes Lebensende. In seiner Stellung als Abt ließ er sich die Ausschmückung und Verschönerung des Klosters, die Hebung und Erhaltung der Klosterordnung zunächst angelegen sein. Im Jahre 1845 ließ er die Stiftskirche von innen und außen herstellen, schaffte neue Kirchengeräthe und Paramente an, vermehrte die Stiftsbibliothek mit werthvollen Werken aller Wissenschaftszweige, legte Sammlungen von Gemälden, Modellen, Münzen und archäologischen Gegenständen an, richtete ein Naturalien- und physikalisches Cabinet ein, hob die Landwirthschaft des Klostergutes, baute den auf der Abendseite gelegenen Theil des Klosters neu auf, weihte die ganz restaurirte Kirche zu Hostein neu ein, um deren Restauration er nicht geringe Verdienste hatte, und feierte im Jahre 1848 die Feier des 800jährigen Bestandes seines Klosters. Ein Mann seltener und umfassender Kenntnisse, erfaßte er Alles, was ihm zunächst zur Förderung seines Stiftes zweckdienlich erschien, mit Ernst und Eifer. Zu seinen näheren Freunden gehörte der Maler Joseph Zeleny, dessen trefflichste Bilder eben das Stift Raygern besitzt. Mitglied aller humanen und wissenschaftlichen Vereine seines engeren Vaterlandes, unterstützte er dieselben mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Er war Mitvisitator sämmtlicher Augustinerklöster in Böhmen und Mähren, und hatte an der Zusammenkunft der Aebte sämmtlicher Benedictinerklöster, welche im Jahre 1852 zu Kremsmünster stattfand, theilgenommen. Leider läßt B. [141] Dudik in seinem unten bezeichneten Werke über Raygern, obwohl es auf dem Titel als bis 1848 fortgesetzt erscheint, die so wichtige Periode des Abtes Victor ungeschildert. Dem Abte selbst widmet er die folgenden wenigen Worte: „Selbst ein gewissenhafter Religiose wählte er die Gewissenhaftigkeit zu seiner Devise. Alsbald boten sich Wissenschaftlichkeit und Frömmigkeit die Hände; eine wohlgeordnete Sparsamkeit, eine kluge Benützung der vorhandenen Kräfte und besonders ein ernstes Zurückkehren zur alten Disciplin verbesserten, was Schwache oder Ueberschätzung der früheren Zeit verdorben hatten. Das Stift verehrt ihn als seinen Regenerator. ... Nach Innen und nach Außen stand das Stift am Schlusse des 8. Jahrhunderts so glänzend da, wie noch nie zuvor, und das Alles ist des Abtes Victor Werk“.

Dudik (B. Dr.). Geschichte des Benedictinerstiftes Raygern im Markgrafenthume Mähren (Wien 1868, Gerold’s Sohn, gr. 8°.) Bd. II, S. 470 u. 471.