BLKÖ:Schauer, Leo Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schauer, Alois
Band: 29 (1875), ab Seite: 126. (Quelle)
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Schauer, Leo Ritter von (Oberst und Commandant des Genie-Regiments Kaiser Franz Joseph I., geb. zu Josephstadt in Böhmen im Jahre 1823). Trat im September 1840 beim Mineurcorps in die kaiserliche Armee, wurde im Corps im Jahre 1846 zum Lieutenant, im Jahre 1849 zum Capitän-Lieutenant, im Jahre 1851 zum Hauptmann befördert. In letzter Eigenschaft kam er im September 1855 zur Genietruppe und wurde in derselben im September 1859 Major, 1866 Oberstlieutenant und am 29. October 1869 Oberst und Commandant des Genie-Regiments Kaiser Franz Joseph I. zu Olmütz. Im Jahre 1848 befand sich S., damals Mineur-Lieutenant, mit seiner Truppe in Italien. Nach der Einschließung Mantua’s hatten die Piemontesen am 14. Juli g. J. das im Vertheidigungsrayon des Forts Pietole gelegene gleichnamige Dorf mit einer Brigade besetzt, um für das rückwärts befindliche Lager Deckung und für die folgenden Angriffe einen Stützpunct zu haben. Die Vertreibung des Feindes und Demolirung des Dorfes Pietole wurde beschlossen. Der Feind wurde auch wirklich nach einem hartnäckigen Kampfe vertrieben, nun aber galt es die Demolirung des Ortes. Die umständliche Erzählung dieses Vorganges gibt die unten bezeichnete Quelle; hier folgt nur eine gedrängte Darstellung. Lieutenant Schauer war es, der die Demolirung eines der Dorftheile, vornehmlich aber die Sprengung eines großen Gebäudes, das die Aussicht auf das feindliche Lager gegen Virgiliano hinderte, vorzunehmen beabsichtigte. Indeß rückte der Feind mit Uebermacht auf Pietole vor. Schauer mit seinen wenigen Leuten wollte trotzdem die Ausführung seines Vorhabens nicht aufgeben. Um den Feind zu täuschen und selbst Zeit zu gewinnen, da er die Mine bereits gelegt hatte und diese nur noch anzuzünden war, überredete er seine Leute, sich gefangen nehmen zu lassen, indeß er weiter operirte. Im Drange der Umstände hatte er den Minenherd nur wenige Schritte von der Ladung, welche aus neun Centnern Pulver bestand, angelegt. Schauer aber war entschlossen, eher sein Leben zu opfern, als dem Feinde die Mine zu überlassen. Eine aus einem benachbarten brennenden Hause geholte glühende Kohle hatte er mit einem Leinwandlappen umhüllt und eigenhändig auf den Minenherd gelegt. Schauer hatte nun nicht mehr Zeit gefunden, sich zu decken. Die Explosion erfolgte und war fürchterlich. Der heftige Feuerstrahl erfaßte [127] den kühnen Officier wegen der Nahe der Mine noch vor der Verschüttung und schleuderte ihn zu Boden. Augen, Nase, Mund waren wohl glücklicher Weise unverletzt geblieben. aber seine Kopfhaare, seine ganze Kleidung war versengt, seine Hände voll unzähliger Brandwunden. Stein, Schutt in der Höhe von dritthalb Schuhen hatten Leib und Füße S.’s dermaßen eingezwängt, daß an eine Selbstbefreiung bei seinen gelähmten Kräften nicht zu denken war. Am Kopfe und Hinterhaupte hatte er zwei tiefe, durch Steine geschlagene Wunden, aus deren letzterer ihm noch später mehrere bedeutende Schädelknochensplitter herausgenommen wurden. Die ungeheure Wirkung der Mine hatte den Feind zum Rückzuge genöthigt, und nun wurde der halbverschüttete und schwer verletzte Schauer aus dem Schutte ausgegraben und dem Arzte übergeben. Durch das zertrümmerte Gebäude hatte der Feind theilweise seine Deckung verloren und die Aussicht vom Fort aus in die Gegend von Virgiliano wurde auch möglichst frei. Tags darauf entzündeten die brennenden Gebäude eine andere, gleichfalls in einem der Häuser angebrachte Ladung von mehreren Centnern Pulver. Schauer wurde für seine muthige That mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet und im Jahre 1867 in den erbländischen Ritterstand erhoben. Mineurführer Weber aber, welcher der Erste zu Schauer’s Rettung herbeigeeilt war, wurde mit der goldenen Medaille decorirt.

Ritterstands-Diplom ddo. 12. Juni 1867. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) III. Jahrg. (1850), S. 466.