Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 29 (1875), ab Seite: 92. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Anton Schaller (Maler, 1773) in der Wikipedia
Anton Schaller in Wikidata
GND-Eintrag: 138117934, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schaller, Anton|29|92|}}

Schaller, Anton (Historienmaler, geb. zu Wien im Jahre 1772, gest. ebenda im Jahre 1844). Der Sohn eines aus Waldmünchen in Bayern stammenden Weißdrehers an der k. k. Porcellan-Manufactur in Wien, und Bruder des berühmten Bildhauers Johann S. [s. d. S. 98]. Sollte Hafner werden und besuchte zu diesem Zwecke den unter der Aufsicht der k. k. Akademie der bildenden Künste gestellten Curs für Handgewerke in der Verzierungssculptur, den damals Hagenauer [Bd. VII, S. 193] leitete. Nun fand er als Lehrling Aufnahme in der k. k. Porzellan-Manufactur, wo ein Maler Namens Schulz sein Talent für Zeichnen und Malen erkannte und ihn, um ein so ausgesprochenes Talent nicht im gewöhnlichen Handwerk untergehen zu lassen, als den fähigsten Schüler der Manufactur dem Director der Porzellanfabrik Matthäus von Niedermayer [Bd. XX, S. 321] empfahl. Dieser, um die Förderung der unter seine Leitung gestellten Anstalt hochverdiente Mann hatte für die Zöglinge derselben alljährlich einen Preis für das beste in Oel ausgeführte Bild ausgesetzt. Auch Schaller bewarb sich um denselben. Der Gegenstand war eine Scene aus Göthe’s „Iphigenie“, der Moment, wo Orestes ausruft: „Berühre nicht meine heiligen Locken“ war [93] gewählt und von Schaller so geschickt behandelt worden, daß ihm zwar nicht der erste Preis, doch nach demselben die nächste Anerkennung zu Theil wurde. So aufgemuntert, errang er später auch den ersten, und nun wurde Director Niedermayer der Gönner dieses aufstrebenden Talentes. Er übertrug ihm die Ausführung mehrerer historischer Gemälde auf Porzellanplatten, deren einige in den Besitz des kunstsinnigen Herzogs Albert von Sachsen-Teschen [Bd. XXVIII, S. 32] und anderer Fürsten gelangten. Die Geschicklichkeit S.’s hatte dessen Verwendung zu den schwierigsten Bestellungen zur Folge. Unterdessen vernachlässigte er seine weitere Ausbildung nicht, arbeitete mit größter Sorgfalt nach antiken Vorbildern und nach der Natur, studirte fleißig Anatomie und hatte sich allmälig so herangebildet, daß ihm die Professur der Anatomie und Elementarzeichnung an der k. k. Akademie übertragen wurde. Von nun an widmete er sich ganz dem Kunstunterrichte und in seinen Mußestunden vollendete er mehrere Bildnisse und Oelgemälde, von denen er einige in den Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna ausstellte, so im Jahre 1816: „Achilles empfängt die von Agamemnon an ihn abgesandten griechischen Feldherren“; – im Jahre 1822: „Die Parabel vom Zinsgroschen“ und „Die heilige Maria mit Jesus und Johannes“; – im Jahre 1824 neben mehreren Bildnissen eine „Madonna“. Von anderen Arbeiten Schaller’s sind außer einigen größeren Altarbildern, welche in verschiedenen Kirchen Oesterreichs sich befinden, noch bekannt eine „Himmelfahrt Mariä“, ein Altarbild, das nach Mähren kam; – „Der heilige Stephan, Almosen austheilend“, 1833 gemalt, dessen Graf Raczyński in seiner „Geschichte der deutschen Kunst“ rühmend gedenkt; – „Androklus wird in der Wüste von dem Löwen mit Nahrung versorgt“, im Besitze eines Dr. Steinbauer in Wien; – eine „Venus“ in Halblebensgröße, im Besitze des Irrenarztes Dr. Gern, ein vielgerühmtes Bild; – ein „Amor“, gleichfalls im Privatbesitze – und „Die Grazien finden Amor in einem Korbe mit Rosen“. Viele geistvolle Zeichnungen von seiner Hand, unter andern ein gar schönes Blatt, darstellend „Glaube, Hoffnung und Liebe“, befinden sich in der berühmten Sammlung des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen. Schaller war wirkliches Mitglied der k. k. Akademie der Künste in Wien und an derselben zuletzt Corrector in der Schule des historischen Elementarzeichnens. Einige Abhandlungen über Kunst, sowie Nachrichten über sein Leben und Wirken hatte er dem damaligen beständigen Secretär der Akademie L. Maurer übergeben, und vielleicht befinden sich dieselben noch in den Acten der Akademie. Ein Selbstbildniß des Künstlers, sehr charakteristisch und ähnlich ausgeführt, befindet sich im Besitze seiner Familie.

Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XV, S. 138. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 431. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für das gebildete Publicum (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VII, S. 476, Nr. 2. – Kataloge der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien, 1816, S. 16, Nr. 27; 1822, S. 17, Nr. 84; S. 24, Nr. 220, 225, 236; 1824, S. 18, Nr. 64; S. 19, Nr. 75; S. 20, Nr. 108.