Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sauter, Anton
Band: 28 (1874), ab Seite: 287. (Quelle)
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Saurer, Mathias (Humanist, geb. zu Haining im Oberinnthale Tirols 25. April 1807, gest. zu Rietz 12. Mai 1868). Bauernsohn, der zu Innsbruck die Gymnasial-, philosophischen und theologischen Studien machte, im Jahre 1841 Cooperator zu Landeck und im October 1845 Pfarrer zu Rietz wurde, wo er durch 23 Jahre bis an sein Lebensende verblieb. Eine eingehende Darstellung seiner Thätigkeit daselbst im Predigtamte und Unterrichtswesen, so interessant sie an und für sich ob ihrer eigenthümlichen und nutzbringenden Weile auch wäre, entzieht sich der Aufgabe dieses Lexikons und muß dieserhalb auf die unten bezeichnete Quelle, welche ein frisches Lebensbild dieses würdigen Priesters entwirft, gewiesen werden. Großen Einfluß auf S. machten die [288] Schriften Hirscher’s, der lange früher als das Reformbedürfniß des in jesuitischem Formenwesen vernichteten und in romanischem Uebermuthe sich überstürzenden Katholicismus zu Tage getreten war, dessen Vermittelung mit dem Protestantismus anstrebte. Saurer besaß nicht nur sämmtliche Schriften Hirscher’s, der freilich später sich auch dem römischen Stuhle unterworfen hatte, sondern hatte sie auch auf das Eifrigste studirt. Sein Biograph meint in dieser Hinsicht: „Saurer habe Hirscher’s Schriften nicht dazu gebraucht, um aus ihm das Dogma zu studiren. sondern sich Menschenkenntniß, Kenntniß der Züge des Menschenherzens zu verschaffen“. Ihm war Hirscher’s Moral das bevorzugte Buch der Askese und seine Betrachtungen gaben ihm den reichsten Stoff zu ähnlichen eigenen Betrachtungen. Im Puncte der Askese mochte Saurer wohl weit und breit seines Gleichen suchen, und es ist fast rührend zu lesen, was in dieser Beziehung sein Biograph über ihn berichtet. Er suchte alle Leidenschaften zu ertödten und stellte einen bewundernswerthen Gleichmuth allen Lebensverhältnissen entgegen. Seine Bedürfnisse auf das kleinste Maß beschränkend, verwendete er Alles, was er einnahm, zu Spenden für Arme und Leidende. Bezeichnend für sein ganzes Wesen lauten die Worte seines Biographen: „Es brauchte das Zureden der Haushälterin-Schwester, daß er nicht den letzten Schuh vom Fuße weg verschenkte oder doch einen leidlichen Rock anzog. Nur die Buchhandlungen Innsbrucks bezogen ihren Antheil Jahr aus Jahr ein. In seinem Berufe erbte S. eine in seiner Pfarre epidemisch herrschende typhöse Krankheit, der er auch in wenigen Tagen im Alter von 61 Jahren erlag. Die Leichenfeier gab ein glänzendes Zeugniß. in welcher Achtung, ja Verehrung S. beim Volke stand.

Neue Tiroler Stimmen (Innsbrucker Volksblatt, 4°.) 1868, Nr. 39–49, im Feuilleton: „Mathias Saurer“.