BLKÖ:Salm-Salm, Wilhelm Florentin Fürst

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 28 (1874), ab Seite: 139. (Quelle)
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22. Wilhelm Florentin Fürst Salm-Salm (Fürsterzbischof von Prag, geb. im Schlosse Anhold 10. Mai 1745, gest. zu Hambach bei Sulzberg 14. September 1810). Aus der Linie Salm-Salm des Zweiges Hoogstraaten, dessen Stifter Wilhelm Florentin’s Großvater, auch Wilhelm Florentin (gest. 1707), ist. Fürst Wilhelm Florentin ist ein Sohn des österreichischen Feldmarschalls und Gouverneurs von Antwerpen, Nikolaus Leopold, ein Bruder des Maria Theresien-Ritters Maximilian Friedrich Ernst [s. d. S. 144] und ein Neffe des Erzbischofs Manderscheidt [Bd. XVI, S. 363]. Anfänglich für den Soldatenstand bestimmt, machte er seine Studien in den Collegien zu Juilly in Frankreich und dann in der Theresianischen Ritterakademie zu Wien. Erst später ergriff er die priesterliche Laufbahn, für welche er, wie zugleich in der Rechtswissenschaft, zu Cöln und Lüttich ausgebildet wurde. Frühzeitig wurde er Domherr des Capitels in Cöln, dann in Straßburg. Augsburg und Lüttich. Im Jahre 1775 – erst 30 Jahre alt – wurde er in den österreichischen Niederlanden auf den Bischofsitz zu Dornach (Tournay) erhoben, als welcher er am 20. Mai 1776 die päpstliche Confirmation und am 14. Juli zu Bonn die bischöfliche Weihe erhielt. In dieser Stellung erwarb er sich durch sein kluges Verhalten in Durchführung der neuen Josephinischen Verordnungen das Vertrauen seiner Diöcese, wovon ein Theil zu Frankreich gehörte und wodurch S. in die Wirren der eben ausgebrochenen französischen Revolution mit hineingezogen wurde. Er fand sich am 5. Mai 1789 bei der Eröffnung der Ständeversammlung in Versailles ein, verlor, als am 2. November g. J. alle geistlichen Güter eingezogen wurden, die in Frankreich gelegenen Besitzungen seines Bisthums und in Folge der im April 1790 in’s Leben getretenen neuen Civil-Constitution der französischen Kirche alle französischen Antheile seiner Diöcese. Aber auch der niederländische Aufstand ging an der Diöcese Tournay nicht spurlos vorüber. Salm hatte sich nach Cöln flüchten müssen, wo er noch Mitglied des Domcapitels war, und erst im Juni 1791 kehrte er wieder nach Tournay zurück. Als aber dann am 20. April 1792 die Kriegserklärung Frankreichs an Oesterreich erfolgte und fünf Tage später die Franzosen die niederländische Grenze überschritten, flüchtete Salm zum zweiten Male. Bei der Entwickelung der damaligen Verhältnisse war an eine Rückkehr nicht mehr zu denken, und um so weniger, als durch den Frieden von Campoformio die Niederlande an Frankreich fielen. In der Zwischenzeit war der Prager Erzbischof Przichowský [Bd. XXIV, S. 32] gestorben und Salm von Kaiser Franz am 3. Mai 1793 zu dessen Nachfolger ernannt worden, worauf dieser am 2. Mai 1794 seinen feierlichen Einzug in Prag hielt. [140] Die Periode von Salm’s erzbischöflicher Regierung war in Folge der Kriegswirren aller Entwickelung des kirchlichen Lebens ungünstig. In seine Zeit fällt die Loslösung des Egerlandes von der Regensburger Diöcese (2. November 1807). Die Versuche, die stramme Josephinische Kirchenordnung zu lockern, begannen bereits, und an den Bestrebungen, die Kirche von der stattlichen Aufsicht zu befreien, nahm S., so weit es die Verhältnisse irgendwie ermöglichten, Antheil. Im Uebrigen sah er auf strenge Kirchenzucht, unternahm fleißige Visitationen, drang auf standeswürdiges Leben, wirkte viel Gutes in den traurigen Bedrängnissen der Kriegsjahre, beschäftigte die erwerblosen Arbeiter, half verschämten Armen in freigebigster Weise und erwarb sich den Ruf eines milden und wohlthätigen Kirchenfürsten. So lange S. lebte, behielt er die Jurisdiction über Schwaz, welche nach seinem Tode dem Bischofe von Leitmeritz zufiel. Am 8. December 1804 verkündete S. im Prager Dome die Proclamation des Kaisers Franz zum ersten Kaiser von Oesterreich. Der Erzbischof starb nach längerem Leiden im Alter von 65 Jahren. Als seine Leiche durch die erzbischöfliche Stadt Rozmital, wo der Verblichene gerne zu weilen pflegte, geführt wurde, wollte die Bevölkerung, welche den Abgeschiedenen in ihrer Mitte behalten wollte, die Abführung der Leiche verhindern und fügte sich erst der bewaffneten Macht, welche zum Einschreiten herbeigerufen worden war. Die erzbischöflichen Güter hatte Fürst S. wesentlich verbessert und dazu die ansehnliche Summe von 200.000 fl. verwendet. Fürst Wilhelm ist ein Urgroßoheim des Prinzen Felix Salm-Salm [s. d. Nr. 6], des Leidensgenossen des unglücklichen Erzherzogs Ferdinand Max, Kaisers von Mexiko. [Frind (Anton), Die Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe von Prag (Prag 1873, J. C. Calve, 8°.) S. 270 bis 278. – (Pappe) Hamburger Lesefrüchte (8°.) 1821, Bd. IV, S. 495 (berichtet ein nicht uninteressantes Erlebniß Salm’s).] –