BLKÖ:Rottal, Franz Anton Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rotta
Band: 27 (1874), ab Seite: 157. (Quelle)
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Rottal, auch Rothal, Franz Anton Graf (der Letzte seines Geschlechts, gestorben am 26. October 1762). Aus einer alten Adelsfamilie, über welche die Quellen S. 159 Näheres berichten. Ein Sohn des kais. Kämmerers Johann Sigmund Freiherrn von Rottal (gest. am 7., n. A. 10. December 1717) aus seiner Ehe mit Maria Maximiliana geb. Fürstin Liechtenstein. Freiherr Johann Sigmund ist der Erbauer der von dem Brünner Bildhauer Schauberger mit Kunstwerken reich geschmückten Pfarrkirche in Holleschau. Sein Sohn Franz Anton wählte die Beamtenlaufbahn, in welcher er es aber nicht höher als zum Kreishauptmann des Hradischer Kreises brachte, welche Stelle er in den Jahren 1719 bis 1722 bekleidete und im Jahre 1735 erscheint er noch als Landrechtsbeisitzer. Dann zog er sich ganz in’s Privatleben zurück, das er an Seite seiner Gemalin auf seinen ausgedehnten Besitzungen der Sorge für seine Unterthanen, der Pflege religiösen Sinnes und der Kunst widmete. Seit 14. Jänner 1718 war er mit Maria Cäcilia Gräfin Trauttmansdorff vermält, deren Mutter, Maria Gräfin Starhemberg, eine Tochter des berühmten Vertheidigers Wiens Ernst Rüdiger Grafen von Starhemberg war. Freiherr Franz Anton Rottal erhielt im Jahre 1732 die geheime Rathswürde und bald darauf den Grafenstand. Graf Franz Anton hatte großen Sinn für Kunst und bethätigte denselben durch mancherlei Unternehmungen, die an seinen Namen eine bleibende Erinnerung knüpfen. In seinem Hause waren immer Mater, Bildhauer, Architekten, Tonkünstler, einheimische wie fremde, beschäftigt. Er baute Kirchen, aber auch andere Gebäude, die er mit Kunstwerken ausschmücken ließ. Von seinen zahlreichen Kirchen-, Schloß- und Gartenbauten seien erwähnt: der ihm von seinem Vater noch letztwillig empfohlene Bau der schönen Wallfahrtkirche auf dem Berge Hostein (1721–1748), welche, nachdem sie seit 1787 den Unbilden der Zeit überlassen geblieben, neuerlich durch Beiträge wieder restaurirt wurde; die Wiederherstellung der Annakirche in Holleschau (1743), der Bau der schönen Pfarrkirche [158] in Bistritz (1744), ferner jener zu Misloschowitz (1752) und die Todten- und Gruftcapelle in Holleschau, welche er sich zur Ruhestätte erwählt. In seinem Testamente ddo. 20. November 1761 bestimmte er u. a. auf Messen, welche in der Holleschauer Todtencapelle für sein Seelenheil gelesen werden sollten, 4000 fl.; eine ebenso große Summe für einen Arzt zur unentgeltlichen Behandlung der Kranken, und 3000 fl. zur Errichtung einer Unterthanen-Apotheke. Bei den oberwähnten Kirchenbauten wurden der um jene Zeit berühmte Baumeister Thomas Sturm, dann die Bildhauer Fritsch, ein Schüler Donner’s, Schauberger und Zauner verwendet. Auch hielt der Graf eine eigene Capelle; der fleißige Compositeur Ignaz Holzbauer [Bd. IX, S. 246] dirigirte seine italienische Oper. Im Jahre 1746 stiftete Graf Franz Anton ein Trinitarierkloster zur Auslösung gefangener Christen aus der türkischen Sklaverei. Der Graf war zweimal vermält. Seine erste Gemalin war die schon genannte Gräfin Maria Cäcilia von Trauttmansdorff; die zweite war Maria Theresia verwitwete Edle von Kramern, geb. von Wiennern (Wimmern?). Die erste gebar ihm einen Sohn Ferdinand Joseph, der aber vor dem Vater starb, und drei Töchter, Amalie, Gemalin des Leonhard de la Rovere Grafen von Monte l’Abbate; Maria Anna, Gemalin des Grafen Guidobald von Dietrichstein, und Maximiliana, Gemalin des Feldmarschalls Franz Grafen Nádasdy (Bd. XX, S. 6]. Letztere Schwiegervaterschaft kam dem Grafen Franz Anton theuer zu stehen. Es war nach der Schlacht von Trautenau 30. September 1745), in welcher dem Feldmarschall Grafen Nádasdy das ganze Kriegsgeräth und die Bagage des Königs Friedrich II. in die Hände fiel. Unter letzterer befand sich auch des Königs Favorit, ein Windhund. Der König schickte einen Parlamentär an den Grafen Nádasdy, der von ihm den Hund des Königs zurückforderte. Der Feldmarschall konnte aber das Verlangen des Königs nicht erfüllen, da er den Hund schon nach Croatien geschickt und seiner Frau zum Geschenke gemacht hatte. Als der darüber aufgebrachte König erfuhr, daß der Graf Franz Anton Rottal der Schwiegervater des Feldmarschalls Nádasdy sei, ließ er auch sofort ein Corps unter dem Befehl des Generals Waldegraf auf die dem Grafen gehörige Herrschaft Holleschau abrücken und dieselbe brandschatzen. Der Graf war gar nicht im Stande, die enorme, ihm zu bezahlen auferlegte Summe in baarem Gelde herbeizuschaffen und mußte, um sie zu decken, das Kirchensilber der Kirchen seiner Herrschaften abfordern. Aus seinen Stallungen wurden die schönsten Pferde genommen und überdieß mußte er die Executionstruppen während ihres Aufenthaltes vollständig verpflegen. Kaum ein anderer Hund dürfte bisher so hoch zu stehen gekommen sein. Wahrhaftig eine Handlungsweise, welche Friedrich II., zubenannt der Große, oder wohl auch der Philosoph, besser kennzeichnet, als Alles, was preußisch-dynastische Sykophanten über ihn fabeln. Wegen eines Hundes diese Rache an einem Schuldlosen!!! – Da der Graf keinen männlichen Erben hinterließ und der letzte männliche Sproß seines Geschlechts war, so nahm er mit seinem großartigen Güterbesitz die Erbtheilung vor, welche d’Elvert in dem in den Quellen angeführten „Notizenblatt“ ausführlich darstellt. [159] Das Oberstsilberkämmereramt von Steiermark, welches die Familie Rotta bereits seit 1536 besaß, ging nun an die Grafen Perglas über. Die große Fideicommißherrschaft Napagedl im Hradischer Kreise, seit 1612 im Besitze der Familie Rottal, gelangte an die zweite Tochter des Grafen Franz Anton, an die Gräfin Maria Anna, vermälte Guidobald Graf Dietrichstein.

Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mähr-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Redig. von d’Elvert (Brünn, Rohrer’s Erben, 4°.) 1869, Nr. 3, S. 22, im Artikel: „Zur mährisch-schlesischen Adelsgeschichte. XXV. Die Grafen von Rottal“. – Brünner Wochenblatt 1825, S. 231.